Deutscher Fernsehpreis „Wishlist“: Vom Fernsehpreis total überrascht
„Wishlist“: Serienproduzenten gewinnen hohe Auszeichnung.
Wuppertal. „Was?“, sagt Marc Schießer am Donnerstagabend in den Düsseldorfer Rheinterrassen. Dann sagt er erst mal nichts mehr. Gerade hat er bei der Gala des Deutschen Fernsehpreises erfahren, dass er mit Christina Ann Zalamea und Marcel Becker-Neu den mit 15 000 Euro dotierten Förderpreis für die Webserie „Wishlist“ bekommt.
Wie die drei Wuppertaler so stumm vor Glück herumstehen, gehört zu den wenigen wirklich bewegenden Momenten der Preisverleihung. „Bei der After-Show-Party haben eine Menge Leute gesagt: ,Ihr ward so süß auf der Bühne“, sagt Marc Schießer am Tag darauf „glücklich und verkatert“. Sie haben bis in den frühen Morgen gefeiert, waren erst um halb sieben wieder in Wuppertal, doch eigentlich kann er es noch immer nicht glauben: „Ist das real jetzt?“
Angefangen hat er beim Medienprojekt. Mittlerweile verdient der 30-Jährige sein Geld mit Musik- und Mode-Videos. 2014 hat er mit Marcel Becker—Neu schon die Webserie „Vivi & Denny“ gedreht, mehr aus Spaß. 2016 wurde es ernst mit der Mysteryserie „Wishlist“ für Funk, den neuen Jugendkanal von ARD und ZDF.
Die zehn Folgen um eine App, die jeden Wunsch erfüllt, dafür aber eine Gegenleistung verlangt, laufen seit Herbst auf der Videoplattform Youtube. Die Serie ist mittlerweile mehr als drei Millionen Mal abgerufen worden, damit gehört sie zu den erfolgreichsten Angeboten von Funk. Inzwischen hat der „Wishlist“-Kanal, wo alle Folgen zu sehen sind, mehr als 100 000 Abonnenten.
Dennoch hatte das Produzententrio nicht im Traum mit einer Auszeichnung gerechnet, „wir machen ja keine TV-Serie im klassischen Sinne und wussten nicht einmal, dass es den Nachwuchspreis überhaupt gibt“. Die Redaktion bei Radio Bremen habe sie ganz harmlos geködert: Ach, sie hätten Karten für die Verleihung, da könne man aus Spaß doch hingehen. In den Rheinterrassen musste Schießer noch hurtig von der Toilette geholt werden, damit er den großen Moment nicht verpasst.
Nach großem Spaß sah er allerdings nicht aus, als Preisüberbringer Lutz van der Horst ihn an seinem Tisch ansprach. Eher genervt stellte er sich vor als „Marc Schießer von Outside the Club, eine junge, ganz kleine Produktionsfirma, die keiner kennt“. Das dürfte sich seitdem radikal geändert haben — und für den Grimme-Preis ist „Wishlist“ ja auch noch nominiert.
Trotz des Popularitätsschubes bleiben die Preisträger auf dem Boden. Ab Sonntag arbeiten Schießer und Becker-Neu weiter an den Drehbüchern für die zweite Staffel von „Wishlist“, gedreht wird ab Juni: „Der Tonfall wird auf jeden Fall erwachsener und düsterer.“