Literatur Wuppertaler Autorin schreibt Buch über Menschen im Corona-Lockdown
Wuppertal · Tanja Heinze hat ihr neues Buch „Spuren der Seele“ veröffentlicht.
Sechs Menschen, die jeder individuell mit dem Lockdown wegen Corona umgehen, schildert Tanja Heinze in ihrem Buch „Spuren der Seele“. „Als der Lockdown kam, hatte ich das Gefühl, ich kann jetzt nicht einfach an meinem Krimi weiterschreiben“, erzählt die Elberfelder Autorin. Erst wollte sie ein Sachbuch zu Corona schreiben; dann jedoch merkte sie, dass sie als Romanautorin besser Geschichten aus der Virussituation erzählt. Sie veröffentlichte auf ihrer Facebookseite ihren Plan und erhielt sofort über 30 Bewerbungen von Interessenten. Daraus wählte sie sechs interessante Menschen für ihre Kapitel aus.
Alle Geschichten springen zwischen der Gegenwart mit ihrer Lockdown-Ruhe und der Vergangenheit hin und her – lauter wahre Geschichten. „Man war ja in dieser Zeit auf sich selbst zurückgeworfen und hat sich mit seinem Leben auseinandergesetzt“, sagt Tanja Heinze. So tauchte etwa bei der Dame mit dem Spitznamen Lupine die Erinnerung an ihre Ausbildung in einem Wuppertaler Altenheim auf: Damals erwähnte sie gegenüber einer anderen Auszubildenden, wie schrecklich sie es findet, dass manche Mitarbeiter so brutal mit den alten Pflegebedürftigen umgehen und dass dieses Verhalten niemanden kümmere. Die Kollegin erzählte das offenbar weiter. Anschließend sorgte der Heimleiter dafür, dass Lupine in keinem Wuppertaler Altenheim eine Anstellung fand, obwohl überall Stellen frei waren.
Mitreißend ist auch die Geschichte von Tim und seiner Familie: Der 13-Jährige wohnt mit vier Schwestern und einem seiner drei Brüder beim Vater. Mit zehn Jahren erlebte er mit, wie sich seine Mutter mit Tabletten umbringen wollte. Sie überlebte zwar, verließ ihre Familie jedoch anschließend. Tim versucht nun, seine jüngere Schwester zu trösten, wenn sie wegen des Verlusts der Mutter traurig ist. Und er ist stolz auf seinen Vater, der die große Familie trotz Berufstätigkeit managt, unterstützt von seinen Töchtern. Dabei erwähnt Tanja Heinze auch die brutale Arbeitsatmosphäre, der der Vater teilweise ausgesetzt war: Als er nach dem Selbstmordversuch seiner Frau für eine Woche krank war, forderte ihn sein Vorarbeiter auf, trotzdem zur Arbeit zu kommen.
Im Kapitel über Vittoria werden eine deutsch-italienische Ehe sowie das TiC-Theater thematisiert. Und in Elfenzauber schreibt die Autorin über das Schicksal einer Frau, deren einer Sohn als Kind an Krebs stirbt und der andere als Asperger-Autist nach mehreren Vorfällen in eine geschlossene Klinik muss. „Die Menschen waren alle froh, ihre Geschichte erzählen zu dürfen“, sagt Tanja Heinze. „Das ist eines der berührendsten Bücher, die ich geschrieben habe.“ Alle Namen sind im Buch geändert.
„Spuren der Seele“ hat 271 Seiten und ist für 9,99 Euro im Buchhandel erhältlich.