Gefahren im Straßenverkehr Wuppertal: Mehr Kinder werden bei Unfällen verletzt

Wuppertal · Polizei und Verkehrswacht haben viele Aktionen, um auf Gefahren aufmerksam zu machen.

Die Kinder der Grundschule Ferdinand-Lassalle-Straße haben Käppis von der Verkehrswacht bekommen, damit Autofahrer sie besser sehen.

Foto: Verkehrswacht Wuppertal

Im Schnitt wurde 2022 alle 20 Minuten ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt oder getötet. Das teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Im Jahr 2022 seien 16 Prozent mehr Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr zu Schaden gekommen als noch im Jahr zuvor. „Nach einem pandemiebedingten Rückgang in den beiden Vorjahren ist 2022 die Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Kinder wieder gestiegen“, teilt Destatis mit. In Zahlen heißt das: 2022 kamen rund 25 800 Kinder zu Schaden. Ältere Kinder verunglückten demnach besonders häufig auf dem Schulweg.

Für die Polizei ist die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr ein sehr wichtiges Thema, das „bei uns voll im Fokus der Polizeiarbeit liegt“, erklärt Polizeisprecher Rafael Bringmann. Im Jahr 2023 sind bis einschließlich Juli insgesamt 70 Kinder im Straßenverkehr in Wuppertal verunglückt. Im Vergleichszeitraum 2022 waren es 60 Kinder. Die Unfallzahlen für den August 2023 liegen erst Mitte September vor. Die Polizei kann deshalb noch keine Angaben über Gründe machen beziehungsweise darüber, wie sich der Schulanfang Anfang August ausgewirkt hat. „Die Unfallzahlen zeigen in den Ferien jedoch normalerweise keine signifikanten Unterschiede zum sonstigen Verlauf“, sagt Bringmann.

„Prävention ist
mein Lieblingswort“

Der Polizei liege viel daran, die Zahl der Unfälle auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. „Dafür nutzen wir eine Vielzahl von Maßnahmen. Einige davon werden zu Beginn eines jeden neuen Schuljahres intensiviert und einige finden zu jeder Zeit im Jahr statt, um Unfällen mit Kindern auch langfristig entgegenzuwirken“, erklärt Rafael Bringmann. Im neuen Schuljahr werde zum Beispiel ein besonderer Schwerpunkt auf die Präsenz an Grundschulen gelegt, welche im weiteren Verlauf auch an weiterführenden Schulen gewährleistet wird. Die Sicherung der Schulwege stehe dabei im Fokus der Polizisten.

„Der Verkehrsdienst setzt dabei zum Beispiel auf Kontrollen an Fußwegen oder auch die Möglichkeit, Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen“, so Rafael Bringmann. Das Team der Pressestelle und der Öffentlichkeitsarbeit habe Hinweise zum Verhalten gegenüber Schulkindern im Straßenverkehr in ihren Sozialen Medien verbreitet, um die Menschen zu sensibilisieren.

Darüber hinaus gibt es Aktionen der Verkehrsunfallprävention und des Opferschutzes, um für mehr Sicherheit im Verkehr und auf dem Weg zur Schule zu sorgen. Dazu gehören die ganzjährige Kindersitzberatung durch die Verkehrssicherheitsberater, die jährliche Aktion „Siehst Du mich“ zu Beginn der dunklen Jahreszeit bei teilnehmenden Grundschulen und Kindergärten, Angebote für Radfahr-/Pedelectraining in Kooperation mit der Jugendverkehrsschule in den Sommerferien für Kinder, Eltern-Kind-Spaziergänge in den Kindergärten zur Vorbereitung auf den Schulweg sowie eine Schulumfeldbegehung in der 1. und der 5. Klasse. Zudem gibt es Hinweise auf vorhandene Elternhaltestellen beziehungsweise eigens eingerichtete Halteverbote, ausgehängte Banner der Verkehrswacht zum Thema Elterntaxi, ein pädagogisches Puppenspiel im Kindergarten, das Projekt „Sicher zur Schule“ mit einem Gesellschaftsspiel, Radfahr-Lernzielkontrolle in der 4. Klasse und ein Projekttag Verkehrsunfälle in der 5. und 6. Klasse. Zudem berichtet die WZ regelmäßig in ihrer Serie „Sicher ist sicher“, unter anderem auch zu den Themen Eltern-Kind-Spaziergang und Schulweg.

„Prävention ist mein Lieblingswort“, sagt Klaus Flieger, Vorsitzender der Verkehrswacht Wuppertal. Gerade erst habe die Verkehrswacht reflektierende Käppis an der Grundschule Ferdinand-Lassalle-Straße verteilt – damit die Kinder von den Autofahrern gesehen werden. Früher seien diese Käppis nur an die Erstklässler verteilt worden. Weil sie aber schnell von den Größeren das Stigma „Ihr seid die Kleinen!“ aufgedrückt bekommen hätten, verteilt die Verkehrswacht die Käppis nun an alle Jahrgänge.

„In der Ferienzeit laden wir Familien ein, auf den Verkehrsübungsplatz an der Ehrenhainstraße zu kommen“, sagt Flieger. Dort lernen die Kinder, mit Helm zu fahren, Ampeln richtig zu deuten und einen Kreisverkehr zu benutzen. Ab Januar werden in den Kindergärten Broschüren zum Thema „Sicher zur Schule“ an die angehenden Schulkinder und deren Eltern verteilt. „Dafür habe ich gerade 6000 Euro von der vom-Hemdt-Stiftung bekommen“, sagt Klaus Flieger. Eines ist ihm wichtig: „Wir drängen darauf, dass Kinder den Weg zur Schule alleine gehen. Sonst lernen sie das nie.“

Von städtischer Seite aus gebe es immer mal wieder Aktionen, „wo Kinder gemeinsam mit der Polizei Autofahrer anhalten und ermahnen oder loben“, erklärt Stadtsprecher Thomas Eiting auf WZ-Nachfrage.