Wie einst in der Flimmerkiste: Die „Golden Girls“ auf Bergisch

Kristof Stößel destilliert aus der TV-Kultserie ein Musical.

Wuppertal. Eine Damen-WG ohne Zickenalarm wäre nach gängigem — männlichem — Verständnis ein Ding der Unmöglichkeit. Mit den „Golden Girls“ schuf das US-Fernsehen eine Sitcom, die den Altweiber-Nahkampf zur Königsdisziplin erhob. Für den Barmer Bahnhof inszenierte Kristof Stößel einen bergischen Nachleger der Show.

„Durch die Architektur unseres Hauses fühlt man sich, als säße man mit den Schauspielerinnen im Wohnzimmer“, hatte er vor einem Monat im Interview gegenüber der WZ gesagt. Als das Stück nun nicht im Bahnhof, sondern in der VillaMedia aufgeführt wurde, war der Wohnzimmercharakter glücklicherweise nicht gänzlich verloren gegangen.

Miami in der 80ern. Es war die Zeit, als Brillengläser den Durchmesser von Bullaugen hatten und Aids angeblich ein Problem der Schwulen war, über die man sowieso nicht sprach. Dass die Golden Girls solche Tabuthemen in ihre Dialoge stopften, erklärte einen Teil ihres Erfolgs. Jahrzehnte später hat das nicht mehr den Biss wie einst, und so fühlte sich das Publikum am Freitag selten zu herzhaftem Lachen verführt. Der Reiz lag eher im Wiedersehen mit dem, was einst Kult-Serie war.

Ingrid Sommerfeld (Sophia), Martina Anhang (Rose), Anita Zlotos (Blanche) und Martina Wortmann (Dorothy) brachten das überkandidelte Quartett genauso ätzend rüber, wie es ehedem aus der Flimmerkiste kam. Aus 180 Episoden hatte Stößel ein schlüssiges Medley destilliert — als alternde Fregatten gingen die Schauspielerinnen dem Publikum vorbildgetreu auf den Keks.

Das reichte, um Fans zweieinhalb Stunden lang beglückt in Erinnerungen schwelgen zu lassen. Wer dem Vorbild nicht so eng verbunden war, den ließ so mancher Gag am Ende allerdings etwas ratlos zurück.