Abwrackprämie: Schlappe für die Schrauber

Jetzt steht fest: Die erfolgreiche Umweltprämie wird aufgestockt. Nicht jeden, der mit Autos zu tun hat, freut das.

Wuppertal. Neuwagenhändler reiben sich die Hände, Recyclinghofbesitzer ächzen und Gebrauchtwagenexporteure könnten heulen. Kaum eine politische Entscheidung der vergangenen Jahre hat so unmittelbaren Einfluss auf die Automobilindustrie, wie die Einführung der Umweltprämie. Die 2500 Euro der im Volksmund "Abwrackprämie" genannten Konjunkturspritze, die sich Besitzer mindestens neun Jahre alter Autos beim Kauf eines Neuwagens sichern können, haben für viel Wirbel gesorgt.

Marc Johann zum Beispiel kann nur Vermutungen anstellen, was durch die Prämie auf sein Geschäft zukommt. Noch sieht alles gut aus: Er sitzt in seinem Büro und telefoniert geschäftlich. Zwei Mitarbeiter kümmern sich um die Kunden, die an diesem Nachmittag im Empfangsraum der Filiale Schlange stehen. In der Werkstatt des Kfz-Meisterbetriebs schrauben Mechaniker an Autos, es riecht nach Öl und Kunden warten darauf, ihren reparierten Wagen wieder mitnehmen zu können. Kurz: Beim Reifenhändler Premio an der Rheinstraße herrscht reger Betrieb - noch. Denn wie viele Autohändler, die eine große Absatzflaute nach Ablauf der Abwrackprämie befürchten, weiß auch Marc Johann, dass schwierige Zeiten bevorstehen könnten.

Trotzdem bewertet der Unternehmer die Einführung der Umweltprämie durchaus positiv: "Die Leute reden über die Abwrackprämie und allein dadurch wird etwas bewegt." Doch er spricht auch von den "zwei Herzen, die in seiner Brust schlagen". Schon jetzt würden Kunden größere Reparaturen mit dem Hinweis auf die Abwrackprämie nicht durchführen lassen. Außerdem klar: Wenn mehr Neuwagen verkauft werden und dafür alte, oftmals reparaturbedürftige, Autos verschrottet werden, leidet das Geschäft von Werkstätten.

Auch das Hauptgeschäft von premio, der Reifen-Service, könnte zum Problem werden. So geht der Bundesverband Reifenhandel bei Pkw-Reifen von einem Absatzminus von 3,5 Prozent für 2009 aus - im besten Fall. Wie ein "worst case"-Szenario aussähe, will man sich hier gar nicht vorstellen. Johann: "Logisch. Neuwagen haben auch neue Reifen. Da besteht erstmal kein Bedarf."

Bei A.T.U an der Viehhofstraße, sieht man die Situation ähnlich heikel: Vor allem die zahlreichen Zusatzversicherungen, die Autohändler beim Kauf eines Neuwagens anbieten, sorgen für Bauchschmerzen. Mittlerweile ist es üblich die Garantie auf bestimmte Fahrzeugteile zu verdoppeln oder verdreifachen. Im Gegenzug sind die Kunden allerdings an die Vertragswerkstätten der Hersteller gebunden. "Für freie Werkstätten wird das immer mehr zum Problem", sagt Burkhard Faubel von A.T.U. Generell sieht er einen Trend zum Sparen bei Autobesitzern: "Was nicht dringend gemacht werden muss, wird auch nicht gemacht."