Geschäftsbilanz Thermomix sorgt für sattes Umsatzplus bei Vorwerk
Wuppertal · Die Vorwerk Gruppe verzeichnet in der Corona-Pandemie eine überaus erfolgreiche Geschäftsentwicklung. Der Gesamtumsatz des Wuppertaler Familienunternehmens stieg 2020 um 8,6 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro und liegt damit deutlich über den Erwartungen.
Auch das Jahr 2021 hat für den größten Hersteller von Haushaltsgeräten in Europa (weltweit Nr. 4) hervorragend begonnen. Etwa die Hälfte des Umsatzes wird über den Verkauf des Thermomix (plus 24,9 Prozent) erzielt. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres liegt der Umsatz der Vorwerk Gruppe bereits wieder um mehr als 30 Prozent über dem Volumen des Vorjahreszeitraums.
Reiner Strecker (60) kündigte im Rahmen der Bilanz-Pressekonferenz am Mittwoch seinen Rückzug als persönlicher Gesellschafter an. Nach nunmehr zwölf Jahren an der Spitze der Vorwerk Gruppe scheidet er aus persönlichen Gründen aus. Zu seinem Abschied konnte Strecker Rekordwerte für die Vorwerk Gruppe bekanntgeben. Er stellte zudem in Aussicht, dass 2021 der Umsatz über die 4-Milliarden-Marke steigen könne. Angaben über Unternehmensgewinne macht Vorwerk traditionell nicht. Zu erfahren war lediglich, dass die Umsatzrendite im zweistelligen Bereich liegt und die Eigenkapitalquote auf 27 Prozent gesteigert werden konnte. Rechnet man die Afk-Bank raus, sind es 47 Prozent. „Wir haben schnell und effizient auf die weltweite Corona-Pandemie reagieren können”, so Reiner Strecker im Rückblick.
Die Vorwerk Gruppe wird sich nicht nur personell an der Spitze, sondern auch gesellschaftsrechtlich neu aufstellen und in Zukunft als Vorwerk SE & Co. KG firmieren. Sitz der Gruppe ist weiterhin Wuppertal, Vorwerk bleibt ein Familienunternehmen. Geführt wird die Gruppe von einem dreiköpfigen Management-Team mit Thomas Stoffmehl (50) als CSO (Konzernverantwortlicher) und Sprecher, Thomas Rodemann (Leiter des operativen Geschäfts) und Hauke Paasch (Kaufmännischer Leiter).
„Wir haben uns bereits in den vergangenen zwei Jahren intensiv mit der Frage befasst, wie sich ein modernes, flexibles, agiles und zukunftsfähiges Unternehmen aufstellen soll. Schwerpunkt war dabei der weitere Ausbau der digitalen Angebote als Ergänzung und Unterstützung des personengestützten Direktvertriebs“, sagt Thomas Stoffmehl.
Großer Zuwachs
an Kundenberatern weltweit
Der Zuwachs von 11 600 Kundenberaterinnen und Kundenberatern sei ein weiterer Grund, warum der Verkauf von Haushaltsgeräten der Vorwerk Gruppe in der Pandemie so stark angestiegen ist. Weltweit beschäftigt Vorwerk rund 12 000 festangestellte Mitarbeiter, weitere 578 000 Kundenberater sind im Direktvertrieb im Einsatz.
Die Produktionsstätten, darunter auch die in Laaken, sind aufgrund der großen Nachfrage nach dem Thermomix stark ausgelastet. Kurzfristig sei der Aufbau weiterer Produktionsstätten nicht geplant, obwohl an der Auslastungsgrenze produziert werde, sagt Reiner Strecker und verweist auf große Investitionen in den vergangenen Jahren, unter anderem in das Werk Wuppertal-Laaken.
In der Pandemie stieg die Nachfrage nach dem Thermomix vor allem in Deutschland (plus 10,5 Prozent), Polen und in weiteren europäischen Ländern an. In China fielen die beliebten Thermomix-Kochstudios aus, was Rekordverkäufe verhinderte. Der Kobold verkaufte sich insgesamt auf dem Niveau von 2019 (Umsatzvolumen 703 Millionen Euro). Nur in Italien gingen durch den monatelangen Lockdown die Verkaufszahlen deutlich zurück. 2021 fährt der Staubsauger auch dort wieder satte schwarze Zahlen ein.
Die Folgen der Pandemie bekam Vorwerk in Mexiko zu spüren. Jafra Cosmetics musste im Hauptmarkt einen Umsatzrückgang auf 319 Millionen Euro hinnehmen (minus 9,3 Prozent). Als positiv beschreibt Reiner Strecker die Entwicklung der afk-Gruppe. Die Vorwerk-Bank liegt im Umsatz mit 496 Millionen Euro leicht über dem Vorjahr. Die Summe der im Berichtsjahr abgeschlossenen Finanzierungs- und Leasingverträge – also das Neugeschäft – belief sich auf 1,2 Milliarden Euro.
Reiner Strecker hob das Engagement der Vorwerk Gruppe im Projekt Circular Valley hervor. Im Werk Laaken werden ab Herbst die ersten Start-Ups an den Start gehen, um Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Circular Valley - ein Projekt, in dem Reiner Strecker auch für sich ein mögliches Betätigungsfeld sieht.