Projekt Fahrradmeisterei schafft Arbeitsplätze

Wuppertal · Je zwölf Stellen für Langzeitarbeitslose bietet die Einrichtung des Jobcenters bei Wicked Woods – ausgebildet wird an der Nordbahntrasse ebenfalls.

Wolfgang Gawlik und Jörg Reimertz vom Werkstatt-Team, Regina Wittmayer-Wagner als Geschäftsführerin der Wichernhaus GmbH und Paul Lottmann (Zweirad-Meister ) eröffneten die Fahrradmeisterei.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Anlaufpunkt plus Arbeitsplatz: Eine Neuheit rund ums Rad an der Nordbahntrasse, Höhe Wichlinghausen, dürfte nicht nur für Nutzer von Fahrrädern und E-Bikes zur festen Adresse werden. Die jetzt eingeweihte „Fahrradmeisterei“ ist zunächst ein Ort von Beschäftigung und Ausbildung - hinter der Einrichtung steht das Jobcenter Wuppertal. Gelernt wird in einer vom Wichernhaus angemieteten Werkhalle, an der Trasse selbst findet sich eine Servicestelle.

Die Trasse, stadtweit bekannt als Glanzstück moderner Mobilität, wirkt hier in Wuppertals Osten noch ein gutes Stück sportlicher als etwa am bekannten Mirker Bahnhof. Richtung Schulzentrum Ost öffnet sich hier ein Feld mit Abzweigungen, Spielwiesen und einem Bolzplatz. Hinzu kommt weithin sichtbar die Skatehalle „Wicked Woods“, zu deren Komplex die Servicestelle der „Meisterei“ gehört.

„Auch die kurze Zeit war sehr sportlich“, sagt Regine Widmayer-Wagner, Geschäftsführerin des Wichernhauses. Vor einem halben Jahr erst begann demnach die Suche, um passende Partner für das Projekt zu finden. Klar schien: So etwas würde es brauchen; der Bedarf an E-Bike-Einrichtungen dürfte in Zukunft sicherlich steigen.

Berufliche Integration ist ein Kernziel des Wichernhauses. Nicht zum ersten Mal kooperiert man mit dem Jobcenter, das nun für die Stellen sorgte: zwölf Arbeitsplätze sowie gleichfalls zwölf Ausbildungsstellen für Zweiradmechatroniker. Die Arbeitsplätze stehen speziell langzeitarbeitslosen Menschen mit Förderanspruch offen, zehn hat die Agentur bereits in die „Meisterei“ vermittelt, die zwei restlichen sollen bald folgen. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind betonte bei der Eröffnung den Gemeinschaftsgeist in der Stadt, der passende Partner zueinander führe, wie bei Widmayer-Wagner angeklungen: „So etwas ist nur möglich, wenn die verschiedenen Akteure eng zusammen arbeiten.“ Für den OB stecken in der Fahrradmeisterei ganz unterschiedliche Aspekte: „Verkehrswende verbindet sich mit sozialer Teilhabe.“ Damit hofft er nicht zuletzt auf Symbolkraft: „Das gibt Rückenwind und setzt auch ein kraftvolles Zeichen nach außen.“

Wichernhaus als
Träger gefunden

Beste Aussichten sprach auch Thomas Lenz, Leiter von Wuppertals Jobcenter, der neuen Adresse zu: „Dieses Projekt muss gesegnet sein“, meinte er und spielte auf die Andacht an, mit der Pfarrer i.R. Dieter Albat zuvor die Eröffnung eingeleitet hatte; die Wichernkapelle findet sich an der Langobardenstraße unmittelbar an der Servicestelle der „Meisterei“. Lenz umriss die Gründe der Agentur, solch eine Einrichtung für moderne Mobilität zu unterstützen: „Der Klimawandel macht das Leben auch in einer Stadt wie Wuppertal komplizierter“, er erinnerte an die Regenkatastrophe. Anwesend bei der Feier waren auch mehrere der Azubis, die seit Monatsanfang hier schon aktiv sind; ihnen rief der Jobcenter-Chef zu: „Mit dem Wichernhaus ist ein Träger gefunden, der euch sehr gut unterstützt.“

Die zwölf Männer mit diversem Hintergrund werden nun dreieinhalb Jahre lang auf den Beruf des Zweiradmechatronikers vorbereitet - „realitätsnah“, wie Projektleiter Paul Lottmann versichert. Die Ausbildung übernehmen als Handwerksmeister Wolfgang Gawlik und als Beauftragter Jörg Reimertz; Mohamad Sharbah komplettiert demnach das Team als Stütz- und Förderlehrer.

Ein Stück unterhalb der Werkhalle liegt die direkte Verbindung zum Verkehr: An der Servicestelle, Langobardenstraße 65, können defekte Räder zur Reparatur abgegeben und wieder abgeholt werden. Doch auch der Verkauf findet hier statt: Verkehrstüchtig gerüstet stehen hier künftig gebrauchte Fahrräder bereit, gern für Menschen mit wenig Geld, und umgekehrt nimmt man nicht mehr benötigte Zweiräder hier gern entgegen.

Lottmann freut sich auf zahlreiche Spenden: „Hier sind viele, die an Rädern arbeiten wollen.“ Zahlreiche motivierte Mitarbeiter also, denen das Schrauben und Instandsetzen gewissermaßen schon in den Fingern juckt. Neben deren Berufsperspektive bringt die „Meisterei“ damit auch für Radler ein nicht alltägliches Angebot in Wuppertals Osten: Wer hier einen runderneuerten Drahtesel erwirbt, kann gleich in die Pedale steigen und ihn auf Wuppertals vielleicht bekanntestem Radweg einweihen.