Wuppertaler Drogenfahnder stürmen in Solingen die falsche Wohnung

Bewaffnete Drogenfahnder holen nachts unbescholtene Frau aus Bett.

Wuppertal/Solingen. Udo Schuler (53, Name geändert) ist kein Kind von Traurigkeit, und sein Hobby sind Kriminalfilme. So saß er am vergangenen Donnerstag gegen 22.30 Uhr noch vor dem TV-Gerät und schaute sich einen „Tatort“ an. Seine Lebensgefährtin (48) lag bereits im Bett und schlief: Denn die Bäckereiverkäuferin muss morgens schon um sechs Uhr aufstehen. Doch dann geschah etwas, was das Pärchen „nie mehr“ vergessen wird.

„Plötzlich gab es einen unerhörten Knall. Meine Wohnungstür flog in den Flur, und mir völlig unbekannte Männer stürmten mit lautem Geschrei in die Wohnung. Sie hielten mir Taschenlampen ins Gesicht, dann sah ich die Mündung einer Pistole auf mich gerichtet - wie in einem schlechten Krimi“, schildert der 53-Jährige.

Er habe sich auf den Boden legen müssen. „Haben Sie einen Hund?“, sei er angebrüllt worden. „Nein, zwei Katzen“, habe er zitternd und verwirrt geantwortet, ohne zu wissen, wer denn da vor ihm stand. „Habe noch nie solche Todesängste ausgestanden“ Udo Schulers Lebensgefährtin schildert das Erlebte so: Sie sei durch den lauten Knall aus dem Schlaf gerissen worden. „Ich saß noch auf dem Bett, als ein Fremder ins dunkle Schlafzimmer stürmte, mich mit der Taschenlampe blendete und mir schreiend befahl: ,Sitzenbleiben, auf dem Bett sitzenbleiben!’“

Erst dann habe sie gesehen, dass auch dieser sehr kräftige Mann eine Pistole auf sie gerichtet hatte. „Ich erstarrte vor Schreck, dachte an einen Überfall. ,Der erschießt mich’, schoss es mir durch den Kopf“, schildert die 48-Jährige noch mit zittriger Stimme die „schlimmsten Minuten ihres Lebens“. „Ich hatte Todesängste.“ Niemand habe beim gewaltsamen Eindringen etwa gerufen „Achtung, Polizei!“. „Für uns war nicht zu erkennen, dass es sich um Polizisten handelt. Die waren ja in Zivil“, sagt sie und schüttelt sie immer wieder ihren Kopf.

Erst durch ihre Befragung habe sich dann herausgestellt: „Es waren Drogenfahnder, die dann wieder in den Hausflur hinausstürmten und die Wohnungstür des Nachbarn aufsprengten. Die hatten die Tür verwechselt!“, sagt der unbescholtene Solinger, dessen Partnerin tagelang nicht arbeitsfähig war. Die Nachbarwohnung sei dann mit Drogenhunden durchsucht, der Mieter in Handschellen abgeführt worden. Aber erst am Tag danach habe sich ein Kommissar der Wuppertaler Drogenfahndung bei Udo Schuler für den „misslichen“ Irrtum telefonisch entschuldigt.

„Wir bedauern die Verwechslung der Wohnung“, hieß es kurz und knapp aus dem Wuppertaler Polizeipräsidium. Man will sich jetzt nochmals mit den Solingern treffen. Oberstaatsanwalt Tilman Baumert zu dem Einsatz: „Es gab vier richterlich genehmigte Durchsuchungen von Wohnungen in Solingen-Mitte und Höhscheid. Dabei gab es drei Festnahmen.“ Ein Niederländer (23) sei Hauptlieferant für zwei einschlägig vorbestrafte Solinger (29, 25), die gedealt hätten. Ein 26-Jähriger habe die Drogen „nur“ gebunkert. Nur er erhielt keinen Haftbefehl. Baumert: „Sichergestellt wurden 6000 Euro Drogengeld in bar, dazu über ein Kilogramm Amphe-tamine und Marihuana.“ hpm