„Wir geben den Menschen eine Heimat“
100 Jahre Blinden- und Sehbehindertenverein im Tal werden gefeiert.
Bernd Winkelmann reist durch die Zeit zurück ins Jahr 1917: „Damals gab es viele Kriegsblinde. Der Verein wurde gegründet, um anderen zu helfen. Dabei ging es ums Überleben, nicht um ein selbstbestimmtes Leben — so wie heute.“
Es waren die Anfänge des Blinden- und Sehbehindertenvereins Wuppertal. Aus der Fürsorge sei eine Art Selbsthilfe geworden. Immerhin stelle die Beratung von erblindeten oder sehbehinderten Menschen einen wichtigen Arbeitsschwerpunkt des Vereins dar. Am Samstag feierte der Verein sein 100-jähriges Bestehen im Restaurant Rossini in der Stadthalle am Johannisberg.
Bernd Winkelmann ist der Vorsitzende des Vereins und erklärt: „Wir geben den Leuten eine Heimat, also die Möglichkeit, mit Gleichgesinnten zusammen zu sein.“ Das Gemeinschaftsgefühl sei für die rund 100 Mitglieder des Vereins ein entscheidender Faktor. Daher werden regelmäßig Fahrten, Ausflüge und Veranstaltungen angeboten. „Es ist etwas anderes, wenn sich Betroffene für Betroffene engagieren.“ Dennoch freut sich der Verein über weitere Freiwillige: „Die ehrenamtlichen Helfer werden immer weniger. Gerade bei Veranstaltungen könnten wir noch mehr gebrauchen.“ Vorlesen, einkaufen, begleiten - auch das komme zu auf freiwillige Helfer, die sich für den Verein engagieren wollen. Neben der Beratung von Erblindeten in rechtlichen Fragen und der Vermittlung von sogenannten lebenspraktischen Fertigkeiten - Hilfe im Alltag — zeichne sich der 100 Jahre alte Verein durch die enge Zusammenarbeit mit anderen Blindenvereinen aus.
Gleichzeitig ist Bernd Winkelmann Mitglied des Beirates für Menschen mit Behinderung. „Wir als Verein haben eine beratende Funktion. So wurden wir zum Beispiel bei den neuen Schwebebahnen von Anfang an mit einbezogen.“ Die Durchsetzung der Barrierefreiheit bei Baumaßnahmen im öffentlichen Raum sei ohnehin ein wichtiges Thema. Bernd Winkelmann: „Viele denken sofort an Rollstuhlfahrer, vergessen dabei aber die Blinden und Sehbehinderten. Designed for all people (zu Deutsch: Für alle gemacht) - das ist mein Motto.“
Daher gebe es regelmäßige Abstimmungsgespräche mit der Verwaltung. Besonders stolz ist der Blinden- und Sehbehindertenverein auf seine Hörzeitung - die älteste Hörzeitung Deutschlands: Seit 48 Jahren wird der Lokalteil der WZ für die Mitglieder des Vereins aufgesprochen.