Weiber wollen die Stadtkasse füllen, Jung lieber die Gläser
Der Oberbürgermeister ergibt sich den Närrinnen und überlässt Prinzessin Rita I. und ihrem Gefolge die „Insignien der Macht“.
Wuppertal. Es ist nicht der Kölner Heumarkt, aber der Heubruch ist immerhin gleich um die Ecke. Rund 70 jecke Weiber in feschen Kostümen haben sich heute Morgen auf den Stufen des Rathauses versammelt und lassen sich von Klaus Prietz mit der Harmonika einheizen. „Wuppdika, Wuppdika“, singen Bienchen und Hippie-Bräute zur Melodie von „Kölle Alaaf“.
Dann geht’s los: Das Rathaus wird gestürmt — aber eher gemächlich. Angeführt von Silvia Hagedorn, Präsidentin der Großen Wuppertaler Damen Karnevalsgesellschaft, im pinken Sissi-Gewand und Prinzessin Rita I. als froschgrüne Haremsdame trotten die Närrinnen zum Sitzungssaal im Obergeschoss. Auch Kinderprinzessin Lea I. ist dabei.
Dort wartet pünktlich um 11.11 Uhr schon Oberbürgermeister Peter Jung mit blubbernden Getränken und einer rot-gelben Scheußlichkeit von Krawatte um den Hals, von der sich die Karnevalsprinzessin gleich das größte Stück abschneidet. Ach ja: Gebützt wird natürlich auch.
Dann liest Hagedorn, die „Kaiserin von Österreich“ — Jung hielt sie eher für eine „Carmen Spätlese“ — dem Stadtobersten die Leviten. Sie lästert über die „unendliche Geschichte mit unserer Trasse“, den Unwillen, das Drei-Kaiser-Denkmal von den Russen restaurieren zu lassen und natürlich über die leeren Kassen der Stadt. „Aber wir holen wieder ein bisschen Geld rein — mit Ein-Cent-Stücken“, schlägt Hagedorn vor. Verlegen rückt sich der OB den Krawatten-Stummel zurecht.
Dann ist Jung an der Reihe: Er schenke den Damen ein Rathaus mit leeren Kassen, in der Hoffnung, dass diese sie wieder füllen. „Aber am Ende des Tages, das ist toll, seid ihr als einzige heute richtig voll“, lästert er. Ganz im Griff haben die Närrinnen den Bürgermeister wohl noch nicht. Immerhin: Den Stadtschlüssel rückt er später brav heraus.