Protest Schüler demonstrieren für Verbesserungen an der „Else“

Elberfeld. · Jugendliche machten am Mittwoch ihrem Ärger über den Zustand der Gesamtschule Luft. Ihr Motto: „Wir sind Zukunft“.

Die Schüler verliehen ihrer Forderung nach einer Sanierung der „Else“ lautstark Nachdruck.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Da staunten die Passanten in der Elberfelder City nicht schlecht: 250 Mädchen und Jungen der Gesamtschule Else Lasker-Schüler zogen Richtung Hauptbahnhof an ihnen vorbei. Bereits beim Zwischenstopp am Neumarkt sorgten die Schüler – von der 6. Klasse bis zur Oberstufe waren alle Jahrgänge vertreten – für Aufsehen. Die Mülltonnen ihrer Schule benutzten sie als Schlagzeug, und die Umstehenden sahen bunte T-Shirts mit der Aufschrift „Wir sind Zukunft.“

Mehr Platz und eine gute Ausstattung für die Gesamtschule – darum ging es im November, als eine Schülerdemonstration nach Barmen zog und einen Forderungskatalog im Rathaus abgab. Bei diesem Protestzug gingen die Forderungen auch ans Land. „Kleine Klassen“, skandierten die Schüler, die sich auf dem Vorplatz am Döppersberg aufstellten. „Viel mehr Lehrer – mehr Beratung!“

Protest ist Teil der
Demo-Reihe von Schule3

Die Aktion reihte sich ein in die Reihe der Schülerproteste, die das NRW-weite Bündnis „Schule³“ seit September organisiert. Auch die „Else“ ist dort Mitglied. Bei „Schule³“ haben sich Schulen in herausfordernden Situationen zusammengeschlossen. Sie sind durch Inklusion, Integration und Begleitung von Kindern mit Migrationshintergrund gleich mehrfach gefordert. Hinzu kommen bildungsferne oder prekäre Verhältnisse in den Elternhäusern. Diese Faktoren führen zu einer Schülerschaft, die besonders von Ungleichheiten im Bildungssystem betroffen ist. Schon jetzt repräsentiert „Schule³“ rund 25 000 nordrhein-westfälische Schüler.

Bei einem Treffen mit Schulministerin Yvonne Gebauer im Sommer baten Vertreter des Verbunds um konkrete Unterstützung. Zum einen wurde eine größere pädagogische Freiheit gefordert. Zu den Vorschlägen gehörten unter anderem fächerverbindendes Arbeiten und größere Flexibilität bei den Lehrplänen. Zum anderen geht es dem Bündnis darum, auf dem angespannten Arbeitsmarkt qualifizierte Lehrkräfte für ihre Mitglieder zu gewinnen. „Schule³“ fordert deshalb Steuerungsmaßnahmen durch das Schulministerium. Lehrer sollen etwa durch Zulagen und weniger Pflichtstunden gelockt werden.

Doch das Gespräch mit Gebauer endete für „Schule³“ enttäuschend. Gebauer habe lediglich einen „Sozialindex“ angekündigt, so Schulleiterin Dorothee Kleinherbers-Boden, die die Demo am Mittwochvormittag begleitete. Dieser Index soll festhalten, in welchen sozialen Verhältnissen die Schüler jeweils aufwachsen. Überdies hätte diese Maßnahme erst ab 2021 gegriffen. „Das ist uns deutlich zu spät“, erklärte Kleinherbers-Boden. „Wir möchten gern, dass schneller was passiert.“

Viele Passanten bleiben vor den protestierenden Schülern stehen

Also bereitete man an der „Else“ den Protest vor. Im Fach „Darstellen und Gestalten“ studierte ein Lehrer die musikalische Begleitung mit der Tonnen-Perkussion ein. Zwei seiner Kolleginnen formulierten gemeinsam mit den Schülern griffige Slogans – das Richtige für einen Sprechchor. Daraus ergab sich bei der Aktion ein Wechselgesang, den die Gesamtschüler von Strophe zu Strophe vehementer vortrugen und der im dreifachen Refrain „Weil wir die Zukunft sind!“ gipfelte.

Alles in allem war es eine Performance, die etliche Passanten dazu brachte, stehenzubleiben und zuzuhören. Arnim von Herff konnte mit dem Schülerprotest mehr anfangen als mit der Wuppertaler Bildungspolitik. „Es ist ein Armutszeugnis für die Stadt“, meinte er, „dass die Schüler auf die Straße gehen müssen, um eine ordentliche Schule zu fordern.“

Der Protest von „Schule³“ geht bis zu den Sommerferien weiter. Im Februar wollen Schüler in Duisburg auf die Straße gehen, im März folgt eine Essener Schule. Nach Ostern wollen auch die Pädagogen ihren Unmut in die Öffentlichkeit tragen. So planen die Duisburger Gesamtschulen eine gemeinsame Lehrerkonferenz.