Zu dieser Hochzeit kam ganz Barmen

Heute vor 25 Jahren heirateten Angela und Werner Lerch bei Barmen Live. Die einmalige Feier hatten sie bei der IG Barmen gewonnen.

Foto: Gerhard Bartsch

Barmen. „Keine Sorge, da gewinnen wir eh nicht.“ Mit diesen Worten eröffnete Angela Lerch vor 25 Jahren ihrem Mann, dass sie beide zur „Wahl zum Traumpaar des Jahres“ angemeldet hatte. Nicht nur Linda de Mol inszenierte in den 90er Jahren eine Traumhochzeit, auch die IG Barmen suchte Wuppertals Super-Brautpaar, dessen Hochzeit vor Tausenden Leuten bei Barmen Live inszeniert werden sollte. Werner Lerch (71) macht, so seine Frau Angela (61), jeden Spaß mit. Aber ob er auch so gelassen geblieben wäre, wenn er gewusst hätte, dass die beiden wirklich einmal mit der Kutsche durch Barmen fahren und auf der Rathausbühne gemeinsam „Ganz in weiß“ von Roy Black singen würden?

Aber so kam’s. Und noch heute strahlt Angela Lerch bis über beide Ohren, wenn sie von der Mega-Hochzeit am 29. Mai 1993 berichtet. Mittags war die kirchliche Hochzeit in der Wupperfelder Kirche — standesamtlich hatten die beiden schon zwei Tage zuvor geheiratet. Danach wurde ein kurzer Zwischenstopp für Fotos eingelegt, ehe das Brautpaar gegen 14.45 Uhr mit der Kutsche über den Geschwister-Scholl-Platz fuhr. Angela Lerch erinnert sich: „Es war super Wetter und daher waren sehr viele Menschen in der Innenstadt. Da war kein Fleck mehr frei.“ Im Rampenlicht angekommen begrüßte die Frischvermählten erst einmal der Chorleiter Gotthilf Fischer und stimmte für das Paar ein Hochzeitsständchen an. Abends war für Angela und Werner Lerch dann ein Festzelt auf dem Geschwister-Scholl-Platz aufgebaut, wo sie mit ihren Gästen feierten. Dabei seien immer wieder fremde Besucher vorbeigekommen und hätten dem Brautpaar gratuliert. „Wir fanden das super, aber da muss man sicher der Typ für sein“, sagt Angela Lerch. Auch empfand sie die Hochzeitsfeier unter den Augen der Öffentlichkeit deshalb so angenehm, weil sie auf so viele positive Reaktionen stießen. „Vom Punker bis zum Rentner waren alle total nett und haben uns gratuliert“, erinnert sich die gebürtige Gennebreckerin.

Der Clou für das Paar: Die komplette Feier war für sie gratis. „Das war toll, wir hatten überhaupt keinen Stress mit der Organisation“, sagt Angela Lerch. Das Hochzeitszubehör wurde damals vom Einzelhandel gespendet, der die Aktion zum werbewirksamen Event machte. Vom Brautkleid von den Cinderella-Brautmoden über die Trauringe vom Juwelier Brune bis hin zu fünf CDs inklusive Hochzeitsmarsch vom Musikcenter am Werth holten sich die Lerchs alle Geschenke nach und nach bei den Händlern ab. Die Presse war immer dabei. Werner Lerch lacht: „Ich hatte einen netten Arbeitgeber und bekam an diesen Tagen immer frei.“

Doch der Weg zur geschenkten Hochzeit war kein einfacher. Nach einer ersten Bewerbungsphase kämpften sieben Paare in der „Concordia“ am Werth um den Titel. Eine Jury gab Punkte fürs Singen und Tanzen, zudem mussten die Paare bei einem Frage-und-Antwortspiel durch Übereinstimmungen ihre Kompatibilität unter Beweis stellen. Kein Problem für die Lerchs, die sich schon 15 Jahre kannten. Was nach lustigen Partyspielchen klingt, war aber eigentlich bitterer Ernst. Wie Angela Lerch berichtet, wollte jeder gewinnen: „Da ging es heiß er.“ Jede Runde schied ein Paar aus, bis es schließlich beim Paar-Duell ums Luftmatratze-Aufpumpen um alles ging. Wie die WZ damals berichtete, waren die Lerchs einen Sekundenbruchteil schneller als ihre Konkurrenten. Das Foto, wie sie als Sieger eng umschlungen auf der Matratze liegen, ist eine ebenso schöne Erinnerung, wie das Hochzeitsvideo der Mega-Party in Barmen. „Das schauen wir uns jedes Jahr an.“