Weltweite Abenteuer auf zwei Rädern

Michael Paetsch zieht es in seinem Urlaub in die Ferne. Motorrad und Zelt müssen dabei sein.

Weltweite Abenteuer auf zwei Rädern
Foto: A. Fischer

Grifflenberg. Die reiche Kultur Syriens ganz unmittelbar erfahren zu haben, zählt zu den eindrucksvollsten Erlebnissen von Michael Paetsch. „Römische Säulen und historische Bauten sind dort regelrecht über uns hereingebrochen. Vielleicht ist es im Rückblick besonders spektakulär, weil dort heute niemand mehr hinkommt.“

Weltweite Abenteuer auf zwei Rädern
Foto: Michael Paetsch

Der Wuppertaler entdeckte das Land von Aleppo über Damaskus und Palmyra bis zum Assad-Stausee 2009 mit seinem Motorrad. „Dort ist mir mit Abstand die größte Gastfreundschaft begegnet, die ich je erlebt habe. Wir konnten nicht einmal tanken, ohne irgendwo auf einen Kaffee, einen Tee oder ein Eis eingeladen zu werden.“ Die Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen ist für den 50-Jährigen der Reiz seiner Reisen auf zwei Rädern. „Wir sind immer sehr schnell mit den Leuten in Kontakt gekommen. Entscheidend war oft das deutsche Nummernschild. In den USA haben uns alle sofort darauf angesprochen.“

Seit mehr als 25 Jahren rollt Michael Paetsch auf seinen Maschinen durch die Welt. „Dieses Ursprüngliche daran, mit Motorrad und Zelt unterwegs zu sein, hat mich immer fasziniert.“ Angefangen hat alles mit einem Wochenend-Ausflug zum Nürburgring. Von dort aus erweiterte sich langsam der Radius nach Frankreich, Spanien, Portugal. Start war jeweils vor der eigenen Haustür am Oberen Grifflenberg. „Die langsame Annäherung an das Ziel bietet den Vorteil, sich auf der Fahrt dorthin klimatisch und kulturell anpassen zu können.“

Der Wasserweg nach Amerika hätte allerdings jeden Jahresurlaub des Produktmanagers gesprengt, dorthin ging es durch die Luft — und das auch noch getrennt. Seine Yamaha XTZ 850, die er sich mit viel Leidenschaft umgebaut hatte, hob Wochen vor ihm ab. „Ein Freund von mir hat sie mit nach Toronto genommen, ist die erste Hälfte gefahren und ich habe sie dann in Vancouver übernommen.“ Die Maschine zu verleihen, sei ihm schon sehr schwer gefallen. „Sie ist mein Augapfel, denn es gibt sie nur einmal. Doch ich wusste, dass er ein guter Fahrer ist und im Rückblick war es eine gute Entscheidung.“

Mit der Tour durch die Nationalparks im Westen der USA hat sich für den Wuppertaler vor fünf Jahren ein Traum erfüllt. „Dort gab es auch Verständnis für Leute, die mal abseits der Piste fahren und anschließend entsprechend aussehen.“ Die Freiheit, sich seine Spur in einer weglosen Weite zu suchen, begeistert ihn auch immer wieder für die Wüste. „Mit Tiefsand und Dünen ist das wie Skifahren. Es versetzt einen in einen Rausch, auch wenn die Belastung sehr hoch ist“, berichtet der begeisterte Motorrad-Abenteurer. Bei voller Fahrt sei die Hitze zwar weniger spürbar, abends im Zelt dafür umso mehr. „Das ist wie in einer Sauna zu schlafen.“

Unterwegs ist meist ein Freund an seiner Seite. „Die Frauenquote unter den Weltenbummlern ist extrem niedrig. Mit Zelt und Motorrad zu reisen, hat oft wenig mit Komfort zu tun. Es erlaubt aber, dort zu bleiben, wo es schön ist.“ In den ersten zehn Jahren hat seine damalige Freundin ihn noch begleitet. „Damals hatten wir die Abmachung: zwei Nächte im Zelt, eine im Hotel. Damit könnte ich mich inzwischen auch wieder ganz gut anfreunden.“ Aufgrund der Witterung hat Michael Paetsch Strecken Richtung Norden bisher gemieden. „Mit drei Wochen Regen habe ich Schwierigkeiten“, sagt der 50-Jährige lachend.

Skandinavien und den Baltikum hat er bisher nur einmal durchquert, um Kaliningrad zu erreichen. „Damals haben wir über die Stiftung für Helfer einen Reisepreis von 1000 Euro gewonnen, mit dem wir vor Ort behinderte Kinder unterstützt haben.“ Bereits in Dänemark drohte ein Infekt ihn auszubremsen. „Unterwegs haben die Leute in jedem Land auf ihre Weise versucht, mich zu kurieren: Mit Pillen, die ich nicht kannte, Saunagängen und vor allem Wodka“, erinnert sich Michael Paetsch. Fest entschlossen anzukommen, hielt er durch. In Kaliningrad übergab er das Geld persönlich der Kirchengemeinde, die es in barrierefreie Zugänge und pädagogisches Material investiert hat. „Mir war es wichtig, auf dieser Reise auch etwas zu bewirken.“

Südamerika und Südostasien möchte er in Zukunft noch gerne bereisen. Doch so gerne er wegfährt, er kehrt auch immer wieder gerne zurück. „Wir leben hier in Wuppertal schon sehr exklusiv: In der Nähe der Metropolen und dennoch im Grünen. Die politische Stabilität habe ich durch meine Reisen besonders zu schätzen gelernt.“