Behörde „Wir setzen 100 kleine Hebel an“ - so soll das Wuppertaler Ausländeramt Fortschritte machen

Wuppertal · Suna Lenz, Leiterin des Ressorts Zuwanderung und Integration, über den Stand beim Ausländeramt.

Im vergangenen Jahr warteten die Menschen in langen Schlangen vor dem Haus der Integration. Das ist inzwischen nicht mehr der Fall.

Foto: Simon Kieser

Vor einem Jahr bildeten sich vor dem Haus der Integration an der B7 lange Schlangen, Besucher berichteten von Problemen, mit den Mitarbeitern Kontakt aufzunehmen. Ursachen waren Überlastung der Ausländerbehörde und dadurch ein Rückstau bei der Aktenbearbeitung. Inzwischen ist ein Teil des Rückstaus aufgearbeitet, es sind zusätzliche Stellen bewilligt, die neuen Kollegen aber noch nicht da. Auch durch neue Arbeitsorganisation konnten Verbesserungen erreicht werden. Suna Lenz, Leiterin des Ressorts Zuwanderung und Integration, berichtet von vielen Stellschrauben, an denen sie drehen: „Ich sehe Licht am Ende des Tunnels im Frühjahr 2024.“

Im vergangenen Februar hatte Sozialdezernent Stefan Kühn berichtet, dass durch gezielte Priorisierung ein Rückstau von 4000 Aufenthaltstiteln, die zwar ausgestellt, aber noch nicht ausgegeben waren, abgebaut wurde. Damit wurden vielen Menschen Sorgen genommen, die nach Ablauf ihrer bestehenden Titel um ihre Existenz in Deutschland fürchteten.

Suna Lenz erläutert ein verändertes Vorgehen bei Anträgen: Antragsteller können Formulare aus dem Internet herunterladen, diese und Kopien ihrer Unterlagen einreichen, ohne mit dem Bearbeiter zu sprechen. Erst wenn alle Unterlagen geprüft sind, ist ein persönlicher Kontakt nötig, zu dem sie die Originaldokumente mitbringen. Dazu lädt die Behörde gezielt ein, die Betroffenen müssen sich nicht um einen Termin kümmern. Das entzerrt das Termingeschäft.

Ab Herbst soll ein neues Kontaktformular Anfragen intern direkt an die richtige Stelle leiten. „Dann sind die Mails schneller verteilt, es geht einfacher und effizienter“, kündigt Suna Lenz an. Anrufe gehen jetzt ans Servicecenter der Stadt, wo die Mitarbeiter dazu geschult wurden, wann sie Anrufern mit ersten Angaben weiterhelfen können und wann sie diese ans Ausländeramt weiterleiten müssen. Zuletzt hatte das Ausländeramt die Telefonsprechzeiten auf eine Stunde pro Tag reduzieren müssen, damit die Mitarbeiter ihre andere Arbeit schaffen.

Anzahl der Stellen ist
inzwischen auf 114,5 gestiegen

„Wir setzen 100 kleine Hebel an“, erklärt Suna Lenz. Dabei analysierten sie jeden Schritt: „Wichtig ist, die Ideen der Kollegen mitzunehmen.“ Um die Kommunikation zu fördern, finden auf vielen Ebenen regelmäßige Treffen statt.

Die Ressortchefin kann auch berichten, dass durch zusätzliche Bewilligungen inzwischen die Zahl der Vollzeitstellen in der Ausländerbehörde auf 114,5 angestiegen ist – nachdem es im vergangenen Jahr 91 waren. Sie hätten viele neue Kollegen gewonnen, noch seien sie nicht alle da, müssten zudem noch eingearbeitet werden.

Sie sollen unter anderem den Bereich der Entscheidungen verstärken, der bisher ein Nadelöhr ist, aber eine Schlüsselstelle. Entscheider brauchen eine gründliche Einarbeitung ins Ausländer- und Aufenthaltsrecht, die mehrere Monate dauert. Je sicherer die Kollegen seien, desto zügiger konnten sie ihre Fälle bearbeiten. Weniger Engpässe gibt es inzwischen im Servicebereich, wo Unterlagen nur angenommen und ausgegeben werden.

Stellenbesetzungen und andere organisatorische Aufgaben managen jetzt vier Mitarbeiter der neuen zentralen Steuerungsstelle der Behörde, die eng mit dem Personalamt der Stadt zusammenarbeitet. „Ich muss jetzt nicht mehr bei allen Vorgängen dabei sein“, so Suna Lenz. Mehr Effizienz soll auch die Umstellung auf E-Akten bringen, für die Geld vom Bund angekündigt ist.

Noch nicht zufrieden mit der Arbeit des Ausländeramts ist Michael van Straelen, der ehrenamtlich Zuwanderer unterstützt und das Ausländeramt im vergangenen Jahr viel kritisiert hat. Er sieht noch immer Mängel bei der Erreichbarkeit: „Die gehen nicht ans Telefon“, ärgert er sich. Aber er nimmt auch Fortschritte wahr: Dass Aufenthaltstitel ablaufen, obwohl sich Menschen rechtzeitig kümmern, „das gibt es im Moment nicht mehr“.