Predigt Weihnachtsbotschaft: Weckruf aus der Hoffnungslosigkeit
Thema der Weihnachtspredigten ist natürlich die Geburt Jesu – aber auch aktuelle Themen werden aufgegriffen.
„Freue dich und sei fröhlich“: Der biblischen Aufforderung werden ab morgen nicht nur Christen gern nachkommen und das Weihnachtsfest, die Geburt Jesu Christi, feiern. Auch für viele Wuppertaler gehört zumindest ein Kirchenbesuch dazu, und die Gotteshäuser sind zum Christfest voll. Der Predigttext zu Heiligabend steht im Buch des Propheten Sacharja, und dort heißt es eben „Freue dich und sei fröhlich“.
Zukunftsthemen geben eher Anlass zu Befürchtungen
Für Pfarrerin Dr. Heike Ernsting, Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Langerfeld, ist genau dieser Aufruf zur Freude der Aufhänger für ihre Weihnachtspredigt. „Es ist aktuell gar nicht so einfach, zur Freude aufgerufen zu werden“, sagt Heike Ernsting.
Gerade in diesem Dezember trage man viele Zweifel und viele Bedenken mit sich herum: „Wie geht es weiter mit dem Klima und unserem Planeten? Was ist mit den USA und mit dem
Brexit? All diese Zukunftsthemen geben eher Anlass zu Befürchtungen als zu Freude“, erklärt sie.
Aber dennoch: „Mit der Geburt Jesu kommt Gott zu uns auf die Welt – mit all seinen Möglichkeiten. Der Stall in Bethlehem wird so zum Ort der Hoffnung“, sagt die Pfarrerin. Inmitten aller Hoffnungslosigkeit entstehe damit etwas neues Kraftvolles, das etwas zu verändern vermag.
Damit sei die Weihnachtsbotschaft auch ein Weckruf aus der Hoffnungslosigkeit heraus. „Mit der Menschwerdung Gottes kommt die Würde des Menschen und die Würde des Lebens in aller Klarheit ans Licht der Welt.“
In ihrer Weihnachtspredigt will Heike Ernsting auch Bezug zur Situation der Flüchtlinge nehmen. „Jeder Tote ist einer zu viel, jedes Leben ist wichtig. Wir als Kirche müssen für Humanität und Nächstenliebe einstehen.“ Darum unterstütze die Gemeinde Langerfeld auch das Aktionsbündnis United4Rescue, das sich für die Seenotrettung im Mittelmeer einsetzt.
Dr. Jochen Denker, Pfarrer in der evangelisch-reformierten Gemeinde Ronsdorf, betont: „Die Botschaft zu Weihnachten ist uns vorgegeben. Es geht um die Geburt Jesu und darum, was sie für uns bedeutet. Darum, dass Gott sein Interesse an uns behält“, erklärt Denker. „Wir lassen uns damit von Gott sagen: Probiere es mit mir zusammen.“
Das habe durchaus auch eine gesellschaftliche und politische Relevanz, weil es Auswirkungen auf das Verhalten jedes Einzelnen habe. „Dahinter steht doch die Botschaft: Woher kriegen wir die Kraft, so zu leben, wie Gott es für uns vorgesehen hat.“
Weihnachten ist nicht einfach
eine romantische Erinnerung
Worüber er Weihnachten predigt? „Über Weihnachten natürlich“, betont Pastoralreferent Dr. Werner Kleine von der Katholischen Citykirche. „Die alte Geschichte will immer neu erzählt werden.“ Dabei sei Weihnachten nicht einfach eine romantische Erinnerung, sondern „wahrlich herausfordernd – zumindest für die, die an die Menschwerdung Gottes glauben.“
Er erklärt: „Das Wort Gottes will in uns immer wieder Gestalt annehmen. Es muss konkret werden. Wer redet, muss auch handeln. Das ist die große Herausforderung, der sich insbesondere meine, die römisch-katholische Kirche im Angesicht von Missbrauchsstudien und den Herausforderungen der Gegenwart stellen muss.
Wenn Gott den Himmel verlässt und zur Welt kommt, dann ist es mit frommer Gemütlichkeit vorbei. Gott macht aus Worten Taten. Die, die sein Wort im Munde führen, sollten es ihm gleichtun. Kann man da noch schweigen, wenn Gottes Wort konkret wird? Wohl kaum – im Kleinen wie im Großen. Wenn Gott kommt, kann nichts bleiben wie es ist.“