Die Tanzgarde der KG Blau-Weiss Büderich tanzt und tanzt und tanzt. Seitdem die elf jungen Damen im Rosenmontagszug der Landeshauptstadt an der Berliner Allee in die mehrere hundertausend Mann starken Zuschauermassen eingetaucht sind, stehen die Füße nicht mehr still. „Wir tanzen nicht die ganze Zeit. Ungefähr die Hälfte des Zugweges marschieren wir“, gesteht Tänzerin Lea. „Aber wenn man dennoch noch mehrere Kilometer tanzt, kann man abends gut schlafen.“
Allerdings ist für die Blau-Weissen der Karnevals-Höhepunkt, also der Rosenmontag, mit dem Ende des Zuges noch nicht beendet. „Wir gehen dann noch gemeinsam essen und anschließend in einer Kneipe feiern“, berichtet Lea. „Schlaf nachholen kann ich ab Aschermittwoch.“
Die KG Blau-Weiss Büderich und die Büdericher Heinzelmännchen stellten zwei von insgesamt 79 Wagen des Düsseldorfer Rosenmontagszuges. Beide Gesellschaften hatten illustre Gäste an Bord: Bei den Heinzelmännchen fuhren Meerbuschs Bürgermeister Christian Bommers und die amtierende Schützenkönigin Heidemarie Niegeloh mit, bei Blau-Weiss warf der neue Präsident der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft, Christian Bodewig, die Kamelle mit vollen Händen in die Reihen der Karnevalsfans am Straßenrand.
Alle sind von der Atmosphäre begeistert. „Man kommt in einen Sog, der einen erst dann wieder los lässt, wenn der Zug beendet ist“, bekennt der Bürgermeister. „Karneval ist eine Kraft und gibt einem Kraft. Aus den Begegnungen mit den Menschen gewinne ich immer wieder Motivation, mich mit der Situation der Welt, des Bundes und der Stadt zu beschäftigen.“
Für Niegeloh, die eigentlich gar kein Gast bei den Heinzelmännchen, sondern seit elf Jahren Mitglied ist, ist der Rosenmontagszug Spaß pur. „Im Zug dabei zu sein, ist die pure Lebensfreude, mehr geht nicht“, schwärmt Niegeloh. „Man braucht überhaupt keine Drogen, um berauscht zu sein.“
Eigentlich geht die Schützenkönigin in der Heinzelmännchen-Fußgruppe mit, diesmal aber thront sie etwas über dem närrischen Fußvolk. „Ich habe beim Königsschießen an Christi Himmelfahrt versucht, nicht Königin zu werden. Das hat so gut geklappt, dass ich es geworden bin“, amüsiert sich Niegeloh. „Und traditionell fährt der König oder die Königin bei den Heinzelmännchen mit.“
Platz genug ist ja vorhanden, weil Heinzelmännchen-Präsident David Burkhardt als Sellerie-Prinz bei den „Närrischen Marktfrauen“ auf dem Wagen steht. Die Marktfrauen fahren direkt hinter den Heinzelmännchen. „Das ist gut so, da kann ich mal kontrollieren, ob die Heinzelmännchen auch alles richtig machen“, meint der Sellerie-Prinz augenzwinkernd.
Eigentlich hätten die Heinzelmännchen als Jubiläums-Verein – die Büdericher feiern in dieser Session 7x11 Jahre – ein Anrecht darauf gehabt, im ersten Drittel des Düsseldorfer Narren-Lindwurms zu fahren. „Darauf haben wir aber verzichtet, weil wir mit den Marktfrauen und unserem Präsidenten zusammen sein wollten“, erläutert Heinzelmännchen-Vorsitzende Ute Eidinger.
Es war den Heinzelmännchen eine Verpflichtung, Burkhardt die Möglichkeit zu geben, einmal Prinz zu sein. „Und er sieht als Sellerie-Prinz mindestens genauso gut aus, wie der große Prinz der Landeshauptstadt“, lobt Bommers. Der Prinz der Landeshauptstadt, Andreas I., ist von der Statur her keine Riese, auf den Karnevalsbühnen allerdings gehört er zu den ganz Großen.
Groß war auch die Fußgruppe von mehr als 100 Japanern, die Yurie Tagaki anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Städtepartnerstadt mit Shijonawate an den Rhein gelockt hatte.
Der Chef der Sebastianus-Schützen hatte sich bei Blau-Weiss einquartiert. „Ich war bereits einmal im Rosenmontagszug dabei, als ich König war. Es macht einfach unfassbar viel Spaß“, sagt Christian Bodewig. „In die glücklichen Gesichter der Menschen am Straßenrand zu schauen, ist einfach pure Energie.“ Besonders hat es ihm die Anfahrt auf die Königsallee angetan. „Das ist für mich die schönste Stelle im Zug“, so der Schützenchef.
Die Blau-Weissen hatten pro Person mindestens 140 Euro für ihr Wurfmaterial ausgegeben, manche sogar mehr. Richtig reingehängt hat sich Wagenbauer Patrik Spanke. Er hatte die Aufgabe, relativ kurz vor dem Zug den Gesellschaftswagen TÜV-tauglich zu machen.
„Eigentlich war ich fertig, dann kam der TÜV und meinte, ich müsse neue Blattfedern einbauen, am Aufbau etwas ändern und festere Geländer für die Treppen einbauen“, so Spanke. „Ich bin sozusagen einen Tag vor dem Zug fertig geworden.“ Dafür hat er viele Stunden zusätzlich aufbringen müssen. Die Mitglieder der KG Blau-Weiss Büderich dankten es ihm mit einer echten Rosenmontagssause während des Zuges durch Düsseldorf.
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