Parkour Grundschüler überwinden Hindernisse
Die Seiteneinsteiger-Klasse der Markomannenstraße lernt den Trendsport Parkour kennen.
„Wir haben ein Team, das die Burg angreift und ein Team, das die Burg verteidigt“, erklärt Sebastian Gies. „Und los geht’s!“ Von einem Kasten wagen die Neun- bis Elfjährigen den Sprung über einen Graben an den Barren. Von dort geht es über die aufgestellte Weichbodenmatte hinunter, über den Mattenwagen, dann schnell den gepolsterten Geschossen des gegnerischen Teams ausweichen und unter der Bank hindurch zum Ziel.
Noch bis zu den Weihnachtsferien verbringt die „Regenbogenklasse“ mit Seiteneinsteigern der Gemeinschaftsgrundschule Markomannenstraße die ersten beiden Unterrichtsstunden ihres Montags mit Parkour – der Kunst, Hindernisse zu überwinden.
Das sechswöchige Projekt ist ein Angebot der Initiative Uffis. Nach Kooperationen mit dem Von der Heydt-Museum und Müllers Marionettentheater ist der Parkour-Workshop das erste sportliche Projekt, das die Initiative in einer Seiteneinsteigerklasse anbietet. „Wir schauen jetzt mal, wie das funktioniert“, so Isolde Jaeger. „Aber bisher läuft es so gut, dass wir uns vorstellen können, das auch an anderen Stellen zu platzieren.“ „Es funktioniert super“, bestätigt Sportstudent Kevin Gaidies, einer von zwei Kursleitern, die von Uffis für den Workshop engagiert wurden.
„Das ist das schöne an Grundschulkindern: Die sind total energetisch, die wollen sich bewegen.“ „Man muss nur den Spieltrieb wecken“, bestätigt sein Kompagnon Sebastian Gies, der selbst seit 13 Jahren Parkour im Coaching- und Showbereich betreibt. Er hat schon Tagesworkshops für Flüchtlinge gegeben, mit so jungen Kindern und über einen längeren Zeitraum zu arbeiten, ist allerdings auch für ihn neu. „Das ist super, weil man die Kinder über die Zeit besser kennenlernt und natürlich viel mehr mit ihnen machen kann“, findet er.
„So etwas schweißt die Klasse zusammen“,sagt Stefanie Braig, die als Klassenlehrerin eine besondere Bindung zu den Kindern hat, über das Angebot von Uffis. Während der ersten beiden Jahre leitet sie so gut wie alle Unterrichtsstunden der Seiteneinsteiger, überwiegend Deutschstunden, bis sie bereit sind, in verschiedene Regelklassen eingegliedert zu werden. Dadurch verlassen das ganze Schuljahr über Schülerinnen und Schüler die Klasse und neue rücken von den stets gefüllten Wartelisten nach.
Die Seiteneinsteiger-Klasse der Markomannenstraße hat Platz für maximal 18 Kinder, von denen momentan die Hälfte aus Syrien stammt. Aber auch kroatische, serbische und türkische Kinder sind dabei – mit unterschiedlichsten Wissensständen. „Allen Kindern gerecht zu werden, ist da nicht immer einfach“, weiß Braig. Beim Parkour ist das allerdings kein Problem: „Wir machen die Bewegungen vor, so gibt es wenig Sprachprobleme“, so Sebastian Gies.
Die jeweiligen Parkour-Techniken werden spielerisch in Geschichten verpackt. Zuerst werden die Schritte und Sprünge einzeln und in verschiedenen Schwierigkeiten geübt – wenn nötig mit Hilfestellung – und dann in einen längeren Bewegungsablauf integriert. „Kinder in dem Alter haben überhaupt keine Angst“, beobachtet Kevin Gaidies. „Die verlassen sich auf ihr Körpergefühl und machen einfach.“