Bestattungskultur Urnen und Co. sollen umweltverträglich sein
Bestatter registrieren Wandel. Viele Kunden legen Wert darauf, dass die Produkte nicht zu Lasten der Natur gehen.
Ein stabiler Eichensarg oder die Urne aus Kupfer und Edelstahl? Auch die Bestattungskultur unterliegt einem Wandel. Statt langlebiger Materialien steht heute deren Umweltverträglichkeit im Mittelpunkt, insbesondere die Fähigkeit, schnell zu verrotten. „Von manchen Friedhöfen – wenn auch noch nicht in Wuppertal – werden bereits schnell vergängliche Holzarten vorgeschrieben“, erklärt Stefano Bähr, Geschäftsführer von Ernst Bestattungen. Kiefer und Pappel seien etwa solche Holzarten. Bei den Lackierungen achten die Hersteller heute ebenso auf deren Umweltverträglichkeit wie bei der Bestattungswäsche. Gütesiegel und Zertifikate sollen das dokumentieren.
„Generell werden Friedwald-Bestattungen immer beliebter“, sagt Jan Andresen von Kirschbaum Bestattungen. Dann werden die Urnen unter einem Baum in einem Wald versenkt. „Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Urne biologisch abbaubar ist“, betont Jan Andresen. Entweder entscheiden sich die Angehörigen in diesem Fall für eine Urne aus Maisstärke oder für eine Holzurne. Bei den Modellen aus Maisstärke gebe es inzwischen eine breite Auswahl mit Kosten zwischen 80 und 150 Euro. Und auch im Krematorium werde die Asche in eine Kapsel aus Maisstärke abgefüllt, in die Name sowie Geburts- und Sterbedatum eingraviert seien.
In den Niederlanden sind die Bestimmungen lockerer
Wer seine Lieben im Meer bestatten will, muss noch besser abbaubare Urnen wählen. Hierfür bieten die Bestatter Urnen aus Pappmaché oder Gips an. „Dort wird die Asche direkt in die Urne gefüllt“, erklärt Jan Andresen. Gipsurnen gehen seiner Erfahrung nach besser unter.
Erlaubt ist die Seebestattung in Deutschland nur in bestimmten, festgelegten Gebieten durch einen registrierten Kapitän. Nächstgelegener Ort von Wuppertal aus ist Norddeich in Nordfriesland. In anderen Ländern – etwa in den Niederlanden – sind die Bestimmungen lockerer. Dort können Segelfans die Asche auch selbst im Meer bestatten.
Nötig geworden sind die schneller vergänglichen Bestattungsformen auch durch die Änderung der Trauerkultur: Wurden früher viele Menschen in Familiengräbern bestattet, die über Generationen hinweg weitergegeben wurden, so werden heute viele Gräber nach einer Laufzeit von 20 oder 25 Jahren aufgelöst. Der Trend geht zum pflegeleichten Grab, um Kinder und Enkel nicht mit Blumenpflege zu belasten, insbesondere, wenn die Angehörigen weit entfernt wohnen. Doch selbst bei einer Bestattung in einer Urnenwand freuen sich viele Menschen, wenn die Urne biologisch hergestellt wurde. Naturbestattungen sind weiterhin ein kleiner Anteil aller Bestattungen, aber mit steigender Tendenz. „Vor zehn Jahren gab es dafür hier in Wuppertal noch gar kein Angebot“, erinnert sich Stefano Bähr. Durch die Möglichkeit, vor Ort im Wald bestattet zu werden, wählen immer mehr Kunden dieses Angebot.