Mitteilung Wuppertal: Altbürgermeisterin Irmgard Wohlert verstorben

Wuppertal · Wuppertals Altbürgermeisterin Irmgard Wohlert ist am Sonntag, 5. Januar, kurz vor ihrem 90. Geburtstag verstorben. Das teilte das städtische Presseamt nun mit.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Oberbürgermeister Uwe Schneidewind würdigt das große ehrenamtliche politische und gesellschaftliche Engagement Wohlerts, das besonderen Vorbildcharakter besessen habe und über Parteigrenzen hinaus anerkannt gewesen sei: „Engagiert und ausgleichend, freundlich und doch kämpferisch in der Sache – so hat Irmgard Wohlert über viele Jahre Wuppertals Kommunalpolitik als Gründungsmitglied der Wuppertaler Grünen, Mitglied des Rates und erste grüne Bürgermeisterin einer bundesdeutschen Großstadt mitgeprägt“, so Schneidewind.

„Aus Sorge um die Zerstörung unserer Umwelt” sei sie zur Politik gekommen, hatte die dreifache Mutter erklärt, als sie im Herbst 1984 zum ersten Mal mit sechs weiteren Kandidaten der Grünen in den Wuppertaler Stadtrat einzog. Der Rat wählte sie dann, neben Bürgermeister Kurt Drees, als Vertreterin von Oberbürgermeisterin Ursula Kraus zur Bürgermeisterin. Die erste grüne Bürgermeisterin einer bundesdeutschen Großstadt sorgte in der Folge – insbesondere in Verbindung mit einer Frau im Oberbürgermeisteramt – für bundesweites Medieninteresse, das sogar bis ins Ausland reichte.

„Die große Aufmerksamkeit zu Amtsantritt kam Irmgard Wohlerts bescheidener Persönlichkeit wenig entgegen“, betont Uwe Schneidewind in seiner Würdigung. „Dafür trug sie mit ihrer leisen, pragmatischen Art und ihrem offenen Zugehen auf die Menschen in den folgenden Jahren als Repräsentantin der Stadt viel Gutes zum Verhältnis zwischen Bürgern und Rathaus, aber auch einiges zum Abbau von Vorurteilen gegenüber der eigenen Partei bei. Nicht nur bei den Mitarbeitern der Verwaltung war sie bald bekannt für ihren außerordentlich zugewandten, persönlichen Arbeitsstil. Ganz besonders lagen der gebürtigen Sauerländerin die Kinder am Herzen. So führte sie unter anderem als Bürgermeisterin eine Kinder-Sprechstunde im Rathaus ein.“

Nach der Kommunalwahl 1989 musste Irmgard Wohlert ihr Amt an Werner Draudt abtreten, weil die Liberalen die Grünen als drittstärkste Partei im Rat leicht überflügelt hatten. Im November 1994 drehte sich das Blatt noch einmal: Da bekleidete sie das Amt für eine weitere Wahlzeit, neben Bürgermeister Hermann-Josef Richter. Insgesamt war Irmgard Wohlert damit zehn Jahre Bürgermeisterin für Wuppertal. Stadtverordnete war sie 15 Jahre lang.

Auch außerhalb der Kommunalpolitik hat Irmgard Wohlert sich wirkungsvoll engagiert, ganz besonders im Vorstand des Wuppertaler Kinderschutzbundes, zu dessen Gunsten sie auch – ganz wie es ihre Art war – auf städtische Empfänge zu ihren runden Geburtstagen verzichtete.

Mit Ehrungen tat sich Irmgard Wohlert schwer, aber über den im Jahr 2006 einstimmig vom Rat beschlossenen Titel „Altbürgermeisterin” hat sie sich bei der Verleihung durch Oberbürgermeister Peter Jung im September 2006 doch gefreut.

„Wuppertal verliert mit Irmgard Wohlert eine Persönlichkeit, deren Lebensreise geprägt war von einem entschiedenen, aber pragmatischen Engagement für den Schutz der Umwelt, die Nachhaltigkeit und die soziale Gerechtigkeit. Ihre Vision für eine nachhaltige Stadt war klar und konsequent, und sie ging oft mit gutem Beispiel voran. Viele der von ihr begleiteten Projekte, etwa die Renaturierung der Wupper oder der Schutz von Grünflächen, prägen unsere Stadt und werden weitergeführt. Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie, ihren Freunden und all denen, die mit ihr zusammenarbeiten dürften und sie als Mensch schätzten. Wir werden ihr Andenken bewahren.“

(Red)