Gesundheit „Demenz erfordert eine Menge Geduld“
An der Akademie für Gesundheitsberufe lernen Auszubildende verschiedene Krankheiten kennen. Um ihnen den Umgang mit Demenzkranken näher zu bringen, war jetzt das Kinder- und Jugendtheater dort zu Gast.
Am Dienstagmittag wurde die Wuppertaler Akademie für Gesundheitsberufe (AfG) zur Theaterbühne für ein besonderes Gastspiel: Dieter Marenz vom Kinder- und Jugendtheater präsentierte den Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege, Altenpflege sowie Physio- und Ergotherapie das Ein-Mann-Stück „Der alte König in seinem Exil“. Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Werk von Arno Geiger, der darin seine Erfahrungen aus vielen Jahren Begleitung seines demenzkranken Vaters niedergeschrieben hat – von der Fehldiagnose „Alterssturheit“ über eine Menge Frustration bis hin zum Einlassen auf die eigene Logik der von der Krankheit betroffenen Gedankenwelt.
Während ihrer Ausbildung erlernen die Schülerinnen und Schüler der AfG die medizinischen und pflegerischen Grundlagen im Umgang mit verschiedenen Krankheiten und erproben diese im praktischen Umgang. Das Theaterstück habe den Schülern den Umgang mit Demenzkranken auf einer anderen Ebene näherbringen sollen, so Katharina Abel, Leiterin des Fachbereichs Altenpflege: „Wir arbeiten täglich mit solchen Personen.“ Der persönliche Erfahrungsbericht von Arno Geiger habe das Thema noch einmal greifbarer für die Auszubildenden machen sollen als die reine Theorie.
Schwierige Kommunikation
mit Demenzkranken
Das Stück biete außer Ansätzen zur häufig schwierigen Kommunikation mit Demenzkranken jedoch auch wichtige Aufschlüsse über die Auswirkungen der Krankheit auf das Leben der Verwandten. „Wir sind ja nicht nur für die Betroffenen da, sondern auch als Berater für die Angehörigen“, betont Abel. Der Umgang mit Demenz erfordere eine Menge Geduld. So heißt es zu Anfang des Stücks: „Wir beschimpfen die Person und meinen die Krankheit.“
Auch für den Darsteller war es eine neue Erfahrung, das Stück statt im Theater im Flur der Akademie aufzuführen. „Ich fand das ganz beeindruckend“, so Dieter Marenz. Auch er habe mit dem Erarbeiten des Textes eine Menge über den Umgang mit Demenz gelernt, vor allem, dass es den Betroffenen nicht helfe, sie zurück in die Wirklichkeit zerren zu wollen. „Das ergibt überhaupt keinen Sinn“, so Marenz. Vielmehr müsse man sich auf den Bezugsrahmen der Betroffenen einstellen.
Obwohl die Auszubildenden der Kranken- und der Altenpflege besonders häufig in Kontakt mit Demenz kämen, sei die Thematik jedoch auch für die anderen Fachbereiche interessant, so Birgit Uerpmann, die zugleich die pädagogische Akademieleitung und die Fachbereichsleitung für Physiotherapie innehat. Schließlich könne man immer in den Kontakt mit Demenz kommen, auch wenn man die betroffenen Patienten wegen anderer Beschwerden in Behandlung seien. „Dann muss man auch damit umgehen können“, so Uerpmann.
Uerpmann und Abel sind sich einig: Die Aufführung wurde von den Schülerinnen und Schülern mit Interesse aufgenommen. Es sei wesentlich ruhiger gewesen als im Unterricht. Dieter Marenz sieht dafür vor allem die unmittelbare Erfahrung des Theaters verantwortlich, die es Film und Fernsehen voraushabe. „Youtube guckt einen nicht an.“ Den Auszubildenden ein Stück Kultur näherzubringen, sei ein weiteres Anliegen der Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtheater gewesen, so Birgit Uerpmann: „Ich glaube, dass heute viele dabei waren, die noch nie ein Theaterstück gesehen haben.“ Nach der erfolgreichen Premiere in der Wuppertaler AfG besteht die Überlegung, das Stück in der Zukunft auch in anderen Niederlassungen, etwa in Köln, aufzuführen.