Wuppertal: Sonne, Narren und Kamelle (mit Video)
Bei Kaiserwetter zogen die Jecken über die Talachse — und wurden mit tausendfachem Wuppdika belohnt.
Wuppertal. Das diesjährige Motto der Wuppertaler Narren — „Komm mit — Mach mit — Lach mit“ — hatte sich auch die Sonne zu Herzen genommen und den Jecken im Tal einen strahlenden Sonntag geschenkt. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung unter den aktiven Karnevalisten und den 80.000 Zuschauern, die die Talachse vom Hofkamp bis Wupperfeld säumten.
Punkt 14 Uhr setzte sich die Narrenschar in Bewegung, aus den Lautsprechern tönte das „Lenchen“ von der Wuppertaler Mundart-Band Striekspöen — und alle sangen mit. Zuvor waren die Wagen an den Tollitäten, Prinz Armin I. und seiner Prinzessin Rita I., vorbeigezogen. Denn: Nur, wenn das Prinzenpaar den Zug abnimmt, darf er sich auch in Bewegung setzen. Zu beanstanden hatte der Prinz nichts und schickte die jecken Gefährte mit einem oder manchmal auch drei kräftigen „Wuppdikas“ auf die Reise gen Oberbarmen.
Besonderes Lob heimste dabei das kleine Prinzenpaar ein. „Ihr habt das ganz toll gemacht“, rief ihnen Armin I. zu. Die beiden kleinen Majestäten lachten über das ganze Gesicht, liegt doch eine anstrengende Session hinter Jeremy I. und seiner Prinzessin Lea I.
Nicht minder zu tun hatten die erwachsenen Kollegen. „Wir sind seit dem 4. Januar 3750 Kilometer gefahren“, berichtet Thomas Brunst. Bereits zum achten Mal kutschiert er das Wuppertaler Prinzenpaar von Sitzung zu Sitzung — ehrenamtlich versteht sich. Der Rosensonntagszug war auch für ihn, der im richtigen Leben Chemiefacharbeiter ist, der Höhepunkt der diesjährigen Session. Der Wuppertaler Karneval, so meint der 46-Jährige, ist viel besser als sein Ruf.
Das findet auch Nicole Grube. Sie ist zwei Jahren aktive Karnevalistin und fuhr als Hofdame der Prinzessin auf dem Wagen des Prinzenpaares mit. „Es macht einfach Spaß, dabei zu sein — besonders wegen der Kinder. Wenn ich in deren strahlende Gesichter schaue, ist das das Größte“, erzählte sie, strahlte dabei selbst über das ganze Gesicht und wurde nicht müde, Kamelle zu werfen.
Zwischendurch legte Grube noch eine heiße Sohle aufs Parkett: Während um sie herum geschunkelt und gesungen wurde, schnappte sie sich einen der Adjutanten und tanzte Foxtrott — unter erschwerten Bedingungen, immerhin schaukeln die Wagen bei der Fahrt fast so sehr wie eine Schwebebahn.
Der Prinz grüßte derweil nach links und rechts — auch die Zuschauer, die von ihren Wohnungen heraus zuschauten, wurden mit einem „Wuppdika“ bedacht, hatten doch manche ihre Balkone bunt mit Luftballons und Girlanden geschmückt. In Höhe der Völklinger Straße, wo das jecke Treiben immer am turbulentesten ist, ging ein Gruß auch an das Wuppertaler Urgestein und Sänger der Striekspöen, Paul Decker, der mit seiner Familie den Rosensonntagszug und das Wuppertaler Prinzenpaar feierte.
Noch bis Wupperfeld gaben die Tollitäten alles — bis die letzte Kamelle, insgesamt war es auf ihrem Wagen mehr als eine Tonne Zuckerzeug, unters Volk gebracht war. Während der Prinz den Dank der Narren entgegennahm, hatte seine Prinzessin lange nicht genug: „Es hätte ewig weitergehen können“, sagte Rita I.