Religion Kirchliche Hochschule eröffnet Institut für feministische Theologie

Die Einrichtung soll die „Vielfalt des Menschseins, des Glaubens und des sozialen Zusammenlebens“ erforschen.

Das neue Institut für feministische Theologie, theologische Geschlechterforschung und soziale Vielfalt an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal ist offiziell eröffnet worden.

Foto: Archiv: Andreas Fischer

Am Mittwoch ist das neue Institut für feministische Theologie, theologische Geschlechterforschung und soziale Vielfalt an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal offiziell eröffnet worden. Das Institut wird von Claudia Janssen und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Marie Hecke geleitet. Die Einrichtung verfolgt das Ziel der Institutionalisierung theologischer Geschlechterforschung und der entsprechenden akademischen Lehre an der Kirchlichen Hochschule.

Forschungsschwerpunkt des neuen Instituts sei „die Vielfalt des Menschseins, des Glaubens und des sozialen Zusammenlebens“, betonte Janssen anlässlich der Eröffnung. „Körper, Geschlecht, Sexualität und Liebe sind existentielle Dimensionen dieser menschlichen Vielfalt, die theologisch reflektiert werden.“ Fokus der Arbeit des Instituts sei es, Gender (also „Geschlecht“ oder „soziales Geschlecht“) als interdisziplinäre Querschnittsdimension in allen Fächern der Theologie zu etablieren und den Studierenden Kompetenzen zu vermitteln, die grundlegend für ihre theologische Bildung und die spätere Arbeit im Pfarramt seien.

 „Mit der Einrichtung des Instituts zeigt die Kirchliche Hochschule Wuppertal, dass Kontextualität und Diversität zu forschungsleitenden Paradigmen geworden sind“, erklärte Janssen weiter. Besonderes Gewicht werde auf die biblische Fundierung von Genderthemen gelegt. So wurde 2020 der Lehrstuhl Neues Testament und Theologische Geschlechterforschung eingerichtet, den Janssen innehat. „Genderkompetenz und ein fundiertes theologisches Wissen sind grundlegend dafür, um glaubwürdige Antworten auf die aktuellen Fragen nach Identität, Sexualität und Gerechtigkeit zu finden und so gesellschaftliche Transformationsprozesse aktiv mitgestalten zu können“, sagte sie.

Rektorin Konstanze Kemnitzer erinnerte daran, dass sich Mitte der 1970er Jahre erste Frauengruppen an der Kirchlichen Hochschule in Bethel gegründet hatten. In den 1980er Jahre seien dann im Bereich der rheinischen Kirche erste feministische Lehraufträge ergangen, seit Anfang der 2000er Jahre folgten Dozentenstellen zu dem Themenbereich. Mittlerweile seien feministisch-theologische Lehrhinhalte auch prüfungsrelevant. Mit der Gründung des Instituts sei nun ein weiterer Schritt erfolgt.

Den Eröffnungsvortrag hielt am Mittwochabend per Video-Übertragung Katharina von Kellenbach von der Evangelischen Akademie zu Berlin. Sie sprach zum Thema: „Warum Antisemitismus, Rassismus und Sexismus zusammengehören. Eine intersektionale Perspektive auf feministische Theologien und theologische Geschlechterforschung.“

Aktueller Aufhänger war dabei die Debatte um die US-amerikanische Schauspielerin Whoopi Goldberg, die für Aufregung gesorgt hat, weil sie im Fernsehen erklärt hatte, der Holocaust sei kein Rassismus gewesen, da es sich um ein Verbrechen innerhalb „zweier Gruppen weißer Menschen“ gehandelt habe.

Eine Fehleinschätzung, wie die Professorin erklärte, die lange Jahre in den USA gelehrt hatte. „Antisemitismus ist eine Form von Rassismus“, sagte von Kellenbach und verwies unter anderem auf eine diffamierende Karikatur, die im Zusammenhang mit der Dreyfus-Affäre in Frankreich erschienen war und in der ein jüdischer Anwalt als Affe dargestellt wurde. In Erscheinungsformen wie Antisemitismus, Rassismus und Sexismus gebe es Ideologien, die „parallel“ liefen, betonte die Wissenschaftlerin. Zudem fänden sich in jeder Religion Schriften, die die Unterdrückung anderer Bevölkerungsgruppen zumindest rechtfertigten.