Pensionierte Lehrer Werner Schlesinger: „Unterrichten macht nach wie vor einen Riesenspaß“
Werner Schlesinger unterrichtet auch mit 68 Jahren noch gern. Die Gewerkschaft hält Rückruf der Pensionäre nicht für ausreichend.
Wuppertal. Vor drei Jahren war Werner Schlesingers Laufbahn als Lehrer zu Ende — eigentlich. Als Schulleiter des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau ging er in Pension. Um nur kurz danach am Carl-Fuhlrott-Gymnasium wieder an der Tafel zu stehen. Das Land hat jetzt die Bedingungen für solche engagierten Lehrer verbessert. Das soll helfen, den Lehrermangel auszugleichen.
Wie viele Lehrer aktuell in Wuppertal fehlen, konnte das Schulministerium gestern nicht sagen, auch bei der Bezirksregierung ist kurzfristig keine Zahl zu bekommen. Helga Krüger von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sagt: „Es wird nicht viel besser sein als vor einigen Monaten.“ Im Oktober waren noch 81 Stellen nicht besetzt. Sie weiß, dass an Realschulen 20 Kollegen fehlen, an den Gesamtschulen 30 Stellen nicht besetzt sind.
Seither habe es zwar ein paar Neueinstellungen gegeben, aber zum 1. Februar seien auch wieder einige Kollegen aus dem Dienst ausgeschieden. „Einige Stellen sind gar nicht ausgeschrieben worden, weil es keine Bewerber auf dem Markt gibt.“ Jetzt hofften alle auf den 1. Mai, denn dann würden wieder neue Lehramtsanwärter fertig. Doch auch künftig werde es schwierig, denn in den Seminaren säßen zu wenig angehende Lehrer.
Daher hält sie den Aufruf des Landes für „Flickwerk“. Schon zuvor habe das Ministerium versucht, pensionierte Lehrer zur Weiterarbeit zu motivieren. Jetzt seien die Bedingungen noch einmal verbessert worden: Durften ehemalige Lehrer bisher nur so viel dazuverdienen, dass der Abstand zwischen Pension und den vorherigen Bezügen ausgeglichen war, so können sie jetzt so viel dazu verdienen, wie sie wollen.
„Das wird einige motivieren, aber das Gros wird dem Aufruf nicht folgen“, ist Helga Krüger überzeugt. Die meisten seien froh, gesund das Pensionsalter zu erreichen. Sie mahnt, den Beruf attraktiver zu machen: „Die Ansprüche sind gestiegen.“ Die Bezahlung müsse für Lehrer aller Schulformen gleich sein. Und es müssten mehr Kapazitäten an den Unis geschaffen werden, es würden immer noch Interessenten abgewiesen.
Werner Schlesinger ist übrigens als Diplom-Mathematiker auch zu Zeiten an die Schule gekommen, als Lehrer gesucht wurden. Dabei hatte er schon früh gemerkt, dass er gern Kindern etwas beibringt. Das tut er auch heute noch, neun Stunden pro Woche am CFG und zwei Tage in der Woche im Jugendhaus Cronenberg. Wenn es seine Gesundheit zulässt, gern noch eine ganze Weile.