Wuppertal in Bildern: Aufbruch um 1900
360 Seiten erinnern an die Wupperstädte zwischen altem Glanz und Moderne.
Wuppertal. Es ist eine bunte, vielschichtige Welt, die sich uns präsentiert: Bauten aus vielen Jahrhunderten vermischen sich mit den modernen zu einem lebendigen Körper - der Stadt. Nichts eignet sich besser als ihre Architektur, um in der Zeit zu wandern. Wuppertal hat bis auf Köln die meisten Baudenkmäler Nordrhein-Westfalens. Dennoch - an kaum einer Stadt scheiden sich die Geister so sehr, wie an Wuppertal, mit seinen alten Villen den endlos langen Treppen, aber auch den vom Krieg zerstörten Arealen, die pragmatisch neu bebaut wurden. Jetzt wurde der Bildband mit dem Titel "Der Aufbruch um 1900" vorgestellt, veröffentlicht vom Wuppertaler Verlag Müller und Busmann.
Auf 360 Seiten und mehr als 500 alten Fotos und Zeichnungen wird die Zeit wieder lebendig, die Wuppertal bis heute noch entscheidend prägt: Wuppertal als eine der bedeutendsten Industriestädte Europas - die Zeit, in der "die Vision Wirklichkeit wurde: Eine Hochbahn, über einem Fluß". Die Einwohnerzahlen Barmens und Elberfelds übertrafen zusammen mit rund 200.000 Bewohnern die Kölns. Um 1900 hatte die Architektur der Wupperstädte, als Hochburg der Industriellen und Arbeiter, ihren Höhepunkt erreicht: Das Barmer Rathaus, die Ruhmeshalle, die Stadthalle und auch der Hauptbahnhof Döppersberg wurden erbaut.
Anhand von Bildern und Texten wird entlang der Wupper die Gleichzeitigkeit von Aufbruchstimmung, dem Wagnis des Neuen aber auch das Festhalten am Wohlstand und Glanz des ausklingenden Jahrhunderts beschrieben, die sich durch ganz Europa zog: Art Nouveau, Modern Style oder Wiener Secession - ganz gleich, wie man sie nannte - es war die Suche nach einer neuen Formensprache. "Die Moderne in der Architektur des Wuppertales - Abendrot einer Epoche" lautet der Untertitel des von Hermann Mahlberg und Hella Nussbaum herausgegebenen Bandes.
"Hier ist man auf der Höhe der Zeit, gehört zur europäischen Avantgarde", stehen den oft historisierenden Villen des erstarkten Bürgertums sowie den Repräsentationsbauten einer reichen Stadt gegenüber. Hinzu kam eine neue Wertschätzung der Natur, die "Barmer-Anlagen" ermöglichten eine vielseitige Freizeitgestaltung besonders der Barmer, für die der Volkspark wesentlich wichtiger war, als die 1807 entstandene Hardt-Anlage.
Mahlberg und Nussbaum führen den Leser durch das Luisenviertel der Jahrhundertwende, entlang an der klassizistischen Häuserzeile gegenüber der Laurentiuskirche - führen ihn durch Innenräume etwa des alten Concordia Gebäudes am Werth oder auch durch ganz private Esszimmer und Wintergärten. Bauten, die heute nicht mehr existieren, werden in Erinnerung gerufen: Das Thalia Theater oder auch der alte Schwebebahnhof Döppersberg, der 1924 wiederum einem moderneren Bau weichen musste. Auch heute begegnen wir an jeder Ecke den steinernen Zeitzeugen, als wäre es selbstverständlich. Der Bildband schult den Blick, öffnet die Augen. Fazit: Eine wunderbar illustrierte, spannende Homage an das Wuppertal in seiner Blütezeit - eine detaillierte Einführung in die lokale Architektur um 1900.