Einsatz auf vier Pfoten Wie die Rettungshundestaffel in Wuppertal trainiert (mit Video)

Wuppertal · Die Rettungshundestaffel bildet in der Flächensuche und im Mantrailing aus. Wir waren dabei.

Fjella hat WZ-Mitarbeiterin Selina Hunze gesucht – und gefunden.

Foto: Büsra Sönüksün

Tief im Wald versteckt sitze ich auf einem Baumstamm und warte auf Rettung. Irgendwo in der Ferne klingeln Glöckchen, die näherkommen. Mit flatternden Haaren rast ein Hund auf mich zu. Bei mir angekommen, setzt er sich hin und bellt. So lange, bis seine Hundeführerin kommt. Dann gibt es die ersehnte Belohnung in Form von Leckereien.

Das Szenario ist kein einfaches Versteckspiel, sondern das Training der Flächensuche von der Rettungshundestaffel Wupper-Ennepe-Ruhr. „Bei der Flächensuche arbeiten die Hunde frei ohne Leine“, erklärt Ausbildungsleiterin Susanne Lieverkus. „Sie werden in den Wald geschickt und suchen maximal vier Personen auf 50 000 Quadratmetern. Der Hund läuft frei und zeigt alle Menschen an, die sich in seinem Umkreis befinden, außer die, mit denen er in den Wald gegangen ist.“

Die Haltung zeigt, dass der Hund eine Fährte aufgenommen hat

Als erstes ist der Border Collie Peanut mit Hundehalterin Annika Lobe an der Reihe. Er ist noch etwas jünger und Anfänger, sucht das Gebiet aber wie ein Profi ab. Annika Lobe prüft vorher die Windrichtung mit Babypuder, um eine Suchstrategie festzulegen. Wenn Personen in Windrichtung sind, wird der Geruch besser zum Hund getragen und sie sind leichter zu finden.

Gespannt wartet Peanut auf sein Kommando. Sobald der Suchbefehl von seinem Frauchen ausgesprochen wird, düst er auch schon durch den Wald. Ziemlich schnell sieht Annika Lobe ihrem Hund an der Körperhaltung an, dass er eine Fährte aufgenommen hat. Zielstrebig läuft Peanut auf die Person zu, die an einem Baum lehnt, setzt sich hin und zeigt den Fund mit Bellen an. Das hört man gut aus der Ferne und findet den versteckten Menschen dank des Hundes nicht wie er mit der Nase, sondern mit den Ohren.

Fjella löst ihren Hundekollegen ab. Frauchen Katrin Scherber legt ihr die Kenndecke um. Für Fjella heißt das: Jetzt geht es an die Arbeit. Die Decke leuchtet rot und gelb, an ihr sind Glöckchen befestigt. Auf ihr steht „DRV Rettungshundestaffel“, damit andere Menschen erkennen, dass die Hunde da sind, um zu helfen. Katrin Scherber prüft den Wind, gibt das Kommando und los geht die Suche. Nach weniger als einer Minute hören wir bereits das Bellen. „Manchmal suchen die Hunde auch ganz anders, als wir denken“, erzählt Ausbilderin Sabrina Reinecke. „Da suchen wir uns die schwierigsten Varianten und Verstecke aus und der Hund findet das in zwei Sekunden.“

Fjella bellt immer noch, bis wir bei ihr ankommen. Zur Belohnung gibt es diesmal kein Leckerli, sondern ihr Lieblingsspiel: das Tauziehen. Fjella und ich ziehen um die Wette, aber irgendwann muss ich loslassen. Gegen ihren starken Biss habe ich keine Chance.

Nicht nur die Hunde müssen einiges leisten. In der Prüfung müssen die Hundeführer wissen, wie sie Karte und Kompass benutzen, mit der Einsatzleitung funken und insbesondere Erste Hilfe leisten. Denn wenn sie ein Opfer finden, hört ihre Mission noch nicht auf. Je nach Situation müssen sie die gefundene Person versorgen.

Die zweite Disziplin, die bei der Rettungshundestaffel trainiert wird, ist das Mantrailing. „Die Hunde suchen eine bestimmte Person, von der sie ein Geruchsmuster bekommen und anhand dessen verfolgen sie eine Spur“, berichtet Susanne Lieverkus. „Sie sind nicht immer mit der Nase auf dem Boden, sondern suchen einen Witterungskanal, also einen Weg, wo die Person langgegangen ist. Die richtig gut ausgebildeten Hunde schaffen das sogar mit einem Ohrring.“ Im Gegensatz zu der Flächensuche sind die Hunde angeleint. Das Mantrailing findet eher in städtischen Gebieten statt. Hund Spanck und Frauchen Heike Backhaus stehen schon in den Startlöchern.

Spanck schnuppert am Schal der Gesuchte, den ihr die Helferin hinhält und nimmt die Fährte auf. An strammer Leine führt er Heike Backhaus an der Straße entlang. An der Bushaltestelle macht er kurz Halt. Der Geruch stimmt aber nicht mit dem des Schals überein und weiter geht es. „Man kann am Laufstil erkennen, dass er auf der richtigen Spur ist, dann läuft er anders“, erklärt Sabrina Reinecke. Einmal links abbiegen, dann rechts, geradeaus und wieder rechts, bis Spanck bei der gesuchten Frau ist. Dort setzt er sich hinter sie – ohne Bellen, die Hundeführerin ist schließlich direkt hinter ihm.

Zuletzt darf Marty mit Herrchen Jörg Berkelmann seine Kenntnisse vorführen. Als Geruchsmuster wird Marty ein Autoschlüssel von der gesuchten Person vorgehalten. Er schnüffelt daran und weiß direkt, wo es langgeht. So schnell, dass wir schon laufen müssen, führt uns Marty zum Ziel. „Supiii“, ruft Herrchen Jörg Berkelmann und belohnt Marty mit Lob und Leckereien. Jeder Hund hat seinen eigenen Stil. Der eine ist schneller, der andere langsamer, einer an kurzer, ein anderer an gespannter Leine. Der Hundeführer müsse wissen, wie sein Hund tickt, um ihn richtig steuern zu können, weiß Susanne Lieverkus.

Die Rettungshundestaffel ist immer auf der Suche nach neuen Wäldern und Geländen, wo sie die Hunde trainieren kann. Wenn sie zu oft im selben Wald sind, merken sich die Hunde die Verstecke und Wege und das Training ist nicht mehr so effizient. Wer geeignetes Gelände zur Verfügung hat, kann sich bei Susanne Lieverkus melden. Für Peanut, Fjella, Spanck und Marty geht es erst einmal wieder nach Hause, um ein wohlverdientes Nickerchen zu halten.