Wenn Beethoven der letzte Hörende wäre

Mit der Erzählung „Freunde, nicht diese Töne“ hat Autor Falk Andreas Funke den Godesberger Literaturwettbewerb gewonnen.

Foto: Stefan Fries

Seine zunehmende Schwerhörigkeit muss für Beethoven niederschmetternd gewesen sein. Doch was wäre, wenn es ganz anders gekommen wäre; wenn sein Gehör Jahr um Jahr empfindlicher, die seiner Mitmenschen — ja von ganz Wien — indes immer schlechter geworden wäre? Genau auf dieser Annahme, dieser Vision, fußt die kurze Erzählung des mit Herz und Seele Wuppertaler Autors Falk Andreas Funke, der mit dem ersten Preis des 7. Bad Godesberger Literaturwettbewerbs ausgezeichnet wurde.

Falk Andreas Funke, Autor

Die kondensierte Geschichte — kleine Formen sind ganz und gar Funkes Metier, da fühlt er sich zu Hause, was sich auch in seiner Lyrik spiegelt — beschreibt auf unterhaltsame, mit viel Liebe zur bildreichen Sprachlichkeit gespickten Erzählweise diese sonderbare Umkehrung der Lebenssituation des aus Bonn stammenden Komponisten.

Schließlich wird die Erzählung in der Uraufführung von Beethovens 9. Sinfonie kulminieren — vor einem nahezu gänzlich gehörlosen Publikum und mit hochgradig schwerhörigen Musikern. Einzig Beethoven, der am Ende sogar das metaphysische zu hören vermag, bleibt als der letzte Hörende übrig.

Entstanden ist der Text ursprünglich aufgrund eines Aufrufes zum Thema Visionen, einer Zeitschrift. „Ein Thema,“ erzählt Funke, „das mir nicht so richtig lag. Ich dachte, oh, da ist die Gefahr des Pathos.“ Doch beim Hören der Neunten kam Funke — übrigens beim Pfeifen rauchen — eben jene Vision, die zu der Erzählung „Freunde, nicht diese Töne“ führen sollte.

„Die Zeitschrift hat diese Geschichte abgelehnt. Da stand ich erstmal dumm da. Doch dann bekam ich den Hinweis auf diesen Bad Godesberger Literaturwettbewerb. Die Geschichte passte von den Ausmaßen genau hinein“, berichtet er.

„Ich dachte mir, Beethoven und Bonn, das könnte vielleicht ganz gut ankommen“ — und in der Tat wurde er von insgesamt 430 Autoren zusammen mit anderen elf zu einer Lesung in der Parkbuchhandlung, die den Preis ausgeschrieben hat, eingeladen. Das Ergebnis — der erste Preis — hat ihn schon überrascht.

Wobei Funke trotz des Erfolges und obwohl er seit rund 20 Jahren schreibt, von der Schriftstellerei allein nicht leben kann. Im Broterwerb arbeitet er bei der Arbeitsagentur. Das nächste Projekt ist in Planung: „Ich arbeite zurzeit an einer längeren Erzählung. Es geht da um meinen Vater, der vor mehr als 25 Jahren gestorben ist, und irgendwie scheint er wieder anzuklopfen.“ Man darf gespannt sein.