Gespräch Bäcker in der Corona-Krise: „Die Leute bestehen auf Handschuhe“

Wuppertal · Die WZ sprach mit Dirk Polick, Obermeister der Bäcker-Innung, über Hygiene, Kurzarbeit und Umsatzverluste.

Dirk Polick, Obermeister Bäcker-Innung Wuppertal-Solingen.

Foto: NN

Obwohl die Bäckereien im Bergischen weiterhin geöffnet haben, hat die Corona-Krise auch diese Branche empfindlich getroffen. Das berichtet Dirk Polick, Obermeister der Bäcker-Innung für Wuppertal und Solingen, im Gespräch mit der WZ.

Bei rund zwei Drittel der insgesamt zwölf organisierten Bäckerei-Ketten in den beiden Städten sei Kurzarbeit angelaufen. Schließlich seien Teile des Geschäfts weggebrochen. Polick sagt: „Bei uns ist etwa 22 Prozent des Umsatzes eingebrochen.“ Dahinter stünden beispielsweise ausgefallene Lieferungen – etwa an Schulen – und der Café-Betrieb der gezwungenermaßen stillsteht. Andere Kollegen berichteten von bis zu 30 Prozent Umsatzeinbußen.

Ein ganz besonderes Thema ist die Hygiene in den Bäckereien. Da seien besonders die Kunden sehr aufmerksam. Polick ist aufgefallen: „Bei belegten Waren sind die Menschen seit den ersten Tagen der Pandemie sensibler geworden.“ Zudem musste Polick, der an zwölf Standorten in Wuppertal und im Kreis Mettmann vertreten ist, die Erfahrung machen: „Die Leute bestehen auf Handschuhe.“

Eigentlich sei es laut Polick ausreichend, wenn die Backwaren mit Greifern angefasst werden und die Angestellte mit der anderen Hand das Geld entgegennehmen – doch das werde im Moment nicht akzeptiert. Dabei verweist Polick darauf, dass auch das Robert-Koch-Institut einen Übertragungsweg über Oberflächen – wie Backwaren oder Geld – nach aktuellem Stand der Forschung für nicht realistisch hält. „Jetzt ist allerdings nicht die Zeit, das zu diskutieren“, sagt Polick. Die tägliche Nutzung der Handschuhe habe allerdings negative Auswirkungen auf die Bediensteten, denn die Haut werde durch das stundenlange Tragen schwer angegriffen.

Besonders belastend sei die Situation für die Konditoren – schließlich gebe es in der jüngsten Zeit nicht mehr viel zu feiern. Polick: „Bei uns wurde auch schon die eine oder andere Hochzeitstorte abbestellt.“ Der Obermeister schließt mit einem Appell ab: „Vergesst nicht beim Einkauf das Handwerk. Den Bäcker, den Konditor und den Metzger.“ Die Supermärkten hätten aktuell ja sowieso schon jeden Tag Weihnachten.