„Wir schaffen das — Willkommen ab“
Der Barmer Kabarettungsdienst hat sich diesmal des Themas Flüchtlinge angenommen.
Wuppertal. Satire muss weh tun und so legen die Schüler der Johannes-Rau-Schule den Finger dahin, wo es der Gesellschaft gerade unangenehm ist. Das politisch-satirische Kabarett, das aus Schülern der Stufen acht bis zwölf besteht, behandelt in seinem neuen Programm polarisierende Themen wie Populismus, Schubladendenken oder die Flüchtlingsfrage.
Die Jugendlichen begannen das bissige Satire-Programm mit einem Song. „Wir schaffen das Willkommen ab, das ist zwar bitter, aber leider wahr“, sangen die Jugendlichen, die sich eines Statements nicht enthielten. „Doch jetzt erst recht, gegen jede Hetze: Menschenrecht echt, Humanität die Herzen lenkt.“ Die Schüler waren mit ihrem Programm stets am Puls der Zeit und kritisierten zum Beispiel den unreflektierten Umgang mit den Geschehnissen in der Kölner Silvesternacht. „Bei uns in Deutschland wird in der Kirche, nicht öffentlich, sondern privat misshandelt“, stellten die im Stück dargestellten Konservativen fest. Unrealistische Schönheitsideale wurden in Form einer religiösen Überhöhung des It-Girls Kim Kardashian sichtbar gemacht: „Aufspritzen, Absaugen, Zukleistern und Ausstopfen“ war das Mantra dieser neuen Religion. All dies sind Themen, die den jungen Mitgliedern des Ensembles am Herzen liegen. „Die Texte haben die Jugendlichen selbst geschrieben“, informierte Theaterleiter und Lehrer Michael Brischke. Er greife nur ein, wenn die Darsteller seine Hilfe einforderten. Auf diese Weise beschäftigten sich die Schüler sehr intensiv mit ihren Wunschthemen. Diana (16) hatte gerade ihre erste Aufführung hinter sich. „Er ist immer noch sehr aufregend. Mir gefällt sehr, dass ich mich durch das Kabarett viel mehr mit der aktuellen Politik auseinandersetze als früher. Außerdem sind da Themen, die einem im Alltag begegnen, zum Beispiel der Umgang mit Schönheitsidealen oder mit Schubladendenken. Interessant ist, diese in unterschiedlichen Rollen in einer anderen Perspektive zu betrachten.“ Die Nummern schreiben die Schüler in Zweiergruppen. „So können wir uns konzentriert damit auseinandersetzen, was uns auf den Nägeln brennt“, erklärte Salomé (17), die schon ihr drittes Programm spielt. „Ich finde es zum Beispiel wichtig, auf das Thema der Lebensmittelverschwendung einzugehen. Dies wird zum Beispiel in unserer Zugabe thematisiert.“ Sie schätzt besonders, ihre Emotionen auf der Bühne zu verarbeiten. Brischke betont die Leistung seiner Schützlinge. „Bei unseren Probentagen gehen alle Schauspieler unter meiner Anleitung über Grenzen und trauen sich mehr, als sie vorher erwartet haben. Das ist besonders bemerkenswert, da sieben der neun neuen Mitglieder noch unter 15 waren.“