Stichwahl Wuppertal hat einen neuen OB: Uwe Schneidewind schlägt Andreas Mucke
Deja-vu für die Beteiligten: Erst liegt der Amtsinhaber vorn, doch am Ende triumphiert der Herausforderer.
Wuppertal hat einen neuen Oberbürgermeister: Uwe Schneidewind, Kandidat der CDU und der Grünen, setzte sich am Sonntag in der Stichwahl mit 53,5 Prozent der Stimmen gegen Amtsinhaber Andreas Mucke (SPD) durch. Die Wahlbeteiligung lag bei 37,2 Prozent.
Es war ein ähnlicher Wahlverlauf wie schon vor zwei Wochen. Zunächst führte Mucke – dann drehten die Werte. Während im Palazio, dem ehemaligen Apollo an der Kasinostraße, wohin die CDU und Grüne zur Wahlparty eingeladen hatten, die Gäste schon „Uwe, Uwe“ skandierten, hielt sich der zu dem Zeitpunkt führende Schneidewind mit der Entgegennahme von Glückwünschen noch zurück.
Gebannt und mit Ehefrau Gundula im Arm verfolgte er die Auszählung auf der Leinwand. Erst als er die 52-Prozent-Marke knackte, sprang er auf die Bühne. Warum diese Marke? Sein Schneider habe ihm vor drei Jahren gesagt, „ich wäre die perfekte 52“, erklärte Schneidewind in seiner kurzen Rede. Die wurde immer wieder durch Beifallsstürme seiner Anhänger unterbrochen, wenn hinter ihm die neuen Zahlen aufblinkten und der Vorsprung wuchs und wuchs.
Nach und nach wurden die letzten Zweifel weggewischt. „Ich muss mich korrigieren: Es werden nicht ein paar 100 Stimmen mehr, sondern 5000“, meinte Klaus Lüdemann, Ratsherr der Grünen, der vor der Auszählung noch deutlich vorsichtiger war, was eine Prognose anging. Am Ende waren es sogar fast 7000 Stimmen, die Schneidewind mehr auf dem Konto hatte.
Hardt: Ein versöhnlicher
Abschluss für die CDU
Schneidewinds Wahl zum OB „ist eine historische Chance für Wuppertal“, stellte Jörg Heynkes fest, der die Kandidatur des ehemaligen Leiters des Wuppertals Instituts immer unterstützt hat. Jetzt müssten alle in den beiden Fraktionen und Parteien zusammenarbeiten, „um diese Chance auch zu nutzen“.
Während im Palazio gefeiert wurde, ging in Barmen die Laune in den Keller. „Ich habe verloren“, stellte Andreas Mucke, der in seinem Amtszimmer die Ergebnisse aus den Wahllokalen verfolgt hat, schon recht früh fest. Die Briefwahlbezirke hätten den Ausschlag gegeben. Gemeinsam mit Parteichef Servet Köksal machte er sich anschließend auf den Weg ins Brauhaus, wo sich die SPD-Anhänger getroffen hatten.
Der Partei bleibt zumindest der Trost, dass sie als Sieger aus der Ratswahl hervorgegangen ist. „Wenn zwei große Parteien einen gemeinsamen Kandidaten haben, dann ist es schwer, zu gewinnen“, sagte Andreas Mucke. Tröstende Worte und Lob hatte sein langjähriger Mitstreiter und Freund Stefan Kühn parat: „Wuppertal verliert einen Oberbürgermeister, der tief in der Stadt verwurzelt ist. Wir und ich sind stolz auf deine Leistung und du kannst es auch sein.“
Nach einem aus Sicht der Grünen und CDU eher verhaltenen Start in den Abend, der zunächst lange Mucke vorne sah, werden am Ende vor allem auch den Christdemokraten einige Steine vom Herzen gefallen sein. „Nach einem schwierigen Kommunalwahlkampf ist das ein versöhnlicher Abschluss für die CDU“, sagte Bundestagsmitglied Jürgen Hardt.
Es sei in der Stichwahl gelungen, die CDU-Wähler davon zu überzeugen, dass Uwe Schneidewind der richtige Mann an der Spitze der Stadt sei, um die Balance „zwischen Wirtschaft, Sozialem und Ökologie“ zu erreichen. „Bei mir herrscht einfach nur eine totale Riesenfreude“, sagte Ludger Kineke, CDU-Fraktionschef im Rat, dem die Erleichterung wie so vielen im Saal anzumerken war.
Die Party im Palazio dürfte noch einige Zeit gedauert haben. Schneidewind versprach jedenfalls noch auf der Bühne: „Es lohnt sich, hierzubleiben.“ Ehe er sich dann erstmal verabschiedete und eine Ehrenrunde durch das ehemalige Kino drehte, sich für Selfies ablichten ließ. „Wuppertal hat Lust auf Zukunft“, deutete Paul Yves Ramette, Fraktionsvorstand der Grünen im Rat, den Sieg am Ende.