Zum 80. Geburtstag Wuppertaler Hartmut Pfecht führt ein Leben für das Ehrenamt

Wuppertal · Hartmut Pfecht feiert am Sonntag seinen 80. Geburtstag – einen großen Teil dieser Jahre hat er in Vereinen verbracht. Er blickt zurück auf sein bewegtes Leben.

Schon seit über 50 Jahren bezieht Hartmut Pfecht die WZ – jetzt feiert er seinen 80. Geburtstag.

Foto: Andreas Fischer

„Eigentlich sollte ich ein Buch schreiben“, meint Hartmut Pfecht an seinem Küchentisch in der Wuppertaler Wohnung, in der er seit 1977 lebt. Am Sonntag wird er 80 Jahre alt und blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Initiiert wurde das Gespräch von Sigrid Kruschinski, die als Schriftführerin gemeinsam mit Pfecht im Vorstand des Bundes der Vertriebenen in Wuppertal sitzt und Pfecht mit Geburtstagsgrüßen in der Zeitung überraschen wollte.

„Wie in so viele Vorstandspositionen bin ich auch in diese reingeraten, weil es einfach sonst niemanden mehr gab, der den Posten machen wollte“, erzählt Pfecht. Mittlerweile ist er bereits seit zwölf Jahren Vorsitzender des BdV. Der Verein hat 20 Landsmannschaften als Untergruppen, und auch hier mischt Pfecht seit etlichen Jahren mit: „Bei der Landsmannschaft Ostpreußen bin ich schon seit 15 Jahren Vorsitzender.“ Er selbst wurde in Wülfrath am 1. Dezember 1944 geboren und hatte keine familiären Berührungspunkte mit sogenannten Heimatvertriebenen, also Deutsche, die von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung betroffen sind, etwa Oberschlesier, Pommern, Ostpreußen oder Siebenbürger Sachsen – bis er seine Frau Rosemarie kennenlernt, deren Eltern beide aus Ostpreußen stammten. Seit 1957 setzt sich der Verein für die Interessen der „Millionen Deutschen, die infolge dessen Aufnahme in der Bundesrepublik Deutschland gefunden haben“ ein.

Viele glückliche Momente
in 56 Ehejahren

„So eine tolle Frau wie sie finde ich nie wieder“, betont er. Beide haben sich durch Zufall über Rosemaries Bruder kennengelernt und zweieinhalb Jahre nur Briefkontakt gehalten. „Damals war sie noch auf der Haushaltsschule in Bingerbrück am Rhein.“ Schlussendlich habe sie den ersten Schritt gewagt. „Das war völlig unüblich, aber sie hat mich gefragt, ob wir nicht heiraten wollen. Und obwohl wir so jung waren, sie 18, ich 20, haben wir es gewagt und im kleinen Kreis am 18. Dezember 1964 geheiratet.“ Bereut habe er es nie, gemeinsam haben sie zwei Kinder und viele Interessen über die Jahre geteilt. Seit vier Jahren ist Rosemarie inzwischen verstorben, doch in den 56 Ehejahren habe es viele glückliche Momente gegeben, erzählt Pfecht. „Sie hat mir häufig den Rücken freigehalten und war auch selbst in vielen Vereinen aktiv.“ So oft es ging, habe er sie mit eingebunden.

Seit 1962 bis zu seiner Pensionierung arbeitete Hartmut Pfecht bei der Bundesbahn, mit einer kurzen Unterbrechung durch den Wehrdienst. „Ich habe schon immer ein Talent fürs Organisieren und scheinbar auch fürs Reden“, sagt er und lacht. Deshalb sei er schon früh in die ehrenamtliche Arbeit hineingerutscht. „Meist waren es wirklich Zufälle, aktiv darum bemüht habe ich mich nie, irgendwo den Vorsitz zu übernehmen.“ Über die Jahre wurde er Vorsitzender der hiesigen Verkehrsgewerkschaft GDBA, war im Betriebsrat aktiv und Mitbegründer einer Betriebsmannschaft der Bundesbahn, des Fußballvereins „Palette Wuppertal“. „Da war ich 31 Jahre lang Trainer, habe auch andere Mannschaften trainiert, unter anderem die Damenmannschaft meiner Frau und beim FC 1919, und war natürlich auch im Vorstand.“

Dessen nicht genug: Tochter Marina hatte Interesse am evangelischen Gottesdienst, sodass auch hier ein weiteres Ehrenamt auf Hartmut Pfecht wartete: Als Presbyter leitete er die dortige Kirchengemeinde.

Zudem begleitet ihn schon sein Leben lang die Musik. „Ich habe schon früh Klavier und später auch Trompete gespielt, außerdem als Tenor in Chören mitgewirkt“, berichtet er. Laut seines Klavierdozenten hätte er das Talent dafür gehabt, auf ein Konservatorium zu gehen. „Aber das konnte meine Familie sich nicht leisten. Deshalb hatte ich damals den Weg zur Eisenbahn eingeschlagen.“ Fast 40 Jahre war er Mitglied des Männerchores Flügelrad, der sich inzwischen aufgelöst hat. Mittlerweile ist er bei den Chorfreunden Wuppertal aktiv. Wöchentlich treffe man sich zum Proben, regelmäßige Auftritte etwa in Seniorenheimen gehören ebenfalls dazu.

Besondere Auszeichnung
für den Ehrenamtler

All sein Engagement führte dazu, dass ihm am 1. Juli 2001 im Wuppertaler Rathaus das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde. „Das war eine große Ehre und ein besonderer Tag für mich.“ Für die Auszeichnung können Menschen vorgeschlagen werden, die sich beispielsweise gesellschaftlich oder sozial besonders engagieren. Mit seinen vielen Vereinstätigkeiten und Ehrenämtern erfüllte Pfecht wohl die Kriterien.

„Inzwischen bin ich froh, dass ich durch den BdV, die Landsmannschaft und den Chor immer noch eine Aufgabe habe. Nach dem Tod meiner Frau habe ich außerdem die Organisation der Handarbeitsgruppe übernommen“, erzählt er. Die habe er im Sinne Rosemaries weiterführen wollen, wobei keiner die Aufgabe übernehmen wollte. Der Bund treffe sich etwa zweimal im Jahr, einmal im Monat kommt die Landsmannschaft zusammen – beschäftigt ist Pfecht auf jeden Fall. „Und noch geht es mir auch gut, nur die Knie machen ein paar Probleme. Aber meine Tochter unterstützt mich glücklicherweise stark.“ Die Busreisen, die er bis 2019 für die Landsmannschaft organisierte, könne er inzwischen nicht mehr realisieren. „Über Corona ist viel kaputt gegangen, viele Mitglieder sind auch gestorben. Gerade über die Busreisen konnte ich unsere Mitgliederzahlen wieder auf über 100 steigern, inzwischen sind wir noch rund 40“, erklärt er. Nachwuchs fehle, wie auch in vielen anderen Vereinen.

Für seinen runden Geburtstag am Sonntag ist eine Feier mit Familie, Freunden und Weggefährten geplant. Sigrid Kruschinski jedenfalls richtet bereits jetzt im Rahmen des Vorstandes herzliche Glückwünsche aus und dankt für viele harmonische Veranstaltungen.