Weisser Ring: Die Zahl älterer Raubopfer nimmt zu
Immer mehr ältere Menschen wenden sich an den Verein. Hilfe für 140 Verbrechensopfer allein im Jahr 2011.
Wuppertal. Am 1. Mai hat Manfred Guth die Leitung der Außendienststelle Wuppertal des Weissen Rings übernommen. Auf ihn und die anderen ehrenamtlichen Mitarbeiter der Opferhilfsorganisation kommt eine Menge Arbeit zu. „Nach meiner Einschätzung hat gerade die Zahl älterer Menschen, die auf offener Straße überfallen worden sind und sich an uns wenden, in letzter Zeit stark zugenommen“, sagt Manfred Guth.
„Wegen meiner beruflichen Belastung als Banker hat sich mein Engagement lange Zeit auf Spenden beschränkt. Im Ruhestand habe ich nun mehr Zeit, um mich auch direkt für Verbrechensopfer einzusetzen“, sagt Manfred Guth, der seit über 30 Jahren Mitglied im Weissen Ring ist.
Wie sich ein Opfer fühlt, weiß er, seit vor einigen Jahren bei ihm eingebrochen worden ist. „Das hat mich damals wochenlang sehr mitgenommen. Obwohl wir sofort alle Schlösser ausgetauscht haben, ließ mich die Sorge nicht los, der Einbrecher könnte noch einmal wiederkommen.“
In vielen anderen Fällen kommen neben der Traumatisierung des Opfers existenzielle Sorgen hinzu. In 140 Fällen hat der Weisse Ring 2011 in Wuppertal dafür gesorgt, dass das Opfer nach der Tat nicht als „hilfloses Opfer“ zurückblieb. Rund 23.000 Euro wurden insgesamt an Soforthilfe ausgezahlt. Bis zu 250 Euro dürfen die Mitarbeiter sofort auszahlen, um wirtschaftliche Notlagen zu mildern, wenn zum Beispiel einer Renterin die Handtasche und damit das komplette Haushaltsgeld aus der Hand gerissen wurde. „Die Zusammenarbeit mit der Polizei ist sehr gut. Die Polizisten sehen oft mit einem Blick, wer Hilfe benötigt. Natürlich können sich Betroffene auch direkt an uns wenden“, sagt Manfred Guth.
Der Kontaktaufnahme per Telefon (siehe Kasten unten) schließt sich das persönliche Gespräch an, in dem die Mitarbeiter des Weißen Rings auch immaterielle Hilfe anbieten. Die ist besonders bei Opfern von Gewalttaten, speziell häuslicher Gewalt, wertvoll. So werden Therapieplätze vermittelt, Anwaltskosten erstattet oder Hilfe-Schecks für Psychologen und Therapeuten ausgestellt. „In einem Fall des Stalkings wurde eine junge Frau von einem Arbeitskollegen belästigt. Ihr einen Anwalt zu vermitteln, war der erste Schritt aus einer für sie scheinbar ausweglosen Situation“, berichtet Guth.
Weitere Mitarbeiter werden gesucht. Interessenten werden in Seminaren auf die praktische Arbeit vorbereitet.