Begrabt mein Herz in Wuppertal Wenn Angela Merkel Bonobo Bili beim Liebesspiel zuhört
Mit einem Doppelnamen wäre die Kanzlerin nicht in Berlin, sondern im Zooviertel gelandet, vermutet unser Kolumnist.
„Oh, der ist aber süß!“ „Niedlich, wie der schon grinsen kann!“ „Das ist aber ein kleiner, freundlicher Kerl!“ So lauteten die ersten Komplimente, die ich als Kleinkind bekam. Und es waren natürlich ausnahmslos Frauen, die ihre Begeisterung kundtaten, als sie in meinen Kinderwagen blickten, den meine Mutter stolz durch Barmen schob. Am Freitag ist wieder Weltfrauentag. In Berlin ist der 8. März jetzt ein gesetzlicher Feiertag. Ich finde das richtig, und es wäre schön, wenn man sich entschließen würde, diesen Tag auch bundesweit zu feiern. Aber warum brauchen Frauen einen Weltfrauentag, einen Gedenktag? Für mich ist das schon immer die große Frage gewesen, was hat meine Geschlechtsgenossen dazu bewogen, Frauen zu unterdrücken und zu benachteiligen? Und es ist ja nicht so, dass diese permanente Benachteiligung in grauer Urzeit stattgefunden hat, nein, es ist immer noch normaler Alltag, und eine grundlegende Änderung dieses Zustands sehe ich bis heute nicht.
Als Kind war ich immer der festen Überzeugung, meiner Mutter gehört alles. Die Wohnung, die Küche, das Auto - sie ist der Boss! Sie bestimmt nicht nur den Speiseplan, sondern bereitet die wohlschmeckenden Gerichte auch noch von Hand zu. Mein Vater ging morgens irgendwo hin, so dachte ich als Kleinkind wohl, und am Abend kam er etwas ermattet zurück. Die Vorstellung, Frauen würden von Männern unterdrückt, war mir fremd, es schien mir eher umgekehrt. Mein Vater war aber auch eine Seele von Mann, der nie seine Stimme erhob und etwaige Befehle und Anordnungen von ihm, vernahmen mein Bruder und ich fast im Flüsterton. Meine Liebe und Hochachtung für das weibliche Geschlecht manifestierte sich schon in frühster Kinderzeit: Frauen dufteten für mich wie Erdbeerbonbons, waren eher gnädig, liebevoll, zärtlich und warmherzig.
Auch als Jugendlicher, auf dem Wege zum Mann, begeisterte mich die holde Weiblichkeit unentwegt. Mit liebevollen Gedanken an das wunderschöne, weibliche Geschlecht, schlief ich am Abend ein und erwachte am Morgen, nach einer Nacht voller intensiver und märchenhafter Träume. Wenn mir damals jemand erzählt hätte, Frauen würden für die gleiche Arbeit schlechter entlohnt als Männer, dem hätte ich den Vogel gezeigt. Heute weiß ich, es war alles noch viel schlimmer, da Frauen nicht nur finanziell benachteiligt wurden.
Bis heute hat sich da nicht sehr viel verändert, sonst würde man ja auch nicht, wie jetzt in Berlin, auf die Idee kommen, den Internationalen Frauentag zum Feiertag zu erklären. Dass es Weltfrauentage überhaupt gibt, ist für unsere Gesellschaft ein komplettes Armutszeugnis.
Damit die Männer hier in meiner Kolumne nicht zu kurz kommen, möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es natürlich auch Frauen gibt, die nicht so ganz toll sind. Und ja, es gibt selbstverständlich auch ganz entzückende, nette Männer, das kann ich nicht bestreiten. Warum allerdings die meisten Frauen bei einer Heirat immer noch den Namen des Mannes annehmen, bleibt mir auf ewig ein Rätsel. Ich möchte an dieser Stelle über Frau Kramp-Karrenbauer kein Wort verlieren, um ihr nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken.
Allerdings muss ich zum Thema „Doppelnamen“ ein bis bis zwei Wörter verlieren. Unsere Kanzlerin hat hier etwas mehr Raum und Beachtung verdient, alleine, weil sie als Karneval-Muffel schon eher meine Sympathie hat. Unsere Bundeskanzlerin wurde als Angela Dorothea Kasner geboren und heiratete in der DDR Ulrich Merkel. Nach der Scheidung ehelichte sie ihren neuen Herzbuben, behielt aber den Namen ihres ersten Mannes.
Merkels Verzicht auf einen Doppelnamen hat ihr wahrscheinlich nicht geschadet, denn mit dem Namen Merkel-Sauer wäre sie wohl nie Bundeskanzlerin geworden, sondern nach ihrer Zeit als Umweltministerin eher in die Wirtschaft gewechselt. Wer weiß, vielleicht wäre Merkel-Sauer mit ihrem Mann bei den Bayer-Werken hier in Wuppertal gelandet, und sie hätten ein kleines Haus im Zooviertel. In schwülen Sommernächten könnten die beiden „Wahl-Wuppertaler“ dem lustvollen Stöhnen von Bonobo Bili lauschen, das der Föhn durch das weit geöffnete Fenster in ihr Schlafzimmer getragen hat. Und wenn sie irgendwann wieder fährt, dann hätte man das Ehepaar Merkel-Sauer ab und zu auch in der Schwebebahn treffen können.