Alles im Fluss bei der Paddeltour auf der Wupper

Vom Wasser aus zeigt sich die Bergische Landschaft von ihrer idyllischen Seite. Pflanzen und Vögel lassen sich beobachten.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Eintauchen, durchziehen, auftauchen — in regelmäßigem Rhythmus pflügen die Paddel durch das flache Wasser. Jeder Schlag hinterlässt einen kleinen Strudel, begleitet von einem gurgelnden Geräusch. Erneut taucht das Paddel ein und schiebt das Boot ein Stück auf dem seichten Wasser der Wupper voran.

„Den Schaft einmal drei Handbreit über der Paddelfläche greifen und mit der anderen Hand oben drauf, um genügend Druck ausüben zu können“, hatte Tourführer Thomas Schöffel bei der Einführung erklärt und der Gruppe die korrekte Haltung auf dem Trockenen demonstriert. Knapp zwei Stunden Flussfahrt liegen vor der Besatzung der neun Wanderkanadier. „Wir haben einen guten Wasserstand — gerade für den ersten Teil der insgesamt neun Kilometer langen Strecke.“

Backbord an Steuerbord liegen die breiten Boote aufgereiht am Ufer unterhalb des Parkplatzes Burgholz. Von der nahen L74 ist jedoch nur noch ein fernes Rauschen zu hören. Verpackt in dicke Schwimmwesten sind die Tourteilnehmer mit wenigen Schritten in eine grüne Idylle eingetaucht. Nacheinander lassen sie die Kanus zu Wasser und steigen vorsichtig ein. Einige haben Mühe, die Balance zu behalten, als sie den Boden unter den Füßen verlieren.

„Mittig auf den Bänken Platz nehmen und am besten in den Schneidersitz gehen. Das verlagert das Gewicht nach unten und ermöglicht einen sicheren Sitz“, sagt Thomas Schöffel. Der einstige Vize-Weltmeister im Wildwasser-Kanuslalom steht mit kurzen Hosen im knietiefen Fluss und gibt den Booten mit beiden Händen Halt, damit die 21 Passagiere einsteigen können, ohne gleich baden zu gehen.

Gleichmäßig gleitet das Kanu stromabwärts auf der Wupper dahin. Rechts und links säumen hohe Bäume und üppiges Grün die Ufer und tauchen die schmale Schneise, die das Wasser in die Landschaft gegraben hat, in ein weiches Dämmerlicht. Der bedeckte Himmel zaubert, einem Spiegel gleich, silbrige Bänder auf die kaum bewegte Oberfläche.

„Wenn wir Glück haben, können wir vielleicht einen Eisvogel beobachten“, sagt Thomas Schöffel. Er deutet auf die üppigen Pflanzen, die sich der Wupper entgegen neigen. Springkraut, Bambus und Herkulesstauden sind alles eingeschleppte Arten. Genauso wie die amerikanischen Rotwangenschildkröten und die Flusskrebse. Sie alle verdrängen nach und nach die heimischen Tiere und Pflanzen.“

Gebückt, den Hals mit dem langen Schnabel leicht vorgeschoben, hockt ein Kormoran auf einer Brückenbrüstung und überblickt majestätisch sein Revier. Als er die Kanuflotte kommen hört, erhebt er sich und fliegt lautlos davon. Der Angler bleibt dagegen mit seiner Rute unbeeindruckt im Flussbett stehen und grüßt freundlich, während die Boote an ihm vorbeiziehen.

Zu Beginn der Tour hatten auch die Gäste im Café an der Kohlfurth den Kanuten lächelnd zugewunken, bevor die Flotte unter der historischen Brücke der Museumsbahn hindurch tauchte und um die nächste Flussbiegung verschwand. „Die Strecke haben wir vor zwei Jahren als eine von fünf Routen auf der Wupper ins Programm genommen“, sagt Thomas Schöffel. Sie sei mit knapp zwei Stunden Fahrzeit die kürzeste, zähle aber aufgrund ihrer vielen Kurven und kleineren Stromschnellen zugleich zu den anspruchsvolleren.

Hinter der nächsten Flussschleife strömt das Wasser nicht mehr so seicht dahin. Wellen schaffen unzählige Gipfel und Täler, auf denen der Kanurumpf leicht zu tanzen beginnt. Mit kraftvollen Schlägen halten die Paddler die Boote auf Kurs. Die Gesichter sind konzentriert, während sich der Bug einer Kante nähert, die das Wasser sprudeln und weiß schäumen lässt. Das Kanu hüpft, hält aber Kurs.

Doch schon Sekunden später steuert es in allzu flaches Fahrwasser. Steine schrammen unter dem Kunststoffboden durch und drohen den Kahn aus der Bahn zu werfen. Er kippt gefährlich nach rechts und links, kentert aber nicht. Kräftige Paddelschläge bringen ihn wieder ins Gleichgewicht. Damit sind die Turbulenzen vorerst überstanden. Glatt und gemütlich strömt die Wupper wieder dahin. Eintauchen, durchziehen, auftauchen — in regelmäßigem Rhythmus pflügen die Paddel durch das Wasser und schieben das Kanu Schlag auf Schlag voran.