Beuys-Jubiläumsjahr Wuppertaler Kultureinrichtungen feiern 100 Jahre Joseph Beuys
Das Beuys-Jahr wird in Wuppertal im Skulpturenpark, Von der Heydt-Museum und mit einem Festival gefeiert. Beuys hatte eine Verbindung in die Stadt und sein Kunstansatz hat sie nachhaltig geprägt.
Wuppertal und Joseph Beuys sind untrennbar miteinander verbunden - wie Fett und Filz im Werk des Künstlers. In diesem Jahr, in dem sich der Geburtstag von Beuys zum 100. Mal jährt, soll das deutlich werden. Denn Wuppertal ist nach Düsseldorf die Stadt mit den wohl meisten Veranstaltungen zu Ehren des 1921 in Krefeld geborenen Künstlers.
Joseph Beuys und Wuppertal stünden seit 1953 in einer engen Verbindung, erklärte Roland Mönig, Direktor des Von der Heydt-Museums, in einer Pressekonferenz am Montag. Denn damals habe er seine erste Einzelausstellung im städtischen Museum Elberfeld gehabt. Der Weg führte über das berühmte 24 Stunden Happening in der Galerie Parnass im Briller Viertel 1965, wo Beuys und die Wuppertaler Fotografin Ute Klophaus sich kennenlernen sollten, zu der Begleitung Beuys’ durch Klophaus bis zum Jahr 1986, in dem Beuys starb.
„Faszinierender Dreiklang“, um Beuys’ Facetten abzudecken
Wuppertal ehrt Beuys mit der Teilnahme gleich dreier Institutionen am Beuys-Jahr. Mit dabei sind der Skulpturenpark Waldfrieden von Tony Cragg, das Kulturbüro und das Von der Heydt-Museum. Kulturdezernent Matthias Nocke (CDU) nennt das einen „faszinierenden Dreiklang, der viele Facetten von Beuys erfasst.“ Selbst, „wenn es sonst nichts geben würde, wäre das schon eine ganz fantastische Choreografie“, lobte Nocke das anstehende Programm.
Am vergangenen Wochenende hat bereits die Ausstellung im Skulpturenpark Waldfrieden begonnen. Tony Cragg selbst hat Joseph Beuys das erste Mal 1972 als Student in der Londoner Whitechapel Gallery gesehen. Er schwärmte, Beuys sei die Antwort auf die Frage gewesen: „Was ist charismatisch?“ Zwar habe Beuys den Satz geprägt, jeder sei ein Künstler. Aber Cragg schränkt das ein. Denn gerade bei Beuys zeige sich, dass alle Künstler sein könnten – das bedeute aber auch Arbeit. Die Ausstellung im Skulpturenpark zeige das anhand der 20 Exponate wie mehrerer schwarzer Tafeln, an denen Beuys seine Ideen gesammelt habe und etwa der „Badewanne für eine Heldin“. „Sobald man einen visuellen Haken hat, taucht man ein in eine komplexe Welt“, sagte Cragg. Die Exponate und Vorträge ergänzten sich, gäben Anlass zu einer engagierten Neubefragung des Werks. Aber, so zitierte Cragg Beuys: „Wer nicht denkt, fliegt.“
Das Wuppertaler Kulturbüro lädt vom 2. bis 6. Juni zu einem Performance-Festival an verschiedenen Orten in der Stadt ein. Leiterin Bettina Paust sagte mit Blick auf das 24 Stunden Happening: „Aus der einstigen Performance-Nacht wird ein Festival, das über fünf Tage geht“. Dabei gehe es nicht darum, „Beuys nachzuspielen, sondern sich mit dessen Gedankenkosmos auseinanderzusetzen.“ Um dem Anspruch gerecht zu werden, sind zwölf Künstler und -kollektive ebenso eingebunden wie zwölf Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen, die die Bedeutung der Aktionskunst im Werk von Joseph Beuys und insbesondere dessen Impulse auf die zeitgenössische Kunst und den Einfluss auf das soziale Leben zum Thema machen. „Damit ist dies die einzige Veranstaltung im Beuys-Jubiläumsjahr, die sich wissenschaftlich und künstlerisch mit Impulsen von Joseph Beuys auf performative Tendenzen in der Gegenwartskunst auseinandersetzt“, sagte Paust.
Paust ordnet Beuys in eine Linie mit anderen performanten Künstlern ein wie Else Lasker-Schüler, Peter Kowald, Peter Brötzmann und Pina Bausch und macht damit Wuppertal zu einem Zentrum performativer Kunst. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind (Grüne) nannte Wuppertal eine „hochperformante Stadt“, in der die von Beuys angestoßene Verbindung von Kunst und Stadtentwicklung wie in kaum einer anderen Stadt passe und lebendig werde.
Im Von der Heydt-Museum werden ab dem 19. September etwa 180 Fotografien der Wuppertaler Fotografin Ute Klophaus zu sehen sein - Aufzeichnungen und Reflektionen von 19 Aktionen von Beuys. „Es ist das erste Mal seit 35 Jahren, dass Beuys anhand einer solchen Vielzahl der Klophaus-Bilder zu erleben sein wird“, sagte Mönig. Die Fotografin hatte Beuys ab 1965 bis zu dessen Tod begleitet. „Wenn wir an Beuys denken, denken wir an die Bilder von Ute Klophaus“, sagte Mönig. Sie habe sein Image durch ihre Bilder geprägt.