Jubiläum Gesellschaft Parlament: Zusammenhalt mit Tradition
Die katholische Gemeinschaft besteht seit 175 Jahren. In Zeiten von Corona setzt sie auf telefonischen Austausch.
Auch in schwierigen Zeiten halten sie zusammen. Die Mitglieder der Gesellschaft Parlament setzen während der Corona-Krise auf telefonische Kontakte. Sonst steht die katholische Gemeinschaft eigentlich für einen regelmäßigen Austausch mit Ausflügen, Reisen, Vorträgen und Festen. Das hat eine lange Tradition. Die Gesellschaft Parlament wurde vor genau 175 Jahren gegründet und ist damit einer der ältesten Vereine im Stadtgebiet. Die große Jubiläumsfeier konnte noch vor den verschärften Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitungen stattfinden. Jetzt liegen die Aktivitäten wie bei anderen Gruppen erst einmal auf Eis. Das menschliche Miteinander wird aber nach wie vor gepflegt.
Wichige Punkte der Versammlung werden schriftlich mitgeteilt
„Wir rufen uns regelmäßig gegenseitig an und halten uns auf dem Laufenden“, berichtet Vorsitzender Karl-Heinz Bruns. Die wichtigen Punkte der abgesagten Jahreshauptversammlung will er den Mitgliedern schriftlich mitteilen. „Wir tun, was wir können, um Kontakt zu halten“, so Bruns. Er verweist auf die lange Geschichte der Gesellschaft Parlament, in der es eben immer Höhe und Tiefen gab.
Schon bei der Gründung 1845 durch den Lehrer und Sozialpädagogen Johann Gregor Breuer war die Situation vieler Bürger im Tal nicht einfach. Die beginnende Industrialisierung brachte Wohnungsnot und soziale Probleme mit sich. Breuer wollte einen Verein etablieren, der für Freiheit, Geselligkeit und christliche Werte stand. Der Vereinsname Gesellschaft Parlament – abgeleitet vom französischen „parler“ für reden - war eine Kompromisslösung.
Ursprünglich schwebte dem geistigen Stifter ein „katholischer Leseverein“ vor, doch um nicht bei den Mitgliedern anderer Glaubensgemeinschaften anzuecken, einigten sich die Gründer auf einen neutralen Begriff. St. Petrus wurde als Patron beschlossen und seine Himmelsschlüssel sind noch heute das Symbol der Gesellschaft. Sie konnte sich zunächst frei entwickeln und wuchs bis 1920 auf 500 Mitglieder an.
Unter starken Druck geriet der Verein während der nationalsozialistischen Diktatur. Er musste sein Gesellschaftshaus verkaufen und einen starken Mitgliederverlust hinnehmen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Gesellschaft ihren Betrieb wieder in vollem Umfang auf. Ab 1950 öffnete sie sich auch für Frauen. Heute vereint die Gemeinschaft alte Traditionen mit modernen zeitgenössischen Ideen. „Wir sind schon lange offen für alle christlichen Konfessionen“, betont Karl-Heinz Bruns.
Eine wichtige Rolle spielt auch das soziale Engagement der Mitglieder. Ein entscheidender Motor war der Verein in seiner Anfangszeit für das St. Josef Hospital. „In der Gesellschaft Parlament wurde die Initiative zur Gründung des Krankenhauses gestartet, dem ersten in Elberfeld“, erklärt Stadtdechant Bruno Kurth in seinem Grußwort zum 175-jährigen Jubiläum. Aktuell hofft der Vorstand, dass der Verein seine Aktivitäten möglichst bald wieder aufnehmen kann. „Wir haben viele alleinstehende Senioren, für die unsere Gemeinschaft wichtig ist“, sagt die zweite Vorsitzende Christa Boedicker.
Die Sicherheit der Mitglieder gehe aber natürlich vor. Daher beziehen sich die Planungen vorerst auf die zweite Jahreshälfte. „Es laufen Gespräche über eine Beteiligung beim Breuer-Jahr“, sagt Karl-Heinz Bruns. Anlässlich des 200. Geburtstags des Pädagogen will die katholische Kirche in Wuppertal ab Ende November mit zahlreichen Veranstaltungen an Johann Gregor Breuer erinnern.