„Ich verkrafte das bestimmt alles“ Hayat-Inhaber aus Wuppertal hofft auf Stammzellenspender

Ölberg · Hayat-Inhaber Mehmet Yildiz ist an Blutkrebs erkrankt. Deshalb hat er die Menschen in seinem Umfeld nun gebeten, sich in der Stammzellenbank zu registrieren.

Mehmet Yildiz möchte seine Chancen auf einen geeigneten Stammzellenspender für seine Krebsbehandlung verbessern und bietet seinen Gästen und Freunden deshalb Typisierungs-Sets zum Mitnehmen an.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Eine traurige Nachricht erreichte die Menschen am Ölberg zu Jahresbeginn. Mehmet Yildiz, Inhaber des Lokals „Hayat“ an der Schreinerstraße ist an Blutkrebs erkrankt. Im sozialen Netzwerk Facebook hat er dies mitgeteilt und seine Gäste und Freunde gebeten, sich als potenzielle Stammzellenspender registrieren zu lassen, um seine Chancen, einen geeigneten Spender zu finden, zu erhöhen.

„Zurzeit bin ich schwach und kaputt“, berichtet Mehmet Yildiz. Am Dienstag versucht er sich von der kürzlich erhaltenen Chemotherapie zu erholen. Alle vier Wochen verbringt er eine Woche im Petrus-Krankenhaus zur Behandlung. Sein Körper bilde immer wieder viele rote Blutkörperchen, erklärt er. Die verdicken das Blut und so besteht die Gefahr, dass sich vermehrt Blutgerinnsel bilden. Dann müsse er schnell ins Krankenhaus.

Ein Kollege habe ihm vorgeschlagen, dass er Verwandte und Freunde fragen solle, sich als potenzielle Stammzellenspender registrieren zu lassen. Die Uni-Klinik Düsseldorf habe ihm zwei Sets für den Wangenabstrich für seinen Bruder und seine Schwester mitgegeben. „So kam die Idee. Wir haben viele Gäste im Hayat, das geht dann auch schneller, wenn wir die Sets da ausgeben und sie nicht in die Klinik müssen“, erklärt Mehmet Yildiz.

Den Aufruf zur Typisierung hat er am Montag gestartet, schon am nächsten Tag holten viele Gäste und Freunde ein Registrierungsset im „Hayat“ ab. Mehmet Yildiz und seine Familie stellen von nun an Sets zur Verfügung, die sie selbst aus dem Krankenhaus mitbringen und zur Auswertung und Typisierung wieder dorthin fahren. Die sind aber so gefragt, dass am ersten Tag nach seinem Aufruf schon nicht mehr genügend für alle da waren.

In den sozialen Netzwerken hat derweil die ganze Stadt von Mehmet Yildiz’ Schicksal erfahren. Seine Nachricht und der Aufruf wurden innerhalb eines Tages über 1200 Mal geteilt, über 250 Kommentare stehen mittlerweile darunter. Viele sprechen ihm Mut und Glück zu, andere teilen mit, dass sie sich schnellstmöglich typisieren lassen wollen. „Die meisten Leute denken, sie müssen ins Krankenhaus oder zu einer Datenbank fahren, aber das brauchen sie gar nicht. Sie brauchen nur das Stäbchen“, erklärt Mehmet Yildiz.

In Deutschland gibt es 26 Stammzellenspender-Datenbanken. Bei der DKMS sind allein in Wuppertal zum Beispiel 21 000 Menschen registriert, doch nur ein Prozent hat eine Chance zu spenden, erklärt Julia Ducardus von der DKMS. „Bis heute gibt es in Wuppertal 216 Echtspender“, teilt sie mit. Durch die Pandemie gibt es aktuell keine analogen Aktionen und Typisierungsveranstaltungen. Doch online läuft die Kampagne weiter. „Man kann sich die ganzen Unterlagen nach Hause bestellen“, erklärt Julia Ducardus. So kann man den Wangenabstrich bequem und ohne Infektionsrisiko in den eigenen vier Wänden machen.

Mehmet Yildiz ist seit 1982 auf dem Ölberg. Einige Stammgäste kommen seit mehreren Jahrzehnten, auch von außerhalb. „Mehmet und das Hayat, das gehört einfach zum Ölberg“, sagt Anwohner Klaus Lüdemann. Das Schicksal des Gastronomen hat ihn betroffen, er kennt ihn seit vielen Jahren. „Solange ich an Wuppertal denke, denke ich auch ans Hayat“, so Lüdemann. Das Lokal und der Inhaber seien die Realisierung des Begriffs „Multikulti“. Wirklich jeder gehe dort hin. Auch Bezirksbürgermeister Thomas Kring (SPD) kennt den 66-Jährigen seit über 30 Jahren: „Es verbindet mich ganz viel mit der Kneipe, aber auch mit ihm als Menschen, der mir als fürsorglicher, warmherziger Mensch begegnet ist“, erläutert Kring. Das Hayat sei im Prinzip wie ein zweites Wohnzimmer für viele Menschen im Umfeld, wo man reinkomme und immer Leute treffe, die man kennt.

Aktuell ist der stadtbekannte Gastronom nicht allzu häufig in seinem Lokal. Durch die Krankheit und die Corona-Pandemie ist er verstärkt auf die Hilfe seiner Familie angewiesen. Beim Einkaufen etwa, weil er im Moment selbst nicht Auto fahren darf. Erholungsphasen zwischen den Chemotherapien hat er nicht: „Wenn die eine Therapie vorbei ist, kommt die nächste“, sagt er. „Aber ich verkrafte das bestimmt alles“, sagt er lachend. Hoffnung habe er.