Stadtplanung Stadt plant Bürgerbeteiligung für Umgestaltung der Ortsmitte
Cronenberg · Bisherige Pläne hält die Verwaltung für nicht umsetzbar: Einbahnring sei wegen Rettungswache nicht möglich.
Mehr Aufenthaltsqualität, weniger Durchgangsverkehr, mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer im Ortskern des Stadtteils – das wünschen sich die Cronenberger schon lange. Mehrere Initiativen dazu waren bisher vergeblich. Jetzt gibt es zumindest die Aussicht auf tatsächliche Veränderungen. Stadtentwicklungsdezernent Arno Minas und Rüdiger Bleck, Leiter des städtischen Ressorts Stadtentwicklung und Städtebau, erläuterten jetzt in der Bezirksvertretung (BV), wie die Stadt vorgehen will.
Schon seit Jahren wird beraten, wie das Geschäftszentrum an der Hauptstraße vom Verkehr entlastet werden kann. In den 90er Jahren gab es ein Gutachten, auch 2003 formulierten Experten Vorschläge. Aber diese Untersuchung „Ortskernplanung Cronenberg - Verkehrs- und Städtebaukonzept“ entspreche „nicht mehr den aktuellen Rahmenbedingungen“, heißt es in der Vorlage für die BV-Sitzung.
Verwaltung: Einbahnstraßenring ist nicht realisierbar
Schon bei einer Überprüfung 2008 habe man festgestellt, dass der gewünschte Einbahnstraßenring über Hauptstraße, Rathausstraße, Lindenallee und Amboßstraße wegen der Rettungswache nicht realisierbar sei. Zudem würde eine solche Verkehrsführung maximal zehn Prozent Entlastung auf der Hauptstraße bewirken, weil zusätzlicher Verkehr erzeugt würde, so die Verwaltung. Von der Einbahnstraßenregelung hatte man sich bisher eine Beruhigung und mehr Platz auf der Hauptstraße erhofft.
Diese Idee hatte auch die Initiative „Cronenberg will mehr“ aufgegriffen, in Diskussionen engagierter Cronenberger entstand 2018 erneut ein Konzept mit Vorschlägen zur Verkehrsverbesserung. Der Heimat- und Bürgerverein machte daraus einen Bürgerantrag für die BV, im Ergebnis stellte der Rat im Dezember 2019 250 000 Euro für eine erneute Machbarkeitsstudie zur Verfügung. Die Vergabe war mehrfach angekündigt, jetzt soll sie umgesetzt werden.
Rüdiger Bleck erläuterte in der BV-Sitzung die Notwendigkeit neuer Daten. Gründe seien etwa veränderte „gesellschaftliche Werthaltungen“ – „Fahrradmobilität spielt eine andere Rolle“. Wichtig seien für die Stadt auch die Steuerung der Entwicklung von Einkaufszentren und die seit der letzten Studie erfolgten oder geplanten Bauprojekte.
„Dazu erscheint es angemessen, dass wir nicht am grünen Tischen entscheiden, sondern die Bürger und die Wirtschaft einbinden“, betont Bleck. Damit das unter Pandemiebedingungen möglich ist, ist das Verfahren „Crowdmapping“ geplant, eine Internetkarte, auf der Bürger Ideen eintragen können. Aber auch Postkarten sollen ausgelegt werden, auf denen sie Vorschläge einsenden können. Ende des dritten Quartals 2021 will die Verwaltung die Vorschläge auswerten.
Offen ist, ob und wie eine Verkehrszählung stattfinden kann. Während der Pandemie würde sie keine belastbaren Zahlen liefern. Dazu merkte Bezirksvertreter Oliver Wagner (SPD) an: „Wir wissen, was das Problem ist, der Verkehr muss da raus.“ Daher sei eine Zählung gar nicht so nötig. Trotzdem regte er an, dabei Bürger einzubeziehen, etwa über die Vereine.
Ende des Jahres soll nach Auswertung der Bürgerbeteiligung der Untersuchungszeitraum der Studie festgelegt werden, BV und Rat sollen sie in Auftrag geben. Oliver Wagner bat um eine Gelegenheit der BV, über die Beteiligungsergebnisse zu diskutieren. Arno Minas sagte eine Infoveranstaltung dazu zu.
Barbara Stenzel von den Freien Wählern warb für den Antrag ihrer Partei, der auf eine schnelle Umsetzung der Planung drängt und auf eine regelmäßige Berichterstattung pocht. Sie forderte einen „transparenten Dialog“. Die Mittel für die Studie sollten nur „Vorreiter“ für weitere Finanzierungen sein. Das unterstützte Günter Groß (CDU): „Bisher wurde nichts umgesetzt, nur Geld verbrannt“, kritisierte er. Jetzt sei es wichtig, dass das Geld „nicht nur für Planung, sondern auch für Umsetzung verwandt wird.“ Dem Antrag stimmte das Gremium einstimmig zu.
Kritik an dem geplanten Vorgehen hat Rolf Tesche, Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins: „Jetzt wird die Umsetzung wieder um ein Jahr verschoben“, monierte er. Die Bürger hätten sich doch bereits beteiligt: Bei den Diskussionen von „Cronenberg will mehr“ hätten alle Interessierten mitmachen können.