Offen gesagt: In eigener Sache für Wuppertal Warum Sie heute unbedingt wählen müssen
Wuppertal · Lothar Leuschen findet gute Gründe: Es geht um die Zukunft der Stadt. Und mehr.
Unter so einer Überschrift kommen normalerweise die Innenansichten des Autors oder eines Unternehmens. In diesem Fall nicht. Zumindest nicht ausschließlich. Heute geht es um morgen. Es geht um den 13. September des Jahres 2020, es geht um einem Tag, der für die Zukunft Wuppertals sehr entscheidend sein kann, vermutlich auch ist. Wuppertal wählt. Knapp 270 000 Menschen im Alter ab 16 Jahren sind aufgerufen, einen Oberbürgermeister zu wählen, sie sollen Ratsmitglieder und Bezirksvertreter bestimmen. Alle fünf Jahre wieder. Und immer war es bedeutend. Aber diesmal ist es bedeutender. Wuppertal ist eine Stadt im Wandel, und es ist eine Stadt im Wanken. In den nächsten Jahren entscheidet sich, ob das Pendel Richtung Aufschwung ausschlägt oder nicht. Die gegenwärtige Situation ist vertrackt. Die Struktur der Stadt und der Gesellschaft hält zunehmend nicht mehr mit der Attraktivität Schritt, die diese Stadt auszeichnet. Dieser Prozess birgt Risiken, wenn er an Tempo gewinnt, ist er nur noch sehr schwer aufzuhalten und verliert Wuppertal an Anziehungskraft.
Morgen wählt Wuppertal ein neues Stadtparlament. Dessen 66 Abgeordnete sind in Kooperation mit der Stadtverwaltung beauftragt, das Gesellschaftsleben eines jeden Einwohners dieser Stadt so zu gestalten, dass jeder Einwohner frei, sicher und unter bestmöglichen Bedingungen in Wuppertal leben kann, ganz unabhängig davon, welche Partei er gewählt hat. Das fällt nicht leicht in einer Stadt, in der annähernd 20 000 Menschen keine Arbeit haben und mehr als 50 000 von Hartz-IV-Leistungen leben. Das heißt nämlich, dass heute mindestens jeder fünfte Wuppertaler von Gesellschaftsleben und Konsum weitgehend ausgeschlossen ist. Fast 80 Prozent sind das nicht. Das gehört auch zur Wahrheit. Aber diese Stadt und ihre Politiker im Rat und in den Bezirksvertretungen, der alte oder der neue Oberbürgermeister müssen und sollen alles dafür tun, dass die 80 Prozent nicht weniger werden. Darum geht es morgen im Grunde, wenn 270 000 Leute darüber entscheiden, welche Richtung diese Stadt in den nächsten fünf Jahren einschlägt.
Dabei sind die Grundvoraussetzungen klar. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Bodo Löttgen, hat es auf einer Wahlkampfveranstaltung in Wuppertal sehr treffend auf den Punkt gebracht: „Da kommt kein weißer Ritter, um Wuppertal zu retten“, sagte er. Und sehr wahrscheinlich hat er recht. Wuppertal wird nicht von außen mit Geld überschüttet werden. Es muss sich in erster Linie selbst helfen. Darum geht es morgen an der Wahlurne. Welchen Weg schlägt diese Stadt ein? Ökologie vor Ökonomie oder Ökonomie mit Ökologie? Schafft diese Stadt es, sich durch eine offensive Flächenpolitik als möglicher Wohn- und Wirtschaftsstandort bemerkbar zu machen? Gelingt es endlich, die erstklassigen Bildungseinrichtungen in einem schlüssigen Konzept auch außerhalb Wuppertals zu vermarkten? Schafft Wuppertal es, sich zum Wohle möglichst aller auf ein Verkehrskonzept zu verständigen, das diese Stadt zukunftsfähiger macht? Gelingt es, die Verwaltung Wuppertals so zu professionalisieren, dass Wuppertal nicht von einer Investitionspanne in die nächste taumelt? Fragen über Fragen. Und die Antworten gehen jeden an. Auf dem Johannes-Rau-Platz in Barmen hat der linke Altvordere Oskar Lafontaine seine Zuhörer zuletzt aufgefordert, genau das zu wählen, was für jeden Einzelnen das Beste ist. Das war ganz unabhängig von Lafontaines vorhersehbarer Wahlempfehlung ein kluger Hinweis. Er bezeichnet die Haltung, mit der möglichst jeder Berechtigte an die Wahlurne gehen sollte. Denn die Menschen, die dort zur Wahl stehen, gestalten diese Stadt und damit auch das gesellschaftliche Leben aller derzeit 363 000 Wuppertaler. Gut beraten ist, wer da nichts dem Zufall überlässt und am besten auch in den Jahren bis zur nächsten Wahl am Ball bleibt. Das ist notwendig, damit die Mandatsträger vor der Gefahr bewahrt werden, sich selbst genug zu sein. Was das bedeutet, war in den vergangenen Jahren leider allzu oft zu beobachten. Das kann besser werden, im Hinblick auf die Herausforderungen in der Zukunft muss es auch besser werden. Deshalb müssen Bürger sich mindestens per Wahlstimme einmischen. In eigener Sache.