Uni Wuppertal „Wir brauchen die richtigen, die motivierten Studenten“

Lambert T. Koch hat seine dritte Amtszeit begonnen. Dazu wird er Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz.

Foto: anna schwartz

Zehn Jahre ist Lambert T. Koch jetzt Rektor der Bergischen Universität. Und hat diese Woche seine dritte Amtszeit begonnen. Am Ende dieser Periode wird er schon 14 Jahre das Gesicht der Uni sein - und es geprägt haben. Und das positiv, so jedenfalls wird es gespiegelt. Er wurde zum Rektor des Jahres 2011, 2014, 2017 gewählt und tritt zum 1. Oktober den Vorsitz der Landesrektorenkonferenz an.

In Kochs Amtszeit haben sich die eingeworbenen Drittmittel ungefähr verdoppelt. Die Anzahl der Studiereden ist von etwa 13 000 auf 22 000 gestiegen — und damit ist die Uni mehr gewachsen als andere im NRW-Schnitt.

Koch gibt sich bescheiden. Er spricht von glücklichen Umständen, die ihm zu Pass gekommen seien. Von Teamarbeit. Und davon, dass Studenten hoffentlich auch wegen der Vorzüge der Stadt kommen würden, auch weil ihm Wuppertal in den 18 Jahren, die der 53-Jährige in der Stadt ist, ans Herz gewachsen sei.

Er weiß aber auch um seine Erfolge, und darum, damit zu werben. Bis zu einem Drittel seines Jobs sei Lobbying, sagt er. Er müsse sich etwa darum kümmern, dass stets zeit- und themengerecht Mittel bereitgestellt werden. Er habe nicht gedacht, dass einmal auch das Sprichwort „Tu Gutes und sprich darüber“ so relevant für seine Arbeit sein würde. Aber man müsse für die Uni werben, die Zahlen herausstellen, die Vorgeschichte erzählen, die Sozialstruktur der Studenten betonen - von denen nicht wenige in erster Generation studierten und nicht aus Akademikerfamilien kämen. Koch erlebt derzeit schon seine dritte Bildungsministerin im Land. Gerade bei den vom Land ausgegebenen leistungsorientierten Mitteln müsse er immer diesen Hintergrund betonen, immer aufs neue. Denn die Maßstäbe wechselten eben mit den Regierungen.

Er ist viel unterwegs. Er sagt, vier von sieben Abenden seien beruflich verplant. Und morgens sitzt er noch vor dem Frühstück am Schreibtisch, schreibt Grußwörter, kurze Texte für Broschüren und studiert Unterlagen für Sitzungen und Diskussionen.

Weniger wird die Arbeit nicht, wenn Koch den Vorsitz der Landesrektorenkonferenz übernimmt. Aber dann geht es nicht mehr um Wuppertal allein, sondern um das Bundesland mit seinen 16 Unis. Er soll Mediator sein, alle Rektoren zusammenbringen, um mit gemeinsamen Forderungen und Haltungen aufzutreten. Auch da spielt Geld eine Rolle. Koch muss sich dann etwa dafür einsetzen, dass NRW seinen Anteil an den Fördermitteln des Bundes bekommt.

Im Hintergrund werde immer wieder heftig um Kriterien für die Verteilung von Bundesmitteln gerungen — und die sind entscheidend für den Anteil, den NRW sich erhoffen darf. Koch meint etwa den Anteil an Studierenden. Denn NRW nimmt auch prozentual mehr Studenten auf als andere Bundesländer.

Koch verliert aber nicht die eigene Uni aus den Augen. Er hat Ziele für die kommende Amtszeit. In seiner Zeit als Rektor wurden 18 interdiszipilinäre Zentren (IZ) gegründet, in denen kleine Lehrstühle zusammenkommen, um über die Fächergrenzen hinweg an Themen zu arbeiten. Gerade wurde ein neues gegründet — Machine Learning — und in diese Richtung soll es auch weitergehen.

„Ich bin davon überzeugt, dass es die Herausforderungen für Gesellschaft und Umwelt erfordern, dass verschiedene Disziplinen zusammenkommen.“ Er nennt den Klimawandel als Beispiel - Chemiker erforschen die Atmosphäre und erkennen das Problem, Ingenieure arbeiten an technischen Lösungen, Soziologen daran, wie man die Bevölkerung mitnimmt.

Die Zentren kommen auch den Studenten zugute, die im Master nah an Forschung und Innovation sein sollen. In den großen Fragen — und den Firmen vor Ort.

Koch ist die Nähe zur Bergischen Wirtschaft wichtig, die Nähe zu praktischer Innovation. Das gilt auch für Non-Profits oder andere Einrichtungen. Wer anspruchsvolle neue Ansätze habe, der sei ein interessanter Kooperationspartner.

Und Zahlen sind nicht alles für ihn. Das stete Wachstum der Uni kein Maßstab des Erfolgs. Koch sagt, die Uni habe eine gute Größe. Wichtiger als die Zahl der Studenten sei die Qualität — „wir brauchen die richtigen, die motivierten Studenten.“ Und man habe etwa in Teilen der Geisteswissenschaften schon eine so hohe Auslastung gehabt, dass man „kapazitativ an Grenzen gestoßen“ sei und einen NC einführen musste.