„Wir müssen die Innenstädte nach Bedürfnissen der Bürger entwickeln“
Jörg Heynkes ist einer der Motoren in der Entwicklung des Quartiers Arrenberg. Er sieht Parallelen zu den Zentren.
Der Handel ist im Wandel. Und damit verändern sich die Zentren der Städte in Deutschland. In Wuppertal ist das bereits an einigen Stellen sichtbar. Nach den Tante-Emma-Läden verschwinden in den Stadtbezirken jetzt die Supermärkte. In den Innenstädten haben zunächst Ketten den inhabergeführten Einzelhandel verdrängt. Nun verdrängt das Online-Geschäft auch die Ketten. Was kommt, wenn der Handel geht? Das ist Thema das WDR 5-Stadtgespräches am Donnerstag, 25. Januar, ab 20 Uhr im Barmer Rathaus.
Und es ist auch ein Thema von Jörg Heynkes. Der Unternehmer und Vizepräsident der IHK hat den Wandel eines Stadtteiles jahrelang beobachtet und ihn dann mit einigen Mitstreitern zu beeinflussen versucht. Das Ergebnis ist sichtbar. Der Arrenberg gilt heute als eines der innovativsten Quartiere. „Aber die Entwicklung ist längst noch nicht zu Ende“, sagt Heynkes.
Was bisher dort geschehen ist, lässt möglicherweise aber Rückschlüsse auf das zu, was in den Zentren getan werden könnte. „Die Innenstädte müssen sich meiner Meinung nach an den Bedürfnissen der Bürger entwickeln“, sagt Heynkes. Wie das geht, zeigt die Geschichte des Arrenbergs. Dort haben vor zehn Jahren zehn engagierte Bürger und Unternehmer den Verein Aufbruch am Arrenberg gegründet. Ermuntert von der städtischen Quartiers-Entwicklungs-Gesellschaft (WQG). „Die haben gesagt, ihr macht einzeln so viel, wenn ihr euch zusammentut, könnt ihr noch mehr Kraft entwickeln“, erzählt der Geschäftsführer des Medienzentrums Villa Media.
Für Heynkes ist das eine Blaupause für die Entwicklung der Innenstädte. Von unten nach oben, nicht von oben nach unten, lautet das Credo. Er ist dagegen, Entwicklungen von Geldströmen abhängig zu machen. Es gebe genügend Beispiele, in denen Prozesse stoppen, sobald die Zuschüsse wegfallen. „Lieber kleine Projekte zielgenau fördern, als das Geld mit der Gießkanne auszukippen.“
Mindestens so wichtig wie Geld sind laut Heynkes Zeit, Engagement und Geduld. „Es ist wichtig, alle Betroffenen mitzunehmen“, sagt er. „Und die Unternehmen müssen dabei sein, die bringen Power.“
So sehr Stadtquartiere und Zentren auch vergleichbar seien, gebe es aber einen frappierenden Unterschied. „Innenstädte sind noch sehr vom Einzelhandel geprägt“, sagt der IHK-Vizepräsident und empfiehlt ein grundlegendes Umsteuern. „Einige Akteure müssen sich mal von ihren Träumen verabschieden. Wir haben in Deutschland insgesamt 30 Prozent Einzelhandelsfläche zu viel“, sagt Heynkes. Das gelte nicht für alle Städte gleichermaßen. Was Wuppertal angeht, erneuert er allerdings seine Kritik am geplanten Outlet-Center in der Elberfelder Innenstadt. Das fällt aus seiner Sicht in eine Zeit, in der sich die Zentren vollständig verändern. „Innenstädte werden Erlebnisraum. Sichtbar ist das an der zunehmenden Gastronomie.“ Heynkes rechnet damit, dass Plätze künftig einen anderen Nutzen bekommen, wieder als Treffpunkt dienen. „Auf jeden Fall wird Handel, wie wir ihn heute kennen, in den Städten eine weniger große Rolle spielen.“