Else geht aus Weyerbuschturm wird zum Kunstwerk

Nützenberg. · Projekt „Else geht aus“: Künstlerinnen bespielen das Denkmal auf der Kaiserhöhe.

Künstlerin Ulla Riedel (BBK) mit Michael Felstau vom Förderverein und „Else“ vor dem Weyerbuschturm.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Else Lasker-Schüler hat den Nützenberg geliebt. „So oft spazierten meine Mutter und ich Hand in Hand die Sadowastrasse steil bergauf bis in die laubige Feier; die Bäume rauschten dann so froh und grün. Bevor wir aber in den Wald traten, schauten wir uns das bergische Panorama an, es lag unter uns im Tal zu Füssen“, schrieb sie einst. Was liegt da näher, als den Nützenberg in die Feierlichkeiten zu ihrem 150. Geburtstag einzubauen? Das dachte sich auch Ulla Riedel vom BBK Bergisch Land — und verwandelt gemeinsam mit fünf anderen Künstlerinnen den Hingucker des Nützenbergs, den Weyerbuschturm, in ein Gesamtkunstwerk. „Unter den Zweigen der Träume“ ist der Titel des Projekts, das Teil der Reihe „Else geht aus“ ist.

Das Denkmal zum Ort einer Ausstellung zu machen, sei schon eine Herausforderung gewesen, sagt Riedel. Denn der Weyerbuschturm liegt praktisch seit Jahren im Dornröschenschlaf. Der eigens gegründete Förderverein um den Vorsitzenden Michael Felstau kümmert sich um die Sanierung. Aktuell ist der Turm aber eigentlich für die Öffentlichkeit gesperrt. Für die Ausstellung, deren Vernissage am Samstag stattfindet, gibt es eine Ausnahme. „Besucher sind erlaubt, nur ganz nach oben dürfen wir nicht“, erklärt Riedel, die vom Turm und seiner schönen Ausstrahlung schwärmt. „Else geht aus“ fände immer an unterschiedlichen Plätzen statt. „Und jetzt haben wir einen besonders schönen Platz entdeckt“, freut sich die Künstlerin, die wie ihre Mitstreiterin von dem Märchenhaften, dem versteckten Charme des Turms begeistert war. Dass sich dort etwas tut, fiel natürlich auch den Spaziergängern auf dem Nützenberg auf. „Viele haben nachgefragt, was hier los ist“, erzählt Riedel, die direkt immer einer paar Flyer zur Ausstellung parat hatte. Nur einem Mädchen konnte sie nicht helfen. „Die wollte unbedingt den Turm und Rapunzel suchen.“

Bei der Gestaltung der Ausstellung sei man völlig frei gewesen, „anders als beim üblichen Galeriebetrieb“. Zu sehen sein werden ab Samstag zum Beispiel Knopf-Moos-Bilder, Collagen, Malerei, Luft-Licht-Installationen und geheimnisvolle Objekte. Das Wuppertaler Improvisationsorchester WIO bespielt den Turm am 25. Mai von innen mit einer Klanginstallation, die aus allen 13 Fenstern ertönen wird. Und zum Abschluss am 26. Mai lädt Michael Felstau noch zu einer botanisch-literarischen Führung ein.

Förderverein war begeistert
von der Idee einer Ausstellung

Als Riedel ihm von der Idee einer Ausstellung erzählte, „fand ich das einfach klasse“. Genau das sei ja auch das Ziel des Fördervereins, das Denkmal wieder erlebbar zu machen. „Zum einen als Aussichtssturm, zum anderen als Kulturort.“ Schon in der Vergangenheit habe es hin und wieder Veranstaltungen im Turm gegeben. Seitdem der Förderverein das Denkmal, das seit 2008 eigentlich nicht mehr zugänglich ist, unter seinen Fittichen hat, „ist das aber eine Premiere“, so Felstau. Er danke deshalb auch dem städtischen Gebäudemanagement, „das mitzieht und uns unter Auflagen die Nutzung erlaubt“.

In Zukunft soll der Turm bekanntlich auch als Ganzes begehbar werden. Wichtigstes Thema: Die Verkehrssicherheit muss hergestellt werden. Zum Beispiel müssen neue, höhere Geländer angebracht, für eine Beleuchtung im Treppenhaus gesorgt und Sicherheitsglas in die Fenster gebaut werden. Felstau rechnet mit Gesamtosten von gut 270 000 Euro.

Der Förderverein hat bereits die Zusage für eine Förderung aus Bundesmitteln, die durch Landesgelder noch aufgestockt werden könnte. Mit wie viel der Verein insgesamt rechnen könne, steht aber noch nicht fest. „Der Bescheid fehlt noch“, erklärt Felstau. Und solange das so ist, dürfte der Verein auch noch gar nicht mit Arbeiten anfangen. Deshalb seien Aktionen wie „Else geht aus“ wichtig, um den Turm in der Öffentlichkeit zu halten.

Dass der Weyerbuschturm übrigens immer mit der Kaiserhöhe assoziiert wird, sei nicht ganz richtig, erklärt Felstau. „Er steht eigentlich auf dem Nützenberg.“ Die Parkanlage dort war 1874 eingeweiht worden, 1898 dann der heute noch bestehende Turm. Allerdings wurde in der Folge der Name der ehemaligen Gastronomie „Kaiserhöhe“ für das gesamte Areal übernommen — so trägt heute auch der Sportplatz diesen Namen.

Etwas sollten die Besucher während der Ausstellung übrigens mitbringen: Geduld. Denn wie Riedel erklärt, sei der Platz im Inneren nun mal begrenzt. 15 Personen gleichzeitig sei das Maximum. Wer kurz warten muss, kann aber sicher draußen die Zeit auf dem Nützenberg genießen — wie einst auch Else.