Wolfgang Meyer:„Die Todesangst werde ich nie vergessen“

Der Druckerei-Inhaber (86) überstand die Bombennacht im Keller.

Foto: Andreas Fischer

Wolfgang Meyer (86) war elf Jahre alt beim großem Bombenangriff 1943 auf Barmen. Deutlichere Erinnerungen hat er an den Angriff 1945, aber auch die erste Nacht hat sich eingebrannt: „Die Todesangst habe ich nie vergessen.“

„Wir saßen hier im Keller, in der Bockmühle.“ Bis heute betreibt der Senior an dieser Stelle die Druckerei, die damals seinem Vater gehörte. Der war als sogenannte Stadtwache bei Fliegeralarm nicht mit im Keller, sondern bei der Polizei. Der elfjährige Wolfgang saß mit der Mutter und weiteren Hausbewohnern — „so etwa zwanzig“ im Keller. Todesangst hatten alle. Er weiß noch, wie seine Mutter „Lieber Gott, lass es uns überstehen“ betete.

„Die Bomben fielen nicht weit von hier“, erzählt er. Das Haus selbst blieb 1943 verschont — erst 1945 brannte es ab. Nach zwei Stunden war der Angriff vorbei. Aber Barmen stand in Flammen. „Die ganzen Häuser brannten“, weiß Wolfgang Meyer. Er sei „ausgebüxt“, um sich das anzusehen.

Unter anderem an der Walterstraße — „wo heute Aldi ist“ — hätten alle Häuser gebrannt: „Das waren alte Häuser, 300 bis 500 Jahre alt.“ In deren gemauerten Gewölbekellern hätten die Bewohner Schutz gesucht, darunter auch ein Schulkamerad und seine Mutter. „Sie blieben solange dort, bis das Haus über ihnen zusammengestürzt ist“, sagt er traurig. An der Heckinghauser Straße habe er gesehen, wie eine Gaststätte niederbrannte, „das war eine ehemalige Schule, die älteste Schule Heckinghausens.“ Viele Häuser an der Heckinghauser Straße seien abgebrannt.

Andere Dinge weiß er aus Erzählungen. Zum Beispiel, dass es seiner Tante Liselotte Roth gelang, erste Brandherde in ihrem Haus an der Weberstraße mit Sand und Wasser zu löschen. Das motivierte die übrigen Hausbewohner zu helfen. Sie retteten das Haus Weberstraße 13, während ringsherum Sprengbomben fielen.

Und ein Feuerwehrmann erzählte ihm, dass eine Löscheinheit aus Bochum in der Bombennacht in Barmen war — warum, weiß er nicht. Sie konnte aus der brennenden Stadt nicht mehr heraus, aber wichtige Hilfe leisten: „Eine mutige Krankenschwester und mutige Männer holten am Werth, aus der Concordia und anderen Gebäuden Menschen aus den Kellern und brachten sie ins Schwimmbad Kleine Flurstraße — ins heutige Brauhaus.“ Die Feuerwehrleute konnten mit dem Wasser aus dem Becken das Feuer fernhalten. „Es sollen circa 2000 Menschen so gerettet worden sein“, sagt Meyer. „Und das ist der Grund, warum das Brauhaus heute noch steht.“