Gastronomie im Quartier „Wunderbarmen“ in Wuppertal: Die letzte Kothener Kneipe schließt ihre Türen
Wuppertal · Nach drei Jahren Gemeinschaft mit „rustikalem Nachbarschaftscharme“ haben Alexander und Tina Blume ihre Gaststätte geschlossen.
Stürmische Zeiten hat sie bereits hinter sich, war für Jung und Alt eine Anlaufstelle, ein Ort des Austauschs und der Gemeinschaft. Ende November vergangenen Jahres hat sie ihre Türen geschlossen – die Gaststätte „Wunderbarmen“, die letzte ihrer Art im Quartier Kothen.
„Drei Jahre lang haben meine Frau und ich die Gaststätte neben unserer Vollberuflichkeit betrieben“, erzählt Alexander Blume. „Es lief immer und immer besser, aber es wurde uns zu anstrengend“. Zunächst hatten er und seine Frau die Gaststätte nur hobbymäßig betreiben wollen. Damals noch unter dem Namen „Zum Schlosseck“ war die Kneipe im Zuge der Lockdowns während der Pandemie geschlossen. Dann hatten sie sich entschlossen, die Gaststätte zu übernehmen, das Fortbestehen dieses wichtigen Treffpunkts für Jung und Alt im Quartier zu sichern. „Da dachten wir: Wenn es andere nicht machen, machen wir es“, so Blume. Gesagt, getan. Am 10. Dezember 2021 sollte es so weit sein: Unter dem neuen Namen „Wunderbarmen“ haben sie die Gaststätte neu eröffnet. Was es mit dem Namen auf sich hat? „Es war ein Wunder, dass in Barmen zu Coronazeiten eine Kneipe aufgemacht hat“, schmunzelt Blume. Daher der Name, der seit 2021 den Eingang ziert. Die Gaststätte ist aber schon länger im Quartier verwurzelt. „Die gibt es seit den 60ern, es ist eine Revierkneipe durch und durch“, berichtet Blume. „Wir waren keine ‚schickimicki‘-Kneipe“, so Blume weiter. Vielmehr ein Treffpunkt mit rustikalem Nachbarschaftscharme, bodenständig, authentisch, gemütlich. Genau deshalb ein Ort für Jung und Alt. „Freitags hatten wir ein Publikum im Alter von 25 bis weit über 80“, erzählt Blume. „Und die haben sich prima verstanden“. Ihm und seiner Frau Tina sei es wichtig gewesen, dass sich alle Anwesenden in der Gaststätte wohlfühlten – und das generationenübergreifend.
„Wunderbarmen“ sei eine typische Eckkneipe gewesen, wo man sich trifft, sich unterhält. Eine Gemeinschaft, tief verbunden mit ihrem Quartier, ein Empfinden, das sich auch im Miteinander gezeigt hat. „Das macht es auch aus – die Leute, die dahinter stehen.“
Ein Schatz für das
ganze Quartier Kothen
Sie war die letzte Kneipe im Quartier, konnte „durchaus als kleiner Schatz angesehen werden“, hieß es auch in der offiziellen Broschüre des Bürgervereins Kothener Freunde aus dem Jahr 2024. Hier habe man nicht nur erfrischende Getränke und leckere Snacks gefunden, sondern auch anregende Gespräche und herzliche Begegnungen. „Es ist der Ort, an dem Geschichten geteilt, Freundschaften geknüpft und Erlebnisse gefeiert werden; ein Ort, an dem Neuigkeiten und Informationen aus dem Quartier ausgetauscht werden“, hieß es weiter. In Kooperation mit der Gaststätte „Wunderbarmen“ und dem Kleingärtnerverein Kothen hatten die Kothener Freunde im September 2022 die Initiative „offener Stammtisch BV Kothen“ ins Leben gerufen. Interessierte hatten jeden zweiten Donnerstag im Monat die Möglichkeit, Fragen, Anregungen oder Wünsche rund um das Quartier anzubringen oder sich einfach nur bei einem geselligen Beisammensein auszutauschen. „Die freundlichen Gesichter hinter der Theke kennen die Stammgäste beim Namen und schaffen es stets, neue Besucher willkommen zu heißen“, hieß es weiter in der Broschüre.
Umso schmerzhafter war es, als feststand, dass das Ehepaar Blume die Gaststätte nicht weiter betreiben wollte und konnte. „Wir hätten es liebend gerne weitergemacht, aber da war dann die Belastungsgrenze erreicht“, berichtet er. „Uns ging die Luft aus.“ Viele hätten versucht, sie auch davon zu überzeugen, weiterzumachen. Aber Vollzeit berufstätig sein und nebenher dienstags bis freitags ab 18 Uhr und samstags ab 19 Uhr die Gaststätte öffnen – ein Arbeitspensum, das nicht mehr zu bewerkstelligen war.
Was nun mit den Räumlichkeiten an der Straße Am Unterbarmer Friedhof 53/Ecke Fuchsstraße passiert, ist noch unklar. „Wir haben das letzte halbe Jahr verzweifelt versucht, einen Nachfolger zu finden“, sagt Blume. Aber es habe wenig bis keine Resonanz gegeben.