Cross-Border-Leasing: US-Geschäfte vor Kollaps
US-Firma AIG verweigert die Auszahlung – Stadt muss Millionen neu finanzieren.
Das Mienenspiel der Wuppertaler Stadtverordneten gestern Abend sprach Bände. Es reichte von versteinerter Ausdruckslosigkeit bis zu Ratlosigkeit. Grund: Kurz vor der Sitzung des Stadtrats versuchte der Chef der Wuppertaler Abfallwirtschafts-Gesellschaft (AWG), Wolfgang Herkenberg, den Kommunalpolitikern zu erklären, dass sämtliche Pläne, aus den Cross-Border-Leasing-Geschäften auszusteigen, erst einmal gescheitert sind.
Schon Herkenbergs Absichtserklärung "Wir versuchen weiterhin, mit einem blauen Auge davon zu kommen" wird einigen klar gemacht haben, dass über der Stadt Wuppertal ein finanzielles Damoklesschwert von bisher ungeahntem Ausmaß hängt.
Die Fakten: Sowohl die AWG als auch die Stadt Wuppertal und die Stadtwerke haben bei ihren Cross-Border-Leasing-Geschäften mit dem amerikanischen Versicherungsriesen American International Group (AIG) zusammen gearbeitet. Beide Leasing-Geschäfte haben zusammen ein Finanzierungsvolumen von knapp 800 Millionen US-Dollar und mussten abgesichert werden. Im Zuge der Finanzkrise geriet die AIG in eine Schieflage und wurde gerettet. Weil die Bonität der AIG nun nicht mehr stimmte, mussten die riskanten Geschäfte anders abgesichert werden.
Während die AWG ganz aus den Geschäften aussteigen wollte, wählte die Stadt den Weg, US-Bundesschatzbriefe zu kaufen, um ihren Kanalnetz-Deal abzusichern. Die Einzelheiten sind kompliziert - und derzeit eigentlich auch überflüssig, denn die AIG hat beschlossen, ihre Geschäfts-praxis zu ändern. Konkret: Sie zahlt bis Ende des Jahres nicht mehr an die Stadt und die AWG aus, es werden teure Zwischenfinanzierungen notwendig. Was genau geschieht, kann derzeit niemand absehen. Herkenberg äußerte die Hoffnung, dass der Ausstieg der AWG bis zum 15. Januar gelingen könne. Das liegt aber ganz alleine daran, wie sich die AIG entscheidet.