Gesellschaft Wuppertal: Musikprojekt „Käthe“ will Transsexuellen Mut machen

Wuppertal · Willkommenskultur mit Ausrufezeichen.

Holger Müller vom Scot Schülercafé hat das Projekt mit seinem Song ins Rollen gebracht.

Foto: Kirchenkreis Wuppertal

Vier Jahre hatte Jugendleiter Holger Müller Rüya nicht mehr gesehen. Vor ihrem Schulabschluss war sie fast täglich ins Schülercafé Scot der Kirchengemeinde Gemarke-Wupperfeld gekommen. Doch da hatte sie noch einen anderen Namen und war ein Junge türkischer Herkunft.

Jugendliche, die trans- oder homosexuell, divers und queer sind, erlebt Holger Müller häufiger. Das Schülercafé, in dem täglich rund 60 bis 70 Kinder und Jugendliche ein- und ausgehen, heißt sie alle willkommen. Gastfreundschaft und Respekt gehören unbedingt zum Alltag der offenen Jugendarbeit, betont Müller, der das Schülercafé seit 17 Jahren leitet. Umso betroffener war er von dem, was Rüya ihm erzählte.

Gewalt und
Morddrohungen

Die Regenbogenflagge steht für die Vielfalt unterschiedlicher Lebensweisen.

Foto: dpa/Fabian Strauch

„Als junge türkische Transfrau hat sie einen unglaublich harten Weg hinter sich“, berichtet er. „Niemand in ihrem Umfeld hat akzeptiert, dass sie sich falsch in ihrem Körper fühlte. Sie hat Gewalt bis hin zu Morddrohungen erlebt und musste schließlich Zuflucht in einem Frauenhaus suchen.“

Er sei zutiefst beeindruckt gewesen, dass Rüya diesem Druck standgehalten habe und heute mit Selbstverständlichkeit und Stolz zu ihrer Entscheidung stehe. Ihre besondere Geschichte hat Holger Müller in einem Song verarbeitet. Er trägt den schlichten Titel „Käthe“, denn dieser eher altmodische Frauenname klingt für ihn liebevoll und selbstbewusst.

„Es soll ein mutmachendes Lied für alle Jugendlichen sein, ihren Weg zu gehen und dabei zu wissen: Sie sind nicht alleine, andere stehen hinter ihnen und gehen mit“, betont der Jugendleiter. Ein Song, der ein Ausrufezeichen für eine andere Willkommenskultur setzen möchte – und deshalb nicht nur Teil eines neuen Konzertprogramms seiner christlichen Rockband C.Braz sein sollte, sondern mehr.

Uraufführung mit
Party und Gottesdienst

„Wir wollen Käthe über die Grenzen Wuppertals hinaus bekannt machen“, erklärt die Jugendreferentin des Kirchenkreises, Bettina Hermes. Mit Unterstützung des Jugendreferates und einer engagierten Gruppe von Christen aus dem Bergischen Land ist deshalb aus dem Song ein großes Projekt geworden.

Das Lied soll als CD und als kostenpflichtiger Download auf allen Streamingdiensten zur Verfügung stehen. Dafür gibt es einen CD-Cove-Design-Wettbewerb. Der Gewinner erhält ein Wochenende (8. bis 10. November) in Wuppertal zur CD- und Videopremiere von Käthe und ein kostenloses C.Braz-Konzert.

Am 8. November findet im Schülercafé Scot die Uraufführung des Songs mit großer Party und Gottesdienst statt. Das Medienprojekt Wuppertal wird dann seinen Film über Rüya präsentieren, für den gerade Schauspieler gesucht werden. Parallel gibt es die Solidaritätsaktion „Ich bin Käthe“ in den sozialen Medien. Und wer den Song jetzt schon mitsingen möchte, kann dies im mobilen Tonstudio tun, das Holger Müller dafür eingerichtet hat oder sich digital beteiligen. „Am schönsten wäre es, wenn eine Million Menschen diesen Song im Netz mitsingen und damit ihr ganz persönliches Statement abgeben“, wünscht sich Holger Müller.