Religion Hochschulgemeinden bieten Raum für Gemeinschaft

Auf dem Campus Grifflenberg gibt es einen gemeinsamen Ort der Ruhe für katholische und evangelische Studierende.

Pfarrerin Tuulia Telle-Steuber und Klaus Große-Rohde.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Seit gut einem Jahr steht die gemeinsame Tür der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) und der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) für Studierende der Wuppertaler Universität offen. Zusammen haben sie in ihrem Zentrum am Oberen Grifflenberg direkt am Campus einen Ort der Gemeinschaft und des Miteinanders, aber auch der Ruhe und des Rückzugs geschaffen.

Dort stehen Pfarrerin Tuulia Telle-Steuber (42) und Hochschulseelsorger Klaus Große-Rhode (59) allen Studierenden mit Rat und Tat zur Seite. „Wir fragen nicht nach der religiösen Zugehörigkeit, bei uns sind alle Menschen willkommen“, betonen sie.

Spirituelle Angebote
im Semester

Das wird auch mit Blick in das Semesterprogramm der beiden Gemeinden deutlich. „Natürlich gehören spirituelle Angebote dazu, wie beispielsweise der Absolventen-Gottesdienst am Tag des Uniballs, den wir 2010 auf Wunsch der Universität eingeführt haben“, so Telle-Steuber. Im aktuellen Semester wurde eine Wanderung auf dem Jakobsweg mit „kulturell-spirituellen Impulsen“ organisiert, aber auch eine Kanutour auf der Wupper. Große-Rhode macht deutlich: „Unser Schwerpunkt liegt auf der Gemeinschaft.“ Diese wird etwa bei Kochabenden, in einem Salsa-Tanzkurs oder gemeinsamen Diskussionen, zuletzt beim Frühstück mit dem Bundestagsabgeordneten Helge Lindh, gefördert. Auf Weltabenden bringen internationale Gaststudierende ihre Heimat – auch auf kulinarische Art – näher.

„Was in unseren Räumen passiert, das entscheiden die Studierenden, die sich auf unterschiedliche Art und Weise einbringen können“, so Telle-Steuber. Gemeinsam mit Große-Rhode betont sie, dass von den Studierenden kein langfristiges und intensives Engagement erwartet wird: „Jeder investiert das, was er kann und möchte.“

Im Ergebnis werden so nicht nur Verbindungen zur Universität, sondern auch ins Tal geknüpft. „Mit unserem Format ‚Come on and sing!‘ haben wir mit Jens-Peter Enk, dem Wuppertaler Kreiskantor, alte Hits und neue Entdeckungen gesungen und als Höhepunkt einen Flashmob am Klavier im Hauptbahnhof inszeniert“, erzählt Telle-Steuber.

Nachhaltigkeit hat einen
hohen Stellenwert

Zudem wird mit universitären Einrichtungen zusammengearbeitet, wie Große-Rhode ausführt: „Mit Studierendenvertretern diskutieren wir die Anschaffung eines E-Lastenrads. Demnächst gründet sich in unseren Räumen eine Gepa-Fairtrade-Hochschulgruppe. Das Thema Nachhaltigkeit hat bei uns einen hohen Stellenwert.“

Ähnliches gilt für den wissenschaftlichen Bereich. So fand auch die Veranstaltung „Langer Abend der Erziehungswissenschaft“ in den Gemeinderäumen statt. Die erwähnten Weltabende werden von der Evangelischen Studierendengemeinde in Kooperation mit dem Akademischen Auslandsamt ausgetragen. Generell zeigen sich beide offen für weitere Kooperationen, wobei es klare Grenzen gibt, wie Große-Rhode betont: „AfD, Pegida und Co. finden bei uns keinen Raum.“

Beide motiviert das Miteinander, mit dessen Hilfe – insbesondere unter den Studierenden selbst – neue Kontakte bis hin zu Freundschaften entstehen. „Zudem bin ich sehr neugierig auf die einzelnen Lebensgeschichten und die Studierenden haben viel zu erzählen“, so Telle-Steuber. Manchmal ist von Seiten der beiden Kirchenvertreter Vertraulichkeit geboten und durch die seelsorgerliche Schweigepflicht gewährleistet: „Wir sind als Seelsorger aktiv und unterstützen Ratsuchende in Einzelgesprächen. Die Themen sind vielfältig: Da geht es um familiäre Probleme, Konflikte in der Beziehung, Prüfungsängste, Glaubensfragen.“

Zum Ende der Vorlesungszeit hatten beide Gemeinden im Juni zudem zum Semesterabschlussgottesdienst mit anschließendem „meet & greet & eat“ eingeladen. „Zum Semesteranfang werden wir unser Programm für das Wintersemester veröffentlichen“, so Telle-Steuber und Große-Rhode.