Kirche Wie Reisen Senioren aus der Einsamkeit holen sollen

Oft bieten kirchliche und soziale Verbände Alternativen zum klassischen Urlaub.

Gruppenreisen, zum Beispiel mit Caritas, Diakonie oder Awo, bieten für alleinstehende Senioren die Möglichkeit, neue Bekanntschaften zu schließen.

Foto: Uwe Zucchi

Berge oder Meer, Ferienwohnung oder Hotel? Der Jahresanfang ist für viele die Zeit, in der sie den nächsten Urlaub planen. Was aber ist mit denen, die schon etwas älter sind, keinen Partner oder keine Familie mehr haben, mit denen sie verreisen können? Die eine Unterkunft brauchen, die seniorengerecht ist? Und die unterwegs gern einen Ansprechpartner an ihrer Seite hätten? Auch die können zu Jahresbeginn an die Urlaubsplanung gehen – dank organisierter Seniorenreisen.

Natürlich gibt es auch viele ältere Menschen, die sich für herkömmliche und individuelle Reisen entscheiden. Denen, die aber gern ein spezielles Seniorenangebot hätten, bieten oft kirchliche und Sozialverbände eine Alternative.

In Wuppertal hat beispielsweise die Diakonie in den vergangenen 30 Jahren Reisen für Senioren angeboten. Auf seiner Homepage macht der soziale Dienst der Evangelischen Kirche auf das Angebot aufmerksam. Zum aktuellen Stand und zur Zukunft konnte eine Sprecherin am Donnerstag aber keine Angaben machen.

Auch die Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat einen Reisedienst. Dieser hat seinen Sitz zwar in Gevelsberg, aber auch viele Wuppertaler Senioren nutzen das Angebot, wie Sprecher Günter Büttgen sagt. 100 verschiedene Reisen an insgesamt rund 300 Terminen gebe es im aktuellen Katalog.

Das Angebot ist also groß. Und gefragt, wie Büttgen sagt. „Manche buchen schon seit vielen Jahren immer wieder.“ Beliebt seien die Inseln an Nord- und Ostsee. Aber auch Bayern, Mallorca oder Lanzarote stünden bei den Senioren als Urlaubsziele hoch im Kurs.

70 Prozent
sind alleinstehend

Was ist aber nun das Besondere an einer Seniorenreise? Klar, die Unterkunft muss den Ansprüchen älterer Menschen genügen, das Reisen darf nicht zu beschwerlich sein. „Im Wesentlichen geht es aber um soziale Aspekte“, erklärt Büttgen. 70 Prozent der Teilnehmer seien alleinstehend. „Das sind oft Menschen, deren Partner bereits verstorben ist und die dann allein oder auch gemeinsam mit Freunden raus aus dem Alltag und oft auch aus der Einsamkeit wollen.“ In der Reisegruppe finden sie neue Bekanntschaften, mit denen gemeinsam sie reizvolle Landschaften und touristische Ziele entdecken können.

Hinzu kommen kommunikative Angebote im Hotel: Spieleabende, gemeinsames Singen, Vorträge, bunte Abende. „Klingt erst einmal banal“, sagt Büttgen. „Aber dadurch lernt man sich kennen, erlebt ein Miteinander, ist mitten im Leben statt einsam.“

Begleitet werden die Seniorenreisenden der Awo immer von speziell geschulten Reiseleitern. „Keine Reiseleiter, wie man sie von anderen Urlauben kennt“, erklärt der Awo-Sprecher. „Vielmehr jemand, der immer da ist als Ansprechpartner. Der einem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zeigt, der aber auch ein offenes Ohr bei Problemen hat.“

Pflegerische Dienste allerdings – das sagt Günter Büttgen ganz deutlich - können und dürfen die ehrenamtlichen Reiseleiter nicht leisten. „Generell müssen die Senioren, die unsere Angebote buchen, reisefähig sein.“ Bei Kleingruppen, die in einem Neun-Personen-Bus verreisen, sei Platz für höchstens drei Rollatoren. Rollstuhlfahrer können, wenn überhaupt, nur mit eigenem Betreuer mit. „Unsere Unterkünfte sind senioren-, aber nicht unbedingt komplett behindertengerecht.“

Preislich liegen die Angebote der Awo übrigens auf einem ähnlichen Niveau wie die im Reisebüro. „Geld verdient damit wohl kein Wohlfartsverband oder kirchlicher Verband“, sagt Günther Büttgen. „Aber darum geht es auch nicht.“