Offen gesagt Wuppertaler Be-Hürdenlauf

Wuppertal · Wirtschaft ist überall. Sie geht jeden an. Deshalb braucht sie Begleitung, sie braucht Unterstützung und Korrektiv, damit sie möglichst vielen Menschen nützen kann.

Lothar Leuschen

Foto: Schwartz, Anna (as)

Am Donnerstag ist in Solingen Bahnbrechendes geschehen. Unternehmen aus dem gesamten Bergischen Land haben sich mit der Universität, der Bergischen Gesellschaft für Struktur- und Wirtschaftsförderung sowie mit der IHK zusammengetan, um den Verein Automotivland.nrw zu gründen. Das klingt zunächst wenig spannend, ist es aber. Denn dieser Verein könnte eine Zeitenwende einläuten. Womöglich gibt es ja doch einen gemeinsamen Bergischen Geist, wenn schon die Städte und deren Menschen bisweilen so unterschiedlich sind. Womöglich kann es dem Bergischen Land doch noch gelingen, ein weithin erkennbares Profil zu bilden. Und vielleicht hilft dieser noch kleine Verein mit dem etwas sperrigen Namen der Region dabei, nicht schon wieder zu den Strukturwandelverlierern zu gehören.

Denn das sich die Dinge ändern, dass digitale Transformation, neue Automobilität und gesellschaftlicher Wandel die Welt der Wirtschaft mindestens erschüttern werden, das ist gewiss. Arbeitsplätze verschwinden, ganze Berufe wird es nicht mehr geben, sie werden ersetzt durch etwas, das heute noch niemand kennt.

Umso mehr gilt es, darauf vorbereitet zu sein. Automotivland.nrw wird dem Bergischen Land dabei helfen. Dafür spricht schon die Mitgliederliste, auf der sich Unternehmen tummeln, die sich seit Jahrzehnten auf den Märkten der Welt behaupten.

Doch nichts bleibt wie es ist. Deshalb müssen sich die Akteure ändern. Die Unternehmenslenker der Region wissen das schon. Wo früher Konkurrenzdenken Kommunikation unmöglich machte, wird heute vernetzt. Moderne Strukturen sollen dem trotzen, was da kommt.

Wirtschaft ist überall, sie betrifft jeden. Deshalb braucht sie konstruktive Begleitung und Korrektiv, damit sie möglichst vielen Menschen nutzen kann.

Am Dienstag dieser Woche hat sich die Bergische Unternehmerschaft auf Einladung der Wirtschaftsjunioren in der Glashalle der Stadtsparkasse getroffen. Es ging um China, um das Zusammenwirken mit dem und auch gegen den neuen Wirtschaftsgiganten der Welt. Es ist nicht alles Gold, was glänzt in Peking und Chongqing. Aber in Wuppertal ist es leider nicht viel besser. Hier treffen Geschäftsleute, die sich zum Wohle ihrer Betriebe und deren Beschäftigten durch die Diplomatie der chinesischen Parteidiktatur lavieren, bisweilen auf Strukturen, die mit Fortschritt und Moderne nichts zu tun haben. „Gehen Sie mal bei uns ins Einwohnermeldeamt“, beantwortete ein Unternehmer die Frage nach Bürokratie in China. Die Lacher waren auf seiner Seite. Sie waren bitter.

Dass die Welt sich verändert, ist eine Binsenweisheit. Nur im Rathaus scheint sie nicht überall angekommen zu sein. Aber Profis brauchen Profis. Das ist ein weiteres Argument, die Stelle des Wirtschaftsdezernenten nicht erst übermorgen zu besetzen.

Was Profis nicht brauchen, sind Behörden, die keine Hürden abbauen. Wer Zeit hat, sich wochenlang mit Blumenkübeln auf einem Bürgersteig der Elberfelder Südstadt zu beschäftigen, ist für Unternehmer und Unternehmen nur ein weiteres Hindernis im Wuppertaler Be-Hürdenlauf.