Studie Wuppertal schneidet in Städte-Ranking schlecht ab
Wuppertal · In einem Vergleich der „Wirtschaftswoche“ landet Wuppertal auf einem der hinteren Plätze. Die wirtschaftliche Entwicklung kommt gut weg. Es hakt aber in anderen Bereichen.
Im neuen Städtetest von „Wirtschaftswoche“, ImmobilienScout24 und IW Consult schneidet Wuppertal in Sachen Status Quo nicht gut ab. Die Stadt landet auf Platz 52 von 71. Das Bild ist aber nicht einheitlich. Denn in der Bewertung der Entwicklung der vergangenen fünf Jahre (Dynamikranking, Platz 33, +13) sowie der Zukunftsfähigkeit (Zukunftsindex, Platz 43, +7) kommt Wuppertal gut weg.
Die Studie „vergleicht Standortqualität, Wirtschaftskraft, Lebensumstände und Zukunftsperspektiven aller 71 kreisfreien Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern.“ Es geht darum, die „ökonomische Hierarchie“ der Kommunen aufzuzeigen. Das Niveauranking beinhaltet 52 Indikatoren, die die aktuelle Situation zeigen. Das Dynamikranking bewertet die Veränderung von 36 Indikatoren der vergangenen fünf Jahre. Und der Zukunftsindex umfasst 13 Indikatoren zu Innovation und Digitalisierung.
Wuppertal kommt im Niveauranking nicht über Platz 52 hinaus. Negativ schneidet Wuppertal in den Kategorien „Privat Überschuldete“ (Rang 70 von 71) und „Kitaquote 3-U6“ (Rang 69 von 71) ab. Positiv sind die Kategorien „Schulabgänger ohne Abschluss“ (Rang 14) und „Gewerbesaldo“ (Rang 19).
Beim Dynamikvergleich macht Wuppertal 13 Plätze gut. Nur zwei Städte in dem Ranking haben größere Sprünge gemacht. Teilweise steht Wuppertal weit oben: Bei „wissensintensiven Dienstleistungen“ belegt die Stadt Platz 1. Marco Trienes von der Wirtschaftsförderung erklärt, dass das etwa „mit dem Ausbau der Forschungsaktivitäten bei Bayer und der Digitalisierung in vielen Branchen und der Dynamik der Digitalwirtschaft“ zu tun habe. Daneben würden auch „Rechts-/Steuerberatung, Unternehmensberatung, Werbung/Marktforschung sowie Berufe aus dem Gesundheits- und Sozialwesen und der öffentlichen Verwaltung als wissensintensiv kategorisiert“.
Niedrige Mietpreise
werden schlecht bewertet
Positiv ist die Entwicklung demnach ebenso bei der Jugendarbeitslosigkeit (Rang 4). Die schlechtesten Werte erzielt Wuppertal bei der polizeilichen „Aufklärungsquote“ (Platz 67) und beim „Mietpreis“ (Rang 63). Erstere hat sich den Daten zufolge um 4,2 Prozent im Fünfjahresvergleich verschlechtert. Die Steigerung der Mietpreise liegt bei 12,7 Prozent in dem Zeitraum. Das wird allerdings abseits des Rankings weniger negativ gesehen. Thomas Wenge, Hauptgeschäftsführer der Bergischen IHK, zweifelt die Methodik an: „Ein Standort wird nicht attraktiv, wenn er unbezahlbar wird“, sagt er. Auch Marco Trienes merkt an, das könne man „kritisch diskutieren“. Aus seiner Sicht könnten auch moderate Preisentwicklungen interessant für Entwickler sein.
Im Zukunftsindex landet Wuppertal auf Rang 43, ein Plus von sieben Plätzen. Keine andere Stadt macht so einen Sprung. Hier landet Wuppertal vor allem mit Patenten und Beschäftigten aus Forschung und Entwicklung (Rang 11 bzw. 12) weit vorne. Die Nähe der beiden Platzierungen sei naheliegend, sagt Trienes, seien doch diese Beschäftigen für die Patententwicklung verantwortlich. Für Trienes beides Indikatoren, die eine starke Zukunftsorientierung der Wirtschaft zeigen.
Professor Markus Doumet von der Schumpeter School of Economics der Bergischen Uni sieht die Bewertungskriterien grundsätzlich als sinnvoll. Auch sei positiv zu bewerten, dass die Entwicklung berücksichtigt wird. Wobei die reine Platzierung weniger aussagekräftig sei als „die Änderungsrate in Relation zum Niveauwert“. Bei der Überschuldung zeige sich etwa eine Zunahme um 0,3 Prozentpunkte – bei Platz 35 in der Tabelle.
Auch seien die Zusammenfassungen zu Rankings „mit Einschränkungen nur bedingt aussagekräftig“. Denn die einzelnen Faktoren seien für Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen verschieden relevant.
Auch, schränkt er ein, müsse ein letzter Platz „nicht immer bedeuten, dass eine Stadt in diesem Bereich auch absolut gemessen besonders schlecht dasteht. Vielmehr kommt es darauf an, wie weit die einzelnen Werte für ein Kriterium auseinander liegen“. »S. 16