Wechsel im Wichernhaus: Abschied für Johann Wagner
Für den scheidenden Geschäftsführer endet nach 38 Jahren eine Ära. Seine Nachfolgerin ist seine Ehefrau Regine Widmayer-Wagner.
Wuppertal. Warme Worte statt cooler Skatemanöver am Freitag im Wicked Woods. Wo sonst Skateboarder und Inlineskater ihre Runden drehen, waren diesmal Bestuhlungen für rund 100 Ehrengäste aus Politik, Verwaltung, Kultur und Stadtgeschehen aufgebaut worden, während die Halfpipes kurzerhand als Ablagefläche für Sektgläser umfunktioniert wurden.
Das alles geschah zu Ehren des scheidenden Wichernhaus-Geschäftsführers Johann Wagner, für den an diesem Tag eine 38-jährige Ära endete. Der den meisten als Hans bekannte Strippenzieher verabschiedete sich in den Ruhestand und übergab seiner die Nachfolge antretenden Ehefrau Regine Widmayer-Wagner einen symbolischen Schlüssel.
An Ereignisse aus den vergangenen 38 Jahren erinnerte eine Diashow, die Wagner - damals noch mit dunkler Mähne - mal als Fußballer, mal als Segler und 1990 bei der Eröffnung der Skaterhalle zeigte. So hatte Wagner ab 1979 als Mitarbeiter und seit 1995 als Geschäftsführer des gemeinnützigen Wichernhauses die Wuppertaler Gefährdeten- und Jugendhilfe kontinuierlich ausgebaut und kann sich inzwischen den Bau der Wichlinghauser Skaterhalle sowie die Schaffung von Wichernkapelle, Trassenmeisterei, Radbahnhof Wichlinghausen, Café Nordbahntrasse, Café Berlin und Brockenhaus auf die Fahnen schreiben.
Über mehrere Umwege war der Diplom-Sozialpädagoge nach Ausbildung bei der Deutschen Bundesbahn, Weiterbildung an Abendschulen sowie seinem Pädagogik-Studium in Siegen 1979 nach Wuppertal gekommen und im Wichernhaus zunächst in der Straffälligenhilfe tätig.
An die zahlreichen Verdienste des gebürtigen Niederrheinländers erinnerte auch Sozialdezernent Stefan Kühn, der die herausragende Entwicklung des Wichernhauses mit einem Wunder gleichsetzte und von der Schaffung eines Imperiums sprach. Kühn würdigte die vorbildliche Arbeit des langjährigen Geschäftsführers und gab zu Bedenken, dass die facettenreichen Entwicklungsschritte stets konzeptionell und peu á peu vonstatten gegangen seien. „Du hast die Menschen immer wieder organisiert und motiviert“, lobte er. Auch Diakonie-Direktor Martin Hamburger erwähnte die „große Kontinuität“ des Wichernhauses und attestierte Wagner „vorbildliche Beharrlichkeit“ und „unermüdliche Hilfsbereitschaft“, obwohl die Hilfsbedürftigkeit im Laufe der Jahre mehr geworden sei.
Wagner selbst zeigte sich gerührt von den vielen warmen Worten und gab die Lobeshymnen an Partner und Wegbegleiter zurück. „Jetzt kann ich mich aufs Boule-Spielen konzentrieren“, sagte Wagner schmunzelnd. Darüber hinaus sieht er künftig in seinem Garten ein schier unerschöpfliches Betätigungsfeld — will sich jedoch nicht komplett aus der Wuppertaler Kulturszene zurückziehen.